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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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wie sein Ge-
    halt, seine Beschäftigung und vor allem seine Klei-
    dung gewesen sei. Kniehosen, Puderperücke, Silber-
    borten und Schuhschnallen, alles wurde genau be-
    schafft, wie's in alten Zeiten gewesen war, und wenn
    Besuch kam, präsentierte man den Diener des tollen
    Geist, als ob es dieser selbst gewesen wäre. Herr
    von Beier war verheiratet; seine Ehe zeigte sich je-
    doch nicht glücklich und wurde getrennt. Bald nach
    der Trennung verließ er Großbeeren, bestellte vor-
    läufig einen Verwalter und ging nach Österreich. Hier
    trat er als Lieutenant bei Wallmoden-Kürassieren ein.
    Das Regiment garnisonierte damals in Ungarn, und
    Beier verliebte sich sofort in eine vornehme ungari-
    sche Dame. Da der Vater derselben die Partie nicht
    wünschte, so sah sich der Liebhaber veranlaßt, die
    liebeskrank werdende Dame in der Rolle eines be-
    rühmten Arztes zu besuchen. Und ihr Leiden wurd auch wirklich gehoben, aber doch so , daß des Vaters
    »Ja« schließlich nicht wohl ausbleiben konnte. Nun

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    nahm von Beier seinen Abschied und führte die jun-
    ge Frau im Triumph nach Großbeeren. Wenn bis da-
    hin alles im Stil des »tollen Geist« gewesen war, so
    wurde nun alles ungarisch eingerichtet und nicht nur
    Pferde, Tabak und Wein, auch Diener, Koch und
    Kammermädchen kamen aus Ungarn. Die Dorfleute
    sagten, ihr Herr sei ein Türke geworden. Alles ging ungrisch und die Wirtschaft polnisch dazu.
    1837 verkaufte er das Gut und ging in die Welt.
    Seitdem ist er verschollen.
    In der Erinnerung der Dörfler hat er nur schwache
    Spuren zurückgelassen, aber das Bild des alten
    »Neck- und Feuerteufels«, der vor ihm da war, lebt
    fort von Geschlecht zu Geschlecht. Auch das Volk hat
    künstlerische Instinkte und unterscheidet Kopie und
    Original. Und wenn jung und alt abends beim Biere
    sitzen und von alten Zeiten plaudern, verweilen sie
    gern bei dem kleinen Kobold, »der keine Furcht
    kannte«, und erzählen sich mit immer gleichem Be-
    hagen die Schnurren und Schabernackstreiche vom
    tollen »Geist von Beeren«.

    1. Nach einer andern Lesart war ihr Verlobter
    ein französischer Offizier, der, in der Schlacht bei Großbeeren verwundet ins Herrenhaus
    geschafft und von Frau von Beeren gepflegt
    wurde. Diese Pflege schloß dann, wie ge-
    wöhnlich, mit einer Verlobung. Diese Version
    läßt sich übrigens mit der im Text erzählten in
    Einklang bringen. Capitain Willmer, wie sein

    2704
    Name ergibt, war ein Deutscher; da aber bei
    Großbeeren zwei sächsische Divisionen auf
    französischer Seite fochten, so ist es wohl
    möglich, daß er als verwundeter sächsischer
    Offizier die Bekanntschaft der Frau von Bee-
    ren machte.

    Berlin in den Tagen der Schlacht
    von Großbeeren
    Es war am 19. August 1813 – so entnehm ich alten,
    durch Friedrich Tietz1) veröffentlichten Aufzeichnun-
    gen –, als an den Straßenecken Berlins und zugleich
    in der »Vossischen« und »Spenerschen Zeitung«
    folgende Bekanntmachung erschien:
    »Wir eilen, die treuen Untertanen Seiner Majestät
    des Königs hierdurch zu unterrichten, daß in der
    Nacht vom 10. zum 11. d. M. die Kriegserklärung
    Österreichs gegen Frankreich erfolgt und der Waf-
    fenstillstand ebenso kaiserlich-russischer- wie uns-
    rerseits gekündigt worden ist. Die Zeit der Waffenru-
    he ist mithin überstanden, und der gerechteste
    Krieg, der jemals geführt worden, hat wieder begon-
    nen.
    Berlin, 18. August 1813

    2705
    Allerhöchst verordnetes Militär-Gouvernement für
    das Land zwischen der Elbe und Oder
    von L'Estocq – Sack«
    Scharenweise standen die Berliner an den Ecken, um
    diese Bekanntmachung zu lesen. Enthusiastisch und
    mit Hurra wurde sie begrüßt, aber es muß doch auch
    zugestanden werden, daß es nicht an Vorsichtigen,
    um nicht zu sagen an Ängstlichen, fehlte. So wurden
    beispielsweise viele Frauen und Kinder, die man nach
    Pommern und Mecklenburg hin in Sicherheit bringen
    wollte, von den zurückbleibenden Hausvätern zum
    Frankfurter und Oranienburger Tor hinausbegleitet.
    Andre waren geschäftig, ihre silbernen Löffel im Gar-
    ten einzugraben oder ein paar alte, noch von irgend-
    einem Paten herstammende Schaumünzen unter der
    Zimmerdiele zu verstecken.
    Unterdessen hatten wir seltsame Hilfe gegen den
    Feind erhalten. Wallensteins eben damals oft von
    Mattausch auf der Königlichen Bühne gehörte Worte:
    »Wir werden mit den Schweden uns verbinden, gar wackre Leute sind's und gute Freunde«, hatten sich
    als Prophezeiung

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