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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Zusammenstoß
    bringen.
    Und dieser Zusammenstoß fand auch wirklich statt.
    Eh ich jedoch eine Darstellung desselben gebe, ver-
    such ich eine Schilderung der sich gegenüberstehen-
    den Streitkräfte.
    Die Oudinotsche Armee, 70 000 Mann stark, bestand
    aus neun Divisionen, von denen fünf fremden Natio-
    nalitäten angehörten: zwei waren sächsisch, eine
    bayerisch, eine württembergisch und eine italienisch.
    Aber auch die verbleibenden vier französischen Divi-
    sionen ließen an Zuverlässigkeit allerhand vermis-
    sen, da man bei der letzten Aushebung auf das er-
    satzpflichtige Alter keine Rücksicht genommen, viel-
    mehr blutjunge Leute, die fast noch im Knabenalter

    2680
    standen, mit herangezogen hatte. Besonders unzu-
    verlässig war die zum 7. Corps Reynier gehörige Di-
    vision Durutte, die zum größten Teil aus Réfractairs,
    das heißt aus solchen, die sich der Aushebung bis
    dahin zu entziehen gewußt hatten, aus Déserteurs
    und Verbrechern gebildet war. Von den Befehlsha-
    bern kamen nur Oudinot und Reynier in Betracht,
    aber auch hinsichtlich ihrer blieb manches zu wün-
    schen. Oudinot machte den Oberbefehl nicht genü-
    gend geltend, ja vermied sogar die persönliche Be-
    rührung mit seinen Untergeneralen, während Reynier
    unlustig und erbittert über die Zurücksetzung war,
    die Napoleon ihn beständig erfahren ließ.
    Die diesseitige Nordarmee war viel stärker und um-faßte bis gegen 100 000 Mann. Aber auch die dieser
    zugehörigen Truppenteile waren von gemischter Na-
    tionalität und unterstanden, was der Hauptübelstand
    war, einem Oberbefehlshaber, der, ohne jedes Herz
    für die Sache, nur seinem persönlichen Interesse
    nachhing1) – ein Übelstand, der noch schwerer ins
    Gewicht gefallen wäre, wenn nicht der Geist der bei-
    den preußischen Heerführer, Bülow und Tauentzien,
    und kaum minder der in ihren Landwehren, aller
    mangelhaften Ausbildung und Bewaffnung unerach-
    tet, anzutreffende preußische Kampfesmut eine Ba-
    lance geschaffen hätte. Jedenfalls standen wir hinter
    der Oudinotschen Armee nicht zurück und hatten
    keinen Anspruch darauf, von Napoleon als »schlechte
    Truppe« und sogar als »Gesindel« bezeichnet zu
    werden. Der nächste Tag sollte denn auch zeigen,
    daß er die Rechnung ohne den Wirt gemacht und
    »l'enfanterie prussienne« sehr unterschätzt hatte.

    2681

    Beginn der Schlacht
    Der rechte französische Flügel, das 4. Corps Bert-
    rand, dirigierte sich am 23. in aller Frühe schon von
    Jühnsdorf gegen Blankenfelde, das bereits am vor-
    aufgegangenen Tage durch das diesseitige IV. Corps
    unter General Tauentzien besetzt worden war. Es
    entspann sich alsbald ein leichtes Gefecht, das bis
    gegen die Mittagsstunde fortgeführt wurde. Zu dieser
    Zeit wandte sich Bertrand an den links neben ihm
    stehenden Reynier und ließ ihn wissen, »daß er auf
    hartnäckigen Widerstand gestoßen sei, weshalb er
    Blankenfelde nur dann nehmen könne, wenn im
    Zentrum energischer vorgegangen und er (Bertrand) dadurch degagiert würde«. Da sich Reynier zu solchem »energischen Vorgehn« nicht bereit erklärte, ja
    mit Rücksicht auf das noch weit zurück befindliche
    Linke-Flügel-Corps Oudinot auch kaum erklären
    konnte , so schlief das Gefecht am rechten Flügel (Blankenfelde) ein und ward auch im ganzen Laufe
    des Tages nicht wieder aufgenommen.
    Bertrands Forderung, »im Zentrum energischer vorzugehn«, war unerfüllt geblieben, aber ein Vorgehen
    überhaupt hatte nichtsdestoweniger stattgefunden
    und zur Wegnahme des durch drei diesseitige Batail-
    lone besetzten Dorfes Großbeeren geführt.
    Infolge davon war das Zentrum der vorgeschobenste Punkt der französischen Angriffslinie geworden; der
    rechte Flügel bei Jühnsdorf stand um eine Meile, der

    2682

    linke, zwischen Trebbin und Thyrow, um anderthalb
    Meilen zurück. An ebendiesem linken Flügel befand
    sich auch das Oberkommando.
    Die Stellung bei Freund und Feind war um fünf Uhr
    die folgende:

    2683

    Die Entscheidung Von fünf bis
    sieben
    General Reynier, als ihm gemeldet wurde, daß die
    preußische Vorhut auf Heinersdorf zurückgezogen
    sei, ließ seine Truppen auf einem Hügelzuge, der sich
    in Front Großbeerens von der Kirche bis zur Wind-
    mühle und von dieser wieder bis nach dem Vorwerke
    Neu beeren zieht, ins Bivouac rücken. Er gewärtigte keines Angriffs mehr, der ihm ebensosehr der vorgerückten Stunde wie des in Strömen fallenden Regens
    halber unwahrscheinlich, ja beinah unmöglich

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