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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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und zum Bischof, freilich durch eigene Schuld, insofern er von Anfang an bestrebt war, nicht bloß die Macht, sondern vor allem auch den Besitzstand beider zu schmälern. Es sind ihm, was hier gesagt werden muß, all diese Schritte, weil sie nicht nur von einem protestantischen Fürsten ausgingen, sondern zum Teil auch im direkten Interesse des Protestantismus geschahen, in der Geschichtschreibung seiner Zeit eher zum Guten als zum Schlimmen gedeutet worden; ein unparteiisches Urteil aber, das an dem Satze festhält, daß »Rechtsfragen nicht nach jeweiligen Tendenzen gemodelt werden dürfen«, wird nicht umhinkönnen, des Markgrafen Vorgehen gegen Orden und Bischof mit Mißbilligung zu nennen. Um so mehr (und wir kommen darauf zurück), je rücksichtsloser er in der Wahl seiner Mittel war. Rücksichtslos, aber klug .
    Und diese Klugheit bewies er auch, als sich aus dem Schmalkaldischen Bunde, dem er zugehörte, der Schmalkaldische Krieg zu entwickeln begann. Norddeutschland, das in ihm einen Hort des Protestantismus sah, erwartete, daß er als der ersten einer auf die Seite der Bündler treten und einer ihrer Führer werden würde, ja seine damals noch lebende Mutter beschwor ihn, »die protestantische Sache nicht im Stiche zu lassen«. Aber vergebens. Er entschied sich für den Kaiser und führte diesem unter der Fahneninschrift: »Gebet dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist«, 700 Reiter zu, die denn auch den blutigen Strauß bei Mühlberg mit ausfechten halfen. Den ihn für dieses Verhalten treffenden Tadel hat er durch die Versicherung zu beseitigen gesucht, »daß er das bündlerische Vorgehen nicht als einen Glaubens -, sondern als einen Illoyalitäts kampf angesehen habe«, Worte, die sein späteres ruhmvolles Verhalten auf dem Reichstage zu Augsburg rechtfertigen zu wollen scheinen. Nichtsdestoweniger möchte ich die größere Hälfte seiner Handlungsweise einer klugen Berechnung zuschreiben. Er war eben eine durch Mein-und-Dein-Fragen auch in seinen Prinzipien stark beeinflußte Natur, und wenn neuerdings, und zwar im Lager der Konservativen selbst, der Satz aufgestellt worden ist, »daß auch das konservativste Blatt immer noch mehr › Blatt ‹ als ›konservativ‹ sei«, so wird sich von Markgraf Hans, als dem protestantischsten Fürsten seiner Zeit, vielleicht sagen lassen, »daß er immer noch mehr › Fürst ‹ als Protestant gewesen sei«. Einzelne Züge, deren ich noch weiterhin erwähnen werde, sprechen – mit Ausnahme eines, des freilich wichtigsten – dafür.
    Er stand ganz in der großen Kontroverse, die den Inhalt seines Jahrhunderts ausmachte, und nahm in Wort und Schrift vielfach daran teil. Mit Bibellesen begann er seinen Tag, und mit Disputationen über die schwebenden Fragen beschloß er ihn. Was ihn nebenher beschäftigte, waren Mathematik und Astrologie. Er hielt zwei Hofastrologen, unter ihnen den durch seine reformatorische Tätigkeit später so berühmt gewordenen Martin Chemnitz, und ließ täglich die Veränderungen im Stand der Gestirne beobachten, um daraus die Gesinnungen der fremden Fürsten gegen ihn kennenzulernen. Seine der Erholung gewidmeten Stunden gehörten der Musik, dem Brettspiel und nur ausnahmsweise der Jagd. Dabei war er von einer ausgesprochenen Neigung, kleine Reisen unerkannt ins Land hinein zu machen, um bei dieser Gelegenheit die Lage des Volkes und seine Stimmung kennenzulernen. Auch wohl, sich von der Zuverlässigkeit seiner Diener, höherer wie niederer, zu überzeugen. So trat er auf der ihm zugehörigen Quartschener Feldmark an einen seiner eigenen Schäfer heran und drang in ihn, ihm heimlich einen Hammel aus seiner Herde zu verkaufen. Und als der Angeredete dies weigerte, begann er nicht nur mit ihm zu zanken, sondern griff auch nach dem Hammel, bis der Schäfer endlich mit seiner Barte so gut und sicher nach ihm warf, daß der Spieß im Sattel des Markgrafen hängenblieb. Damit ritt dieser heim und ließ den Sattel mitsamt dem Bartenspieß in seinem Marstall aufbewahren.
    Er kam, wie die meisten unserer früheren Hohenzollern, nicht hoch zu Jahren. Allerlei Krankheit trübte seinen Ausgang, und ein offener Wundschaden am Fuß, den er gegen den Rat seiner Ärzte zuheilen ließ, verschlimmerte seine Leiden. Er suchte Heilung, erst in Hirschberg, dann in Karlsbad, und an letzterem Orte war es, daß noch viele Jahre später ein Stein mit der Inschrift »Markgraf Hans von Küstrin« gezeigt wurde. Aber alle diese Quellen verschafften

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