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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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erfordert werden, Ich insonderheit darauf zu reflektiren hätte, daß er ein Teutscher, der teutschen Sprache kundig sein müsse. Nachdem ich nun von Tag zu Tage mehr wahrnehme und spüre, wie nützlich und nöthig mir eine solche Person sei, auf die Ich mich verlassen und welche allemahl bei mir gegenwärtig sein könne, umb bei allerhand vorfallenden wichtigen Angelegenheiten mir mit raht und taht an Hand zu gehen, zumahlen da Ihr nach Gottes Verhängniß nun eine so geraume Zeit hero unpäßlich und nicht im stunde gewesen Eure Dienste bei mir zu versehen, als hat es sich neulicher Tagen also gefüget, daß der Maréchal Graf von Schomberg, welcher der Religion halber Frankreich und Portugal verlassen müssen, sich allhier bei Mir eingefunden und sich nicht abgeneigt gezeiget, meine Dienste allen anderen zu präferiren, ungeachtet Ihm vom Kayser, Engelland und Prinz von Oranien allerhand stattliche und vortheilhafte Conditions offeriret worden. Ich habe mich solchem nach in Gottes Namen resolviret, denselben in Meinen Diensten zu accomodiren, und ihm die Stadthalterschaft in Preußen, wie auch das Generalat über meine Truppen zu conferiren... Und gleichwie Ich der Zuversicht lebe, daß er Mir und Meinem kurfürstlichen Hause gute und nützliche Dienste werde leisten können, also bin ich auch versichert, Ihr werdet als einer meiner liebsten ältesten und treuesten Diener diese meine gefaßte Resolution und Wahl allerdings in unterthänigkeit approbiren .«
     
    Dem alten Feldmarschall aber, der sich einfach zurückgesetzt fühlte (er war einundachtzig), genügten diese huldvollen Ausdrücke keineswegs, und er antwortete:
     
    »Durchlauchtigster Churfürst, Gnädigster Herr .
    Eure Kurfürstliche Durchlaucht gnädigstes Rescript unterm Dato Cölln an der Spree den 16. April habe ich heute mit unterthänigstem Respekt erhalten und mit mehreren daraus verstanden, wie Eure Churfürstl. Durchlaucht gnädigst resolviret, den Herrn Marschall Grafen von Schomberg das Generalat über Dero Truppen zu conferiren. Ob ich nun zwar woll gemeinet, daß Ew. Churfürstl. Durchlaucht meine denenselben treu geleisteten unterthänigsten, langwierigsten Dienste, wozu ich auch den Rest meines Lebens gänzlich gewidmet gehabt, hätten gnädigst consideriren wollen, insonderheit da mir Gott nunmehro einen guten Anfang zu meiner Besserung verliehen hat, so habe ich doch Ew. Churfürstl. Durchlaucht gefaßte anderweite gnädigste Resolution (die mir in meinem hohen Alter niemand vermuthet) vernehmen müssen.«
    Und so klagt er weiter und schließt damit, daß er persönlich »vorstellig« werden wolle.
    Der Kurfürst gab auch diesmal wieder, soweit er konnte, der Empfindlichkeit seines Dieners nach und ernannte den Duc nicht zum Feldmarschall, sondern beließ ihm nur seinen Titel als »Maréchal«, den er bereits in französischen Diensten geführt hatte.
    Aber neben dieser Empfindlichkeit her ging ein sehr feines Pflicht- und Ehrgefühl, so daß Pöllnitz mit allem Rechte von ihm schreiben durfte: »Das elende Handwerk eines Hofmannes war ihm fremd; Eigennutz und Prachtliebe haßte er gleich stark«, Äußerungen, die lebhaft an die Worte erinnern, die Prinz Heinrich dem alten Zieten widmete: »Was ihn mehr auszeichnete als sein rascher Blick und sein hoher Mut, das waren seine Rechtschaffenheit und Uninteressiertheit und seine Verachtung gegen alle diejenigen, die sich auf Kosten unterdrückter Völker bereicherten.« Überhaupt zeigen diese beiden, neben Blücher und Seydlitz populärsten preußischen Reiterführer eine große Übereinstimmung: Frömmigkeit, Ehrlichkeit, Derbheit. Daneben eine bevorzugte Stellung zu den zwei größten Hohenzollern und das Aussterben ihrer Familie in der nächsten Generation. Auch darin sind sie sich ähnlich, daß beide gute Landwirte, überhaupt gute Wirte waren und etwas vor sich brachten.
    Dies führt uns auf Derfflingers Besitzverhältnisse . Diese waren die glänzendsten, und Graf Lippe, in seiner trefflichen, an mehr als einer Stelle von mir benutzten Biographie des Helden, durfte von ihm sagen, »daß er zu den märkischen Granden erster Klasse« gehört habe. Seine bloßen jährlichen Gehälter beliefen sich auf etwa 18 000 Taler, die er aus seinen hohen Stellungen als Generalfeldmarschall, Geheimer Kriegsrat, Statthalter von Hinterpommern, Obergouverneur aller Festungen und Oberster dreier Regimenter 2) zog. Zu diesen Gehältern kam ein bedeutendes Barvermögen und die Revenue von sechs

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