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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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unschätzbaren Wert. Im einzelnen haben sie beständig unrecht, im ganzen haben sie beständig recht. Handelt es sich darum, ob etwas an diesem oder jenem Tage geschah, soll über Personen und Namen Endgültiges festgestellt werden, so lassen sie einen im Stich. Mitunter auch dann noch, wenn sie Selbsterlebtes erzählen. Aber das Gesamtbild, vor allem die Stimmung jener Tage, ist in unübertrefflicher Weise wiedergegeben. Selbst die Charakteristik der Personen – einige wenige ausgenommen, wo der Groll über erlittene Unbill ihr Urteil trübte – halte ich im wesentlichen für zutreffend. Wenn es heißt daß sie den König zu streng beurteilt habe, so ist das nur halb richtig. Das Große, was unzweifelhaft in ihm steckte, können wir leicht bewundern; seiner Umgebung aber, die vor ihm zitterte, war es mindestens schwer gemacht, dies Große jeden Augenblick gegenwärtig zu haben. [Image: Zurück]
 
Von Pudewels ist von Podewils. – Die Namensschreibungen wechseln überhaupt im Laufe der Zeit, dies gilt auch von Katt und Katte , die im Text beide, und zwar abwechselnd, wiederkehren. Die Familie nennt und schreibt sich jetzt von Katte , damals aber von Katt . Verschiedene später mitzuteilende Briefe fuhren diese letztere Unterschrift ( Katt ). [Image: Zurück]
 
Von Keith, wie schon in einer früheren Anmerkung hervorgehoben, war durch das Kriegsgericht zum Strang, von Spaën zu Kassation, von Ingersleben zu sechsmonatiger Festungshaft verurteilt worden. Da von Keith bereits flüchtig geworden war, ward er »in effigie« gehenkt. ._.
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    Von Kattes letzter Tag in Berlin
    Katte war all die Zeit über in seinem Arrestlokal auf der Wache des Regiments Gensdarmes verblieben. Endlich, am 2. November, ward er nach dem »Neuen Markt« auf die daselbst befindliche Auditoriatsstube gebracht, wo jene fünfzehn Offiziere, die das Kriegsgericht gebildet hatten, bereits versammelt waren, um ihm durch den Vorsitzenden, Achaz von der Schulenburg, erst das ihrerseits gefällte Urteil, danach aber die verschärfte, auf Tod lautende Sentenz des Königs mitzuteilen. Katte bewahrte gute Haltung. »Ich bin«, sagte er, »völlig in die Fügungen der Vorsehung und den Willen des Königs ergeben. Ich habe keine schlechte Handlung verübt, und wenn ich sterbe, so ist es um einer guten Sache willen.«
    Gleich darnach ward er vom Neuen Markt aus in sein Arrestzimmer zurückgeführt, das noch durch viele Jahre hin, bis zu seinem Abbruch, in einer seiner Fensterscheiben eine Reminiszenz an diesen seinen so berühmt gewordenen Gefangenen aufbewahrte. Es war dies ein Vers, den er während der langen Untersuchungshaft mit dem Stein seines Ringes ins Glas gekritzelt hatte. Der Vers lautete:
    Mit der Zeit (geduldbeflissen)
Wird uns auch ein gut Gewissen.
Wenn du fragst wer dies geschrieben hier,
Wird der Name Katt es sagen dir.
Hoffnung läßt Zufriedenheit nicht missen.
    Darunter standen die Worte: »Derjenige, den die Neugier treiben wird, diese Schrift zu lesen, wird erfahren, daß der Schreiber auf Befehl Seiner Majestät den 16. August des Jahres 1730 in Arrest gekommen ist nicht ohne Hoffnung, die Freiheit wiederzuerhalten, obgleich die Art, wie er bewacht wird, ihn etwas Unglückseliges ahnen läßt.«
    Bald nach seiner Rückkehr bat er um Tinte und Feder. Als ihm beides gebracht war, schrieb er an den König: ein Bekenntnis seiner Schuld und zugleich ein Gnadengesuch. Der Brief lautete:
    »Nicht mich zu rechtfertigen, nicht meine bisherige Aufführung zu entschuldigen noch durch viele Rechtsgründe meine Unschuld zu bezeugen, nein, sondern die wahre Reue und Leid, Ew. Königliche Majestät beleidigt zu haben, verpflichten mich in aller Untertänigkeit, mich Denenselben zu Füßen zu legen. Meiner Jugend Irrtum, Schwachheit, Unbedachtsamkeit, mein nichts Böses meinender Sinn, mein durch Liebe und Mitleid eingenommenes Herz, ein eitler Wahn der Jugend, der keine verborgene Tücke im Schilde geführt, sind es, mein König!, die demütigst um Gnade, Erbarmen, Mitleiden, Barmherzigkeit und Erhörung bitten und flehen! Gott, als der König und Herr aller Herren, läßt Gnade vor Recht ergehen und bringet durch Erbarmen und Gnade den auf irrigem Wege gehenden Sünder und Missetäter wiederum zu seiner Pflicht: Also, mein König! Sie, als ein Gott auf Erden, lassen mir doch dieselbe Gnade, als einem gegen Ew. Königliche Majestät mißhandelnden Sünder und Missetäter, zufließen. Die Hoffnung der Wiedererholung schonet noch des

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