Wanderungen durch die Mark Brandenburg
er-
schien, und antwortete dem sächsischen Divisions-
general, der ihn vor der List und Entschlossenheit
der Preußen warnte: »Sie kommen nicht.«
Aber sie kamen doch.
Um dieselbe Stunde nämlich, als unsere drei Batail-
lons starke Vorhut aus Großbeeren abmarschiert und
zum Überfluß auch noch Ordre von Ruhlsdorf her
eingetroffen war, »bis in die Verschanzungen vor
Berlin und demnächst bis über die Spree zurückzu-
gehen «, entschloß sich General Bülow, den ihm gegenüberstehenden Reynier anzugreifen und das ver-
lorengegangene Großbeeren zurückzuerobern. Er rief
seine Brigadegenerale zusammen, um ihnen den von
ihm gefaßten Entschluß mitzuteilen. Er habe sich
schon am Tage vorher von der Aktionsunlust des
Oberkommandierenden überzeugen können, der sei-
nen Mangel an Eifer mit seinem Mißtrauen in den
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Wert der ihm unterstellten »neuen Truppen« zu be-
gründen versucht habe. Diese »neuen Truppen« aber
seien, was ihnen in diesem und jenem auch fehlen
möge, vom besten Geiste beseelt und bedurften nur
einer entschlossenen Führung, um sich aufs neue zu
bewähren, wie sie sich schon vor dem Waffenstill-
stand und neuerdings wieder bei Luckau bewährt
hätten . Jedenfalls sei es sein Wille, nicht ohne ein vorgängiges ernstes Gefecht das Feld zu räumen.
»Unsere Gebeine«, so schloß er, »sollen diesseits
Berlin bleichen, nicht jenseits.« Alle Generale stimm-
ten ihm zu, wonach er ohne weiteres nach Ruhlsdorf
hin melden ließ: »er werde mit dem III. Corps avan-
cieren und Großbeeren innerhalb einer Stunde wie-
dernehmen«.
Als die Truppen von diesem Entschlusse hörten, er-
füllte sie plötzlich ein Geist der Zuversicht, und wie-
wohl sie durch vierundzwanzig Stunden hin nicht
Holz und nicht Stroh, kaum Kommißbrot und
Branntwein und eigentlich nichts als Regen und wie-
der Regen gehabt hatten, verlangte doch jeder nach
Kampf und brach in hellen Jubel aus, als es hieß:
»An die Gewehre!«
Die Dispositionen zum Angriff waren schnell getrof-
fen und lauteten:
Die Brigade Krafft, gefolgt von der Brigade Thümen,
avanciert gegen die Hügelposition zwischen Kirche
und Windmühle.
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Die Brigade Prinz von Hessen-Homburg avanciert
gegen die Position zwischen der Windmühle und dem
Vorwerk Neubeeren.
Die Brigade von Borstell endlich führt eine Seitenbe-
wegung aus und sucht den Frontangriff auf Großbee-
ren aus der diesseitigen linken Flanke zu soutenie-
ren.
Es war sechs Uhr, als sich die genannten Brigaden in
drei Linien von Heinersdorf her in Bewegung setzten.
Mit Erstaunen hörte Reynier die Meldung, daß das
gesamte Bülowsche Corps gegen Großbeeren heran-
rücke. Rasch indessen fand er sich zurecht, und be-
vor noch unsere Kolonnen auf halbem Wege heran
waren, hatten die Truppenteile seines Corps folgende
gutgewählte Stellungen inne:
Sächsische Division von Sahr:
Grenadierbataillon von Sperl in Großbeeren selbst;
Brigade von Bose (mit dem Regiment von Low in
Front) zwischen Kirche und Windmühle;
Brigade von Ryssel zwischen Windmühle und Neu-
beeren.
Sächsische Division von Le Coq:
im Rücken von Großbeeren, zwischen diesem und
der genshagenschen Heide.
Französische Division Durutte:
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rechts neben der Division Le Coq, also zwischen die-
ser Division und der nach Genshagen fahrenden
Straße.
Sämtliche Geschütze des Reynierschen Corps, sech-
zig an der Zahl, waren in die Front gezogen worden
und erwiderten sofort das Feuer, das Oberst von
Holtzendorf aus vierundsechzig preußisch-russischen
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Sechs- und Zwölfpfündern auf eine Distance von
1800 Schritt eröffnet hatte. Zunächst schien das
feindliche Feuer im Vorteil bleiben zu sollen: mehrere
preußische Geschütze waren demontiert, und eine
zerschossene Batterie mußte zurückgenommen wer-
den; als aber um ebendiese Zeit die schwedische
reitende Batterie von Cardell in die diesseitige Ge-
schützfront einrückte, gab Oberst von Holtzendorf
Befehl, bis auf 1200 Schritt zu avancieren. Alle Bat-
terien jagten vor, und im selben Augenblicke fast, wo
sich die Wirkung dieses Vorgehens erkennen ließ,
ließ General von Bülow die bis dahin in Deckung zu-
rückgehaltenen Brigaden Krafft und Thümen im
Sturmschritte gegen Dorf und Kirche vorbrechen.
Ein erbitterter Kampf entspann sich. Das 1. Bataillon
Kolberg griff Großbeeren in der Front an, während
rechts daneben Major von Gagern an der Spitze des
5. Reserveregiments auf
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