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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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verdorreten Baums und erhält ihn vor der Glut des Feuers. Warum soll denn mein Baum, der schon wiederum neue Sprossen neuer Treue und Untertänigkeit zeiget, nicht Gnade vor Ew. Königlichen Majestät finden? Warum soll er sich schon in seiner Blüte neigen und nicht noch vorher Ew. Königlichen Majestät Gnade und Barmherzigkeit für unverfälschte Treue und Gehorsam erwirken? Ich habe gefehlet, mein König! ich erkenne es mit treuem Herzen, also verzeihen Sie es dem redlichen Gesteher und gewähren mir, was auch Gott dem größten Sünder nicht versaget. Manasse vermehrte ja, so gottlos er war, die Zahl seiner Fürsten; Saul konnte nicht so sehr in Ungehorsam verfallen und David nach Unrecht dürsten, als aufrichtig hernach ihre Bekehrung war. So viele Tropfen Blut in meinen Adern fließen, so viele sollen es Zeugen sein der neuen Treue und Gehorsams, die Dero Gnade und Huld würket; Gottes Gnade und Liebe lässet mich auch seiner Gnade hoffen; so verzweifle denn auch nicht, der darum flehet und bittet, als Ew. Majestät ungehorsam gewesener, nunmehr aber durch Reu und Leid zu seiner Pflicht getriebener Vasall und Untertan Katt.«
     
    So der Brief an den König.
    Gleichzeitig schrieb er an seinen Großvater mütterlicherseits, den Generalfeldmarschall von Wartensleben. In diesem Briefe bezieht er sich auf sein eben an den König gerichtetes Gnadengesuch und schreibt wörtlich: »Ihm (Gott) ist nichts unmöglich, es sind ihm noch Mittel genug bekannt, um zu helfen; denn er kann das Herz des Königs noch regieren und lenken, daß er sich so zur Gnade wiederum kehrt, als er sich zur Schärfe bezeiget. Ist es sein Wille nicht , so sei er auch dafür gelobet; denn er kann es nicht anders als gut mit uns meinen; darum gebe mich in Geduld und erwarte, was Dero und andrer Vorsprache bei Ihro Majestät für Würkung tun werden.«
    Aber alle »Vorsprache« war umsonst das Gnadengesuch selbst blieb unbeantwortet, und am 3. November früh erschien Major von Schack von den Gensdarmes mit einem starken Kommando selbigen Regiments vor dem Wachtlokal, um den Delinquenten nach Küstrin zu schaffen, wo derselbe »vor den Augen des Kronprinzen« enthauptet werden sollte.
    Von Schack war tief erschüttert. »Ich habe Befehl von Seiner Majestät«, so wandte er sich an Katte, »bei Ihrer Hinrichtung zugegen zu sein. Zweimal habe ich mich geweigert, aber ich habe zu gehorchen; Gott weiß es, was es mich kostet. Gebe der Himmel, daß das Herz des Königs sich noch wenden und ich in letzter Stunde noch die Freude haben möchte, Ihnen Ihre Begnadigung anzukündigen.«
    »Sie sind zu gütig«, antwortete Katte, »aber ich bin mit meinem Schicksal zufrieden. Ich sterbe für einen Herrn, den ich liebe, und habe den Trost, ihm durch meinen Tod den stärksten Beweis der Anhänglichkeit zu geben.«
    Und danach bestieg er den Wagen, der vor dem Wachtlokale hielt, und der Zug setzte sich, durch das Landsberger Tor hin, auf Küstrin zu in Bewegung.  
Von Kattes Überführung nach Küstrin
    Das Kommando unter Major von Schack bestand aus dreißig Pferden, einem Rittmeister, einem Lieutenant und zwei Unteroffizieren, die den Wagen in ihre Mitte nahmen. In diesem selbst saßen außer Katte der Major von Schack, der Feldprediger Müller vom Regiment Gensdarmes und ein Unteroffizier. Als sie bis an den Wasserlauf der »Landwehr« gekommen, begann der Feldprediger ein Singen und Beten, und besonders war es das Lied: »Weg, mein Herz, mit den Gedanken«, was eines Eindrucks auf Katte nicht verfehlte. Zu guter Stunde kamen sie ins Quartier (nur Dörfer wurden gewählt), und hier sprach Katte den Wunsch aus, einen Abschiedsbrief an seinen »Herrn Vater schreiben zu dürfen, den er so sehr betrübet habe«. Dies wurde ihm bewilligt, und man ließ ihn allein, um sich zu sammeln. Aber es wollte ihm nicht gelingen, und als Major von Schack nach einiger Zeit wieder bei ihm eintrat, fand er ihn noch auf und ab gehend. Und dabei klagte er, »daß es so diffizil wäre und daß er vor Betrübnis keinen Anfang finden könne«. Von Schack sprach ihm zu, und er setzte sich nun hin und schrieb. Dieser Brief aber war folgenden Inhalts:
    »In Tränen, mein Vater, möcht ich zerrinnen, wenn ich daran gedenke, daß dieses Blatt Ihnen die größte Betrübnis, so ein treues Vaterherze empfinden kann, verursachen soll; daß die gehabte Hoffnung meiner zeitlichen Wohlfahrt und Ihres Trostes im Alter mit einmal verschwinden muß, daß Ihre angewendete Mühe und Fleiß in

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