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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Dies wäre das Herkömmliche. Wodurch sich aber das Bild von ähnlichen unterscheidet ist das, daß die Gestalten des Heilands und des in blanker Rüstung knienden Pfuel nicht gemalt, sondern basreliefartig in Holz geschnitten und nun erst an der ihnen zukommenden Stelle auf dem Bilde befestigt sind. Es ist dies das erste und einzige Vorkommnis der Art, dem ich begegnet bin. Mehr eigentümlich als schön. Man könnt es praktisch nennen, indem es die Aufmerksamkeit des Beschauers auf die beiden Gestalten hinzwingt , auf die es ankommt: auf den Gekreuzigten und den betenden Pfuel. Die blanke Rüstung des letzteren ist – ganz wie es sich für eine kleine Relieffigur geziemt – nicht durch Auftragen von Farbe, sondern durch Belegen mit Silberschaum hergestellt.
    Das Bild hat drei Inschriften: eine erste , die von dem »alten Pfuel« selber, eine zweite , die von dem Donator in Quilitz, und eine dritte , die von der Übersiedlung des Bildes nach Schulzendorf spricht.
    Die erste Inschrift am obersten Rande des Bildes ist unleserlich geworden.
    Zweite Inschrift: »Dies Epitaphium ist von dem edlen und ehrenfesten Jürgen Pfulenn seinem seligen Vater zum Gedächtnis gesetzet worden. Welchen auch (den ehrenfesten Jürgen Pfuel) der allmächtige Gott in wahrer Erkenntnis seines allerliebsten Sohnes Jesu Christi bis an sein Ende erhalten wolle. Amen.«
    Dritte Inschrift: »Aus schuldiger Hochachtung vor dem Stammvater der anitzo im Segen lebenden dreien Gebrüder, als Heine Friedrich Wilhelm, Georg Ludwig Ditloff und Carl Christoph August von Pfuhll, königlich preußischer Lieutenants, ist dies Epitaphium von ihnen aus der Quilitzschen Kirche erkaufet und allhier zum beständigen Andenken aufgerichtet worden den 20. September 1747.«
 
Garzin
    Garzin war bis vor kurzem noch reich an Erinnerungsstücken aus der Pfuelschen Zeit. Die Mehrzahl dieser Gegenstände hat indessen der gegenwärtige Besitzer von Jahnsfelde, ältester Sohn des 1846 verstorbenen Generallieutenants von Pfuell käuflich an sich gebracht und sie seiner höchst interessanten Familiengalerie eingefügt.
    Das Bemerkenswerteste, was der Garziner Kirche geblieben, ist eine 1654 in Hamburg gegossene Glocke . Dieselbe ist einerseits durch ein tellergroßes, in die Glockenwandung eingeschmolzenes Medaillon, das » Urteil des Paris « darstellend, andrerseits durch ihre plattdeutschen Inschriften interessant. Diese sind freilich nur zum Teil verständlich. Die untre, einreihige Inschrift lautet: »Gegaten tho Hamborch Anno Domini 1654 Junius.« Dazu:
    In Gades Namen bin ick geflaten (geflossen),
Hans vam Damme het mi gegaten.
    Die obere Inschrift ist viel länger und schwer zu entziffern.
    Ick bin gegaten in Gottes Ehr;
.   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .
Wenn ick klinge, so denk zur Stundt,
Daß Christ mit der Baß dir bassunen kumpt,
Zu fordern alles vor Gericht –
Drumb halte di und sundige nicht.
.   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .
Vor alle Sunde, de du begahn,
Lath Christum den Vorloser (Erlöser) stahn.
    Die Zeile: »daß Christ mit der Baß dir bassunen kumpt«, erscheint mir voll origineller Kraft.
    In Garzin lebte Anfang des siebzehnten Jahrhunderts »Melchior von Pfuel, der Nekromant«, dessen Bildnis wir später begegnen werden. Es heißt, daß er vorzugsweise in Garzin seine alchimistischen Versuche machte.
 
Buckow
    Die Stadt Buckow und ihre schönen Umgebungen habe ich an andrer Stelle (vergleiche Seite 101 etc.) ausführlich beschrieben. Das Schloß – gräflich Flemmingsch – enthält neben andern Sehenswürdigkeiten einen bemerkenswerten Speisesaal, eine Jugendarbeit Schinkels. Dieser Saal zieht sich, nach Art einer rundgewölbten Halle, quer durch die Mitte des Schlosses, das nun, an den beiden ausmündenden Stellen, nach vorn und hinten zu, um einige Fuß vorspringt. Kassetten schmücken die Decke des Saals, der mittelst einer großen, den Bau nach der Gartenseite hin abschließenden Glaswand das nötige Licht empfängt. Über der Halle, in einem Saal von gleichen Dimensionen, befindet sich die Bildergalerie.
    Schloß Buckow, wie alles, was es enthält, ist aus verhältnismäßig später Zeit, und nur die Buckower Kirche, die sich malerisch auf einem der Hügel am Ausgange der Stadt erhebt, weist noch einzelne Pfuelsche Reminiszenzen auf. Links neben dem Altar, an einem der hohen Wandpfeiler 1) , befindet sich eine große, sieben bis acht Fuß hohe »Trophäe«, die sich aus

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