Wanderungen durch die Mark Brandenburg
grö-
ßeren Arbeiten gehören der eben erwähnten Epoche seines Lebens an. Es sind die folgenden:
»Transfiguration«. Kopie nach Raffael. In Rom 1824-
1828 gemalt. Befindet sich im Raffael-Saal in Sans-
souci.
2885
»Christus und die Samariterin«. Rom, 1827. Ehemals
im Besitze Fr. W.s IV. Wahrscheinlich in Schloß Bel-
levue.
»Vittoria von Albano«. Berlin, 1829-1830.
»Die Genzaneserin«. Berlin, 1829-1830.
»Christus vor Pilatus«. Berlin, 1832-1838. Altarbild
in der Berliner Garnisonkirche.
»Mirjam«. Berlin, 1836. Im Besitze der Königin Vic-
toria von England.
»Christus in der Wüste«. Berlin, 1837-1838. Im Be-
sitze König Fr. W.s IV.
»Der Herzog von Braunschweig auf dem Balle in
Brüssel« (vor dem Treffen bei Quatre-Bras). Berlin.
Im Besitze des Lord Egerton.
»Hirtin im Lande Gosen«, Motiv einer Figur aus der
»Mirjam«. Berlin, 1839. Im Besitze der Herzogin von
Sutherland.
Lebensgroßes Portrait des Prinzen von Wales. 1843.
Zweimal gemalt. Das eine im Besitze König
Fr. W.s IV., das andere im Besitze der Königin Victo-
ria.
»König Wenzel«. Berlin, 1844. Befindet sich im Kai-
sersaale des Römer, Frankfurt a. M.
2886
»Römische Frauen am Brunnen«. Rom, 1845. Für
den Berliner Kunstverein gemalt.
»Betende Römerinnen«. Rom, 1845. Im Besitze von
Paul Mendelssohn Bartholdy.
»Felix Mendelssohn«. Berlin, 1845. Lebensgroßes
Kniestück. Im Besitze von Sebastian Hensel. Öfter
kopiert.
»Bivouac des Herzogs von Braunschweig auf seinem
berühmten Zuge nach der Nordsee, vor dem von den
Franzosen besetzten Braunschweig. Die Bürger hul-
digen ihm.« – Kolossalbild, für den Thronsaal in
Braunschweig bestimmt gewesen. Unvollendet.
Des näheren auf diese Bilder einzugehen, müssen
wir uns versagen. Nur wenige Worte. »Christus vor
Pilatus« pflegt als seine beste Arbeit angesehen zu
werden und wird in der Tat, in Stil und Komposition,
von keinem andern seiner Bilder übertroffen; wir
dürften indessen kaum fehlgreifen, wenn wir, unter
voller Würdigung eines großen, ihm gewordenen An-
eignungstalentes (dies Wort im besten Sinne ge-
nommen), dennoch der Ansicht sind, daß seine vor-
züglichste Begabung nach einer andern Seite hin lag.
In eine spätere Zeit gestellt, die, wenigstens in vie-
len ihrer besten Schöpfungen, idealisierend an das
reale Leben herantrat, würd er ein geeigneteres Feld für seine Tätigkeit gefunden haben. Wir kommen
weiterhin auf diesen Punkt zurück.
2887
Den 14. Mai 1847 starb ihm die geliebte Frau, an der
er, vom ersten Tag ihrer Bekanntschaft an, in
schwärmerischer, immer wachsender Neigung ge-
hangen hatte. Hiermit war ein neuer Wendepunkt in
seinem Leben gegeben. Er nahm Abschied von je-
nem heiteren Reiche der Kunst, in das die Lalla-
Rookh-Tage ihn eingeführt, in welchem die römi-
schen Tage ihn befestigt und die dreißiger Jahre ihn zu Ruhm und Ansehn erhoben hatten; er nahm Abschied von diesem heiteren Reiche, sag ich, wobei
nur einzufügen bleibt, daß dieses Scheiden ein all-
mählich vorbereitetes Ereignis war. Cornelius' Er-
scheinen in Berlin, die gewaltige Tätigkeit desselben
und vor allem die großartigen Entwürfe zum Campo-
santo, die gerade damals entstanden, hatten ihn
bereits um die Mitte der vierziger Jahre fühlen las-
sen, daß es vergeblich sei, neben diesem Riesen zu
ringen. Ein andres Gebiet sich untertan zu machen, dazu war es zu spät. Den Zeichenstift behielt er in
der Hand, aber die Palette tat er beiseite.
Die bald eintretenden achtundvierziger Vorgänge,
schmerzlich, wie sie für sein loyales, ganz an dem
alten Preußen hängendes Herz waren, erleichterten ihm andrerseits in der Aufregung, die sie schufen,
den Übergang aus einem Lebensabschnitt in den an-
dern: aus seinem künstlerischen Schaffen in ein
künstlerisches Farniente. Die Märztage sahen ihn in
Waffen, der alte Jägeroffizier lebte wieder auf, und
als Kommandierender stand er an der Spitze des
»Berliner Künstler-Corps«.
2888
Keiner war dazu berufener als er. Royalist und alter
Militär auf der einen Seite, kannt er doch anderer-
seits auch die Künstlernatur genau genug, um mit
diesem Faktor zu rechnen. So gelang es ihm, dem
ganzen Corps, das sich aus disparaten und zum Teil
auch wohl desperaten Elementen zusammensetzte,
einen preußisch-loyalen Charakter zu geben und eine
Truppe heranzubilden, die wenigstens so zuverlässig
war, wie's ein solches Freicorps überhaupt zu
Weitere Kostenlose Bücher