Wanderungen II. Das Oderland.
ausharren, schon weil er viel Saures und Süßes in seinem Dienste gekostet habe«. Der Alte war durch solche Worte schwer getroffen und betonte, » daß er seiner Ehre zuwider nie etwas in der Welt vorgenommen habe «, was aber das Saure und Süße anginge, so sei des Sauren viel mehr gewesen «. [Image: Zurück]
Diese drei Regimenter waren die folgenden: Infanterie regiment Derfflinger, 1200 Mann stark, in Küstrin und Kolberg; Kürassier regiment Derfflinger, 600 Mann stark, in der Neumark; Dragoner regiment Derfflinger, 720 Mann stark, in Pommern. Das letztgenannte Regiment »Derfflinger-Dragoner« wurde 1683, wohl aus Courtoisie gegen den Alten, nach Berlin gezogen und erhielt seine Stallungen in Nähe des Schönhauser Tores. Daraus entstand später die Dragonerstraße. [Image: Zurück]
Diesem Hause, Cöllnischer Fischmarkt 4, war es vorbehalten, am 18. März 1848 noch einmal eine historische Rolle zu spielen, freilich keine, die dem alten Derfflinger gefallen haben würde. Hier sowohl wie in dem gegenüberliegenden Rathause hatten sich die Aufständischen verschanzt und wurden erst nach hartnäckigem Kampf überwunden. Die Verteidiger des Rathauses wurden alle niedergemacht, bis auf den Führer, den sein Mut und seine Geistesgegenwart rettete. Er trat dem Offizier mit offner Brust entgegen und wurde von diesem sofort niedergehauen; so kam er mit dem Leben davon, weil man Anstand nahm, einen Schwerverwundeten zu töten. Im d'Heureuseschen Hause selbst kommandierte der Blousenmann Siegrist, dem die Ernennung des »Mr. Albert ouvrier« zum Minister der öffentlichen Arbeiten zu Kopf gestiegen war. Er bewies viel Mut, taugte aber nichts und verschwand bald vom Schauplatz. ._.
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Tamsel
Hoch ragt aus schattigen Gehegen
Ein schimmerndes Schloß hervor.
Chamisso
I
Tamsel ist ein reiches, schön gelegenes Dorf, etwa eine Wegstunde nordöstlich von Küstrin. Waldhügel, deren gewundene Linien mutmaßlich das alte Bett der Warthe bezeichnen, schließen es von Norden her ein, während nach Süden hin die Landschaft offen liegt und die Flußarme in allerlei Windungen sich durch das Bruchland ziehen.
Die Küstriner hängen mit einer Art Begeisterung an Tamsel, und bei bloßer Namensnennung überfliegt ein Lächeln ihre Züge, nicht unähnlich jener stillen Heiterkeit, mit der echte Berliner, soweit es deren noch gibt, den Namen »Charlottenburg« auszusprechen pflegen. Hier wie dort mischt sich kein Stolz über Historisches in dieses Lächeln; es ist vielmehr nur der Ausdruck eines plötzlich wiederbelebten Wohlgefallens, einer freundlichen Rückerinnerung an Park und Schloß, an Wasserpartien und Feuerwerke, an allerlei bunte Landschaftsbilder überhaupt, die bei dem freundlichen Klange noch einmal an dem inneren Auge vorüberziehen.
Und doch ist Tamsel ein historischer Name, wie Charlottenburg ein solcher ist. Er hat selbst eine Vorgeschichte. Wir verweilen aber nicht bei dieser und versuchen nicht festzustellen, wann die Templer in seinen Besitz kamen und wann sie diesen ihren Besitz an den Johanniterorden abtraten. Wir übergehen die Jahrhunderte, wo abwechselnd der Küstriner Markgraf und der Sonnenburger Heermeister hier Landeshoheit übten, und beginnen mit verhältnismäßig neuer Zeit, mit Hans Adam von Schöning, der, nach einem ruhmvollen Türkenzuge, wenigstens vorübergehend in die Stille seines väterlichen Tamsels zurückkehrte und das bis dahin aller Wahrscheinlichkeit nach wenig wertvolle Gut in einen prächtigen Landsitz umzuschaffen begann.
Hans Adam von Schöning, bei dessen tatenreichem Leben wir weiterhin länger und eingehender zu verweilen haben werden, machte Tamsel im wesentlichen zu dem, was es jetzt ist, und wenn Um- und Neubauten auch dem Schloß und Park von damals eine nach außen hin veränderte Gestalt gegeben haben, so ist doch in seiner inneren Einrichtung und Ausschmückung gerade noch genug vorhanden, um uns ein Bild von dem Reichtum zu geben, der hier damals zusammenfloß, als ob es eigens darauf angekommen wäre, einen Sitz märkischer Schlichtheit in einen Sitz voll fürstlicher Pracht umzuwandeln. Griechische Handwerker, die Hans Adam von seinem Siegeszuge mit heimbrachte, füllten das rasch emporwachsende Schloß mit Reliefbildern und Skulpturen, und alle Hallen und Säle trugen Stuckornamente, die bis in unsere Tage hinein die Bewunderung der Fremden zu sein pflegten. Alle Zimmer waren paneeliert, die Wände der Galerie aber glänzten bis hoch
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