Wanderungen II. Das Oderland.
der den rechten Flügel befehligte, mit vieler Bravour ausgeführt, dem Kurfürsten Raum schaffte, die Festung enger und mit mehr Aussicht auf Erfolg zu umschließen.
Die Zernierung hatte schon über zwei Monate gewährt, als von dem durch Herzog Karl von Lothringen belagerten Mainz her die Nachricht anlangte, daß ein französisches Entsatzheer heranrücke und eine Verstärkung des dortigen deutschen Belagerungsheeres dringend wünschenswert mache. Barfus mit 6000 Brandenburgern ward auf diese Nachricht hin von Bonn nach Mainz detachiert. Als er am 30. August vor dem Kurfürsten Friedrich III., späterem König Friedrich I., erschien, um sich zu verabschieden, kam es im Vorzimmer zu folgender Szene. 3)
Barfus fand den Schöning auf einem Stuhle sitzend vor und trat mit der Meldung an ihn heran: »daß er mit dem detachierten Corps nach Mainz marschiere, was er hiermit dem Herrn Feldmarschall-Lieutenant zu wissen tue«. Hierauf gab Schöning eine »choquante Antwort«, etwa dahin gehend: »wie es ihn wundernähme, daß ihm der Barfus endlich einmal die Zivilität täte und ihm die gebührende Meldung mache«. Barfus, dieser choquanten Sprache begreiflicherweise choquant begegnend, antwortete schnell, »daß er die Meldung nur auf Befehl des Kurfürsten gemacht und sie sicher unterlassen haben würde, wenn er gewußt hätte, daß er einer solchen Antwort zu begegnen habe«. Darauf Schöning: »Auch ohne Befehl des Kurfürsten wäre die Meldung seine Schuldigkeit gewesen.« Worauf man sich trennte.
Aber diese Szene im Vorzimmer war nur Vorspiel. Barfus, als er eben das Haus verlassen hatte, hörte sich von dem hinter ihm hereilenden Schöning angerufen, der ihn jetzt aufforderte, mit ihm auf die Seite zu treten. Barfus war dazu bereit; Schöning aber, statt beiseite zu treten, stellte sich etwa 100 Schritte vor der Hauptwache auf und rief Barfus zu, er solle den Degen ziehen. Barfus durchschaute das Spiel, das offenbar darauf aus war, ihn angesichts von Zeugen zu einer Insubordination hinzureißen, und ließ bedächtig den Degen in der Scheide. Schöning aber wiederholte sein: »Zieht, Herr Generallieutenant!« und rief ihm endlich zu: »Der Teufel soll mich holen, wenn dieser Barfus das Herz hat, den Degen zu ziehen!« Dabei schlug er zu gleicher Zeit dem Barfus den Stock aus der Hand, auf den sich dieser in vorgebogener Stellung während des ganzen Zwiegesprächs gestützt hatte. Barfus bückte sich, um den Stock wieder aufzuheben, und stieß dann mit dem spanischen Rohre nach Schöning, was dieser durch einen Stoß gegen des Gegners Hals erwiderte. Das war zuviel. Barfus fluchte: »Ei Sacrement!« und zog seinen Degen. Schöning sah ihm lächelnd zu, und seine beiden Arme ineinandergeschlagen, rief er jetzt: »Haha, Monsieur zieht seinen Degen zuerst !« und zog dann auch. Es sprangen aber andere Militärs dazwischen, und die Streitenden wurden getrennt. Arrest folgte.
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Der Herzog von Vecha wurde in vollem Ornat, angetan mit dem Orden des Goldenen Vlieses, vor dem Zelte des Obergenerals, des Herzogs Karl von Lothringen, zur Schau gestellt. Windlichter umstanden den Sarg, und alles drängte sich herbei, den Gefallenen zu sehen. – Karl von Derfflinger war derselbe, bei dessen Todesnachricht der alte Feldmarschall die bekannten Worte: »Warum hat sich der Narr nicht besser in acht genommen!« gesprochen haben soll . Wilhelm von Oranien sagte nach der Schlacht an der Boyne, als ihm der Tod des Bischofs von Derry gemeldet wurde: »Ganz recht, warum war er auch, wo er nicht hin gehörte!« Es ist sehr wahrscheinlich, daß diese Wendung, etwas verändert und um vieles weniger passend, auf Derfflinger übertragen worden ist. [Image: Zurück]
Wie Fatime in Polen und Sachsen, so spielte eine andere Türkin, Emmetah Uellah, fünfzig Jahre später in Preußen eine Rolle. Im Jahr 1766 kam der bekannte Lord Marshall, der letzte »Freund« des Königs, nach Potsdam und lebte in dem nach ihm genannten Hause in Sanssouci. Ihn begleitete seine Pflegetochter Emmetah Uellah, die Tochter eines Janitscharenhauptmanns, welche sein Bruder, der Feldmarschall Keith, im Jahre 1737, bei der Erstürmung der Festung Oczakow, vor sicherem Tode gerettet hatte. Emmetah Uellah (»die Barmherzigkeit Gottes«) war eine auffallende Schönheit und in hohem Grade liebenswürdig. Schon 1747, als sie mit dem damals noch kaiserlich-russischen Feldmarschall zum ersten Male nach Berlin kam, hatte sie allgemeines Aufsehen erregt und auf
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