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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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er andren Tags. Diese Ge-
    schichte mag sich einmal ereignet haben, ir-
    gendwo vielleicht, aber schwerlich in Köpe-

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    nick, und sie würd über das alte Spree-Schloß
    immer hinweggezogen sein, wenn nicht beim
    Neubau des Schlosses die Errichtung der A-
    donis-Statue mit dem Eberkopf die Sage
    plötzlich fixiert und ihr Anlehnung und eine
    neue Heimat geboten hätte. So kommt es,
    daß man an den verschiedensten Orten den-
    selben Geschichten begegnet; die meisten
    dieser Orte sind gleichsam nur Filial, und der
    Mutter-Sagenort ist oft schwer zu bestimmen.
    – Der Medusenkopf am Portal alter Schlösser
    hat gewiß schon oft als schlangenumwundnes
    Portrait hartherziger Schloßherrn gelten müs-
    sen, und der alte Herr von Hake hat unzwei-
    felhaft Kameraden in allen Ländern. Der Satz,
    den ich aufstellen möchte, ist der: Das Volk
    hat eine Neigung, Allgemeines oder wenigs-
    tens an vielen Orten sich Findendes zu lokali-
    sieren , sobald gewisse Bedingungen erfüllt,
    gewisse äußerliche Anhaltepunkte für diese
    Lokalisierung gegeben sind.

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    Großbeeren

    »Unsre Gebeine sollen diesseits
    Berlin bleichen, nicht jenseits.«
    General von Bülow

    Zwei Meilen südlich von Berlin liegen die berühmten
    Felder von Großbeeren. Wer häufiger die Eisenbahn
    benutzt die daran vorüber ins Anhaltische und Säch-
    sische führt, wird es nicht selten erlebt haben, daß
    Fremde, die bis dahin lesend oder plaudernd in der
    Ecke saßen, plötzlich sich aufrichten und, mit dem
    Finger auf die weite Ebene deutend, halb zuversicht-
    lich, halb frageweise die Worte sprechen: »Ah, c'est
    le champ de bataille de Großbeeren!«
    Und wie die Fremden davon wissen, so natürlich vor
    allem auch die Berliner, die den »Tag von Großbee-
    ren« an jedem 23. August in pflichtschuldiger Dank-
    barkeit feiern. Aber sie feiern ihn, ohne sich zu ver-
    gegenwärtigen, wie der Sieg errungen wurde. Niemand weiß mehr von den Einzelnheiten oder gar von
    dem Gesamtgange der Schlacht zu berichten, und
    was von den Berlinern gilt, gilt auch von den Bewoh-
    nern des Dorfes selbst. Ich trieb mühevoll einen Ta-
    gelöhner auf, der den Schlachttag noch miterlebt
    und aus seinem Versteck heraus ein paar Tschakos
    oder Bajonettspitzen gesehen hatte. Das war alles.
    Über die gleichgültigsten Details hinaus war seinem

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    Gedächtnis nichts verblieben. Vollends verloren aber
    ist der , oder war es wenigstens früher, der von den beiden in Nähe der Kirche stationierten Invaliden
    irgendwelchen Aufschluß erwartete. Sie wußten ab-
    solut nichts von jenem Schlachtfelde, das jahraus,
    jahrein zu ihren Füßen lag und dessen bestellte
    Wächter sie waren, und nichts von jenem Kirchhof,
    um dessen Besitz einst so heiß gestritten ward.
    Und so mag sich denn im nachstehenden ein Über-
    blick über die damalige politisch-militärische Situati-
    on und daran anschließend eine kurze Beschreibung
    der »Bataille« geziemen.

    Die Schlacht bei Großbeeren
    am 23. August 1813
    Napoleon, als der Waffenstillstand abgelaufen und
    Österreich dem Bündnisse Rußlands und Preußens
    beigetreten war, richtete sein Hauptaugenmerk auf
    Berlin. Er beschloß, sich desselben zu bemächtigen,
    und ordnete zu diesem Zwecke die Bildung einer aus
    dem 4., 7. und 12. Corps bestehenden Armee an, an
    deren Spitze er den Marschall Oudinot stellte. »Sie
    werden mit einer solchen Armee«, hieß es in einer
    dem Marschall um die Mitte des August zugebenden
    Generalordre, »den Feind rasch zurückdrängen, Ber-
    lin einnehmen, die Einwohner entwaffnen, die Land-
    wehr auflösen und die Haufen schlechter Truppen
    zerstreuen.« Infolge dieser Ordre betrat Oudinots
    Armee, deren Sammelplatz Luckau gewesen war,

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    am 19. die Mark, rückte gegen Baruth und stand
    am 22. abends in dreimeiliger Entfernung von Berlin:
    das 4. Corps Bertrand bei Jühnsdorf, das 7. Corps
    Reynier bei Wietstock, das 12. Corps Oudinot zwi-
    schen Trebbin und Thyrow. Oudinot nämlich, wie
    gleich hier hervorgehoben werden mag, hatte nicht
    bloß den Oberbefehl über das Ganze, sondern auch
    noch den Spezialbefehl über das letztgenannte
    12. Corps.
    Am andern Tage sollte der Vormarsch gegen Berlin
    fortgesetzt werden, zu dessen Schutze die vom
    Kronprinzen von Schweden (Bernadotte) komman-
    dierte Nordarmee zwischen Ruhlsdorf, Heinersdorf
    und Blankenfelde Stellung genommen hatte. Der
    nächste Tag mußte voraussichtlich einen ernsten,
    vielleicht sogar den entscheidenden

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