Wanderungen II. Das Oderland.
hinauf im Schmuck einer kostbaren Holzbekleidung, in deren Tafelwerk die großen, goldumrahmten Bilder kunstvoll eingelassen waren. Unter diesen Bildern befanden sich vor allem die lebensgroßen Portraits Hans Adams und seiner Gemahlin: sie unter Blumen, von ihren Kindern umspielt, er zu Roß, den Feldmarschallsstab in der Rechten und die Füße bis hoch hinauf in scharlachrote Gamaschen gesteckt. Und vieles von dieser Pracht ist dem Schlosse bis diesen Tag erhalten geblieben. Noch hängen Jagd- und Blumenstücke von der Hand niederländischer Meister in den halb erleuchteten Korridoren; noch blitzen die Boiserien der Gemäldegalerie wie in alter Zeit, und die Scharlachgamaschen des Feldmarschalls mahnen noch immer an den Sturm auf Ofen, wo knietief im Blute gewatet wurde. Nur die Stuckornamente, die pausbäckigen Engel, die in die Tuba bliesen, und Mars und Minerva, die aufhorchten, als hätten sie solche Klänge nie vernommen, nur diese Deckenreliefs erfreuen das Auge nicht länger. Wegen ihrer Fährlichkeit von Fries und Decke losgelöst, teilten sie das Schicksal des großen Schöningschen Wappensteins, der früher die Front des Schlosses krönte und seitdem, herabgenommen und beiseite gestellt nur selten noch ein Auge findet, das sich durch ihn an alte Zeit und alten Ruhm erinnern läßt.
Uns aber erinnert er daran, und so erzählen wir zunächst die Geschichte Hans Adams, des Erbauers des Schlosses.
----
._.
----
Gusow jetzt
Alles in Gusow, oder doch alles Beste, was es hat, erinnert an den alten Derfflinger: Schloß, Park, Kirche.
Das Schloß , architektonisch weder schön noch eigentümlich, besteht aus einem corps de logis und zwei langen, rechtwinklig vorspringenden Flügeln, die nun einen Schloßhof bilden. Ein breiter Graben umgibt den Bau nach allen vier Seiten hin, der, mit Hülfe dieser Wassereinfassung, wie auf einer künstlichen Insel liegt. Zwei Brücken führen hinüber. Die Hinterfront gewährt einen Blick in die weiten Anlagen des Parks.
Das Innere, soviel ich in Erfahrung bringen konnte, bietet nichts, was in die Derfflinger-Zeit zurückreichte, vielleicht mit Ausnahme zweier in der Vorhalle postierten Falkonetts. Ein Portrait des Feldmarschalls ist neueren Datums und aus der kunstgeübten Hand eines Mitgliedes der Schönburgschen Familie hervorgegangen. Es ist ein Derfflinger zu Pferde, als Pendant zu einem Friedrich von Derfflingerschen Reiterbilde, das sich noch aus alter Zeit her im Schlosse vorfand. 1)
Der Park ist ungewöhnlich groß und neben den schönsten Baumpartien auch reich an jenen gepflegten Rasenplätzen, die die Engländer »Lawn« nennen. Der alte Derfflinger, dem Gusow, wie so vieles andere, auch diesen Park verdankt, war besonders darauf aus, südliche Bäume, Zedern und Zypressen, großzuziehen. Die Zedern, wohl zwanzig an der Zahl, bilden eine Parkpartie für sich, die den Namen »Libanon« führt. Die Hauptzierde aber ist eine mehr denn sechzig Fuß hohe Zypresse, von der es heißt, daß sie der schönste derartige Baum in den Marken sei, ein Prachtstück, das König Friedrich Wilhelm IV. vergeblich bemüht war für Sanssouci zu erwerben. Nach meiner botanischen Kenntnis ist es übrigens keine Zypresse, sondern ein Taxodium.
Die Kirche geht in ihren Anfängen weit zurück, Derfflinger aber erweiterte und renovierte sie, und zwar von 1666 bis 1670, nach dem Tode seiner zweiten Frau, »seiner seligen, hochadligen, herzliebsten Barbara Rosine von Beeren«, wie wir einer hinter dem Altar befindlichen Inschrift entnehmen können. Diese Inschrift lautet:
»Der Fürstlichen Durchlaucht von Brandenburg Geheimer Kriegsrat, Statthalter in Pommern, Generalfeldmarschall, Obergouverneur über alle Dero Festungen und Oberster zu Roß und Fuß, ich, George Freiherr von Derfflinger, Herr auf Gusow, Platkow usw., als Patronus dieser Kirche, habe dem lieben Gott zu Ehren Anno 1666 angefangen, nach dem Tode meiner seligen hochadligen Ehehälfte Barbara Rosina von Beeren, diese Kirche, welche vor diesem sehr klein, unsauber und unordentlich war, aus meinen eigenen Mitteln zwanzig Schuh ins Best 2) zu verlängern, und ein Begräbnisgewölbe, neuen Altar, Kanzel, Chöre, Fenster, Türen, Leichenhalle und Stühle, alles neu verfertigen lassen, und ist solcher Kirchenbau mit der Malerei vollends Anno 1670 geendigt worden. Pfarrer ist zu dieser Zeit Salomon Sannovius, aus Münchberg bürtig. Gott erhalte diese Kirche und behüte sie vor Krieg und Feuersbrunst, und gebe, daß sein
Weitere Kostenlose Bücher