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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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die den Kirchhofshügel ver-
    teidigenden Sachsen eindrang und das hier stehende
    Regiment von Low zersprengte.2) Neue Bataillone, die
    Reynier aus der hinter dem Dorfe haltenden Division
    Le Coq in die Front zog, stellten das Gefecht zwar
    wieder her, und ein Vorbrechen sächsischer Ulanen
    parierte sogar siegreich einen diesseitigen Reiteran-
    griff. Aber dies war auch der letzte glückliche Mo-
    ment auf gegnerischer Seite. Denn in demselben
    Augenblicke fast, wo sich die sächsische Kavallerie
    dieses Erfolges rühmen durfte, wurde die gesamte
    feindliche Position von zwei Seiten her umfaßt, in-
    dem die gerade jetzt den Lilo-Bach passierende Vor-

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    hut der Borstellschen Brigade Großbeeren von Osten
    her, die Brigade Prinz von Hessen-Homburg aber die
    mehr nach Westen hin gelegene Hügelposition zwi-
    schen der Windmühle und dem Vorwerk Neubeeren
    erstürmte. Durch diese Bewegung von links und
    rechts her war die ganze in Front stehende Division
    Sahr abgeschnitten und hatte nur noch für ihren
    Rückzug zu kämpfen. Diesen bewerkstelligte sie ge-
    schickt und ging in guter Haltung, wenn auch unter
    erheblichen Verlusten, auf die genshagensche Heide
    zurück.
    Hiermit war die Wiedereroberung Großbeerens aus-
    geführt. Allerdings, da von den neun Divisionen der
    Oudinotschen Armee nur drei wirklich engagiert ge-
    wesen waren, lag es in der Möglichkeit, unsern Erfolg
    wieder bestritten zu sehen, und in der Tat wurde der
    Versuch dazu gemacht, als bei Dunkelwerden die
    Spitze des noch vollkommen intakten 12. Corps in
    verhältnismäßiger Nähe des Schlachtfeldes erschien.
    Aber auch dieser Versuch, an dem sich namentlich
    Kavallerie beteiligte, schlug fehl, und um neun Uhr
    schwieg das Gefecht.3) Unbehelligt gingen alle drei
    Divisionen vom Corps Reynier auf Löwenbruch und
    Wietstock, die Corps Bertrand und Oudinot aber auf
    Saalow und Trebbin zurück.
    Der erste Versuch Napoleons, sich Berlins zu be-
    mächtigen – der zweite führte zur Schlacht bei Den-
    newitz –, war gescheitert und hatte dem Corps Rey-
    nier, insonderheit den beiden sächsischen Divisionen,
    einen starken Verlust bereitet. Allein diese letztge-
    nannten verloren 28 Offiziere und 2096 Mann an

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    Toten, Verwundeten und Gefangenen. 14 Kanonen
    und 52 Munitionswagen waren außerdem eingebüßt
    worden. Unser Verlust bezifferte sich auf nicht mehr
    als 1100 Mann, alle vom Bülowschen Corps. Auf Sei-
    te der Schweden war nur ein Offizier verwundet worden.
    Berlin jubelte und betätigte seinen Jubel. Elf Wagen-
    reihen, mit Brot und Tabak, mit Bier und Branntwein
    beladen, setzten sich nach dem Bivouac von Hei-
    nersdorf hin in Bewegung. Auch von Eberswalde,
    Charlottenburg und Oranienburg erschienen Trans-
    porte.
    Der Kronprinz von Schweden erließ anderen Tages
    aus dem Lager von Ruhlsdorf ein Bulletin, in wel-
    chem er mit nicht allzugroßer historischer Treue die
    Begebenheiten der letzten Tage bekanntmachte.
    Hinsichtlich des Generals von Bülow und seines
    Corps hieß es wörtlich: »General von Bülow erhielt
    Befehl, den Feind anzugreifen . Er führte diesen Befehl mit derjenigen Entschlossenheit aus, die den
    geschickten General bekundet. Seine Truppen mar-
    schierten mit ebenjener Ruhe, die während des Sie-
    benjährigen Krieges die Soldaten des großen Fried-
    rich auszeichnete.« General von Bülow selbst enthielt
    sich begreiflicherweise jedes Hinweises auf die »Sol-
    daten des großen Friedrich«, unterließ aber nicht,
    das Tatsächliche richtigzustellen. »Ich faßte«, so
    heißt es in seinem Bericht an den König, »den
    Entschluß, den Feind anzugreifen, und wurde dazu
    durch einen nachträglichen Befehl des Kronprinzen autorisiert. Unter Einschluß der mir zugeteilten russi-2690
    schen Batterien sowie der Kosaken haben die Trup-
    pen Ew. Majestät allein gefochten.«
    Im übrigen war es keine große Schlacht gewesen.
    Einem energischen, aber wie gewöhnlich erfolglosen
    Artilleriekampfe war eine Dorferstürmung gefolgt,
    welcher es, aller Tapferkeit unerachtet, doch insoweit
    an allem Heldischen gebrach, als wir den Schlüssel
    der Position: die Kirchhofs stellung, in erheblicher Überzahl angriffen. Es bleiben aber solche vor den
    Toren einer Hauptstadt geschlagenen Schlachten
    immer ganz besonders im Gedächtnisse der Mensch-
    heit, einfach deshalb, weil die Zahl der durch solche
    Kämpfe zu direkter Dankbarkeit Verpflichteten um vieles größer ist als bei Provinzial- oder gar Aus-landsschlachten. Und so

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