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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Prinzen vor, erhob ihn bis in die Wolken und tadelte dagegen jegliches, was der König tat. Seine Sitten waren nicht regelmäßiger als sein Verstand; er debauchierte und brüstete sich, gar keine Religion zu haben. Vielleicht, daß ihn reifere Jahre geändert hätten. Um diese Zeit aber (1730) war er so, wie die vorstehende Schilderung ihn gibt. Er war es hauptsächlich, der die Unzufriedenheit des Prinzen nährte, denn er ward von demselben in allen Stücken zu Rate gezogen. Nichts geschah, ohne daß Katte befragt worden wäre, und dabei war er klug genug, dem Prinzen immer nur das anzuraten, was dieser wünschte. Es wäre für beide gut gewesen, wenn sie einander nie kennengelernt hätten.«
    Mit dieser Schilderung stimmt überein, was die Prinzessin Wilhelmine (Markgräfin) von ihm schreibt: »Sein Gesicht war mehr abstoßend als einnehmend; ein Paar schwarze Augenbrauen hingen ihm fast über die Augen. Sein Blick hatte etwas Unheimliches, etwas, was ihm sein Schicksal prophezeite. Eine dunkle, von den Blattern bezeichnete Hautfarbe vermehrte seine Häßlichkeit. Er spielte den esprit fort und trieb die Liederlichkeit bis zum Exzeß. Viel Ehrgeiz und Keckheit begleiteten dieses Laster. Zugleich aber«, so fährt sie fort, »besaß er Geist, Belesenheit und Welt. Die gute Gesellschaft, in der er sich ausschließlich bewegte – so namentlich auch im Hause des französischen Gesandten Grafen Rothenburg –, hatte seine Sitten gebildet, was damals in Berlin sehr selten war.«
    Wann die Prinzessin ihn kennenlernte, ist nicht bestimmt ersichtlich, wahrscheinlich im Herbst 1729, als der König von einer nach Lübbenau hin unternommenen Reise zurückkehrte. Vom Mai 1730 an sahen sie sich jedenfalls häufig. Er überbrachte schriftliche und mündliche Botschaften hüben und drüben und nahm an den Aufführungen und literarisch-musikalischen Abenden teil, die, wenn der König in Potsdam oder Wusterhausen war, im königlichen Schloß oder in Schloß Monbijou stattzufinden pflegten. Einmal wurden sie überrascht. »Katte ergriff Flöte und Noten und sprang mit Quantz beiseit, um sich zu verstecken.«
    Daß er der Prinzessin jemals mehr gewesen wäre als der Freund und Vertraute ihres Bruders, ist aus nichts ersichtlich; ihre eigenen Schilderungen sprechen dagegen. Katte seinerseits scheint sich freilich in jener grenzenlosen Eitelkeit, die sein hervorstechendster Charakterzug war, vor aller Welt das Ansehen gegeben zu haben, als ob ihr Verhältnis ein intimes gewesen sei. Die Prinzessin erfuhr davon, und vertraut mit der Tatsache, daß der Berliner Hof damals so recht eigentlich ein Klatschhof war, verhielt sie sich ablehnend gegen ihn und seine Huldigungen. Es handelte sich dabei ganz besonders um ein Medaillon- oder Dosenportrait, das er von ihr besaß, trug und zeigte. Sie verwies es ihm und wollte es zurückhaben. Aber er weigerte sich dessen. Der Charakter Kattes tritt einem in diesem eigentümlichen Verhalten am frappantesten entgegen. »Eines Tages«, so schreibt die Markgräfin, »benachrichtigte mich die Bülow, daß Katte, anderer Unbesonnenheiten zu geschweigen, auch mit einer Dose prunke, in der sich das Portrait des Kronprinzen und das meine befände. In der Tat war durch dies und ähnliches in seinem Benehmen unsere Verlegenheit auf den höchsten Grad gestiegen, weshalb ich es für notwendig hielt, der Königin Mitteilung davon zu machen. Diese zeigte sich denn auch sehr aufgebracht und gab meiner Gouvernante, dem Fräulein von Sonsfeld, Befehl, bei dem Herrn von Katte mein Portrait in aller Verbindlichkeit zurückzufordern. Und die Sonsfeld unterzog sich diesem Auftrage noch am selben Abend. Katte entschuldigte sich, so gut er konnte, aber wie viele Vorstellungen ihm meine Gouvernante auch machen mochte, das Portrait selber wollte er ihr nicht einhändigen, versicherte sie vielmehr seiner Diskretion für die Zukunft und bat sie, die Königin zu beruhigen. Dies geschah auch. Indessen, die abschlägige Erklärung verstimmte uns doch so, daß wir längere Zeit nicht mit ihm sprachen.
    Aber«, so fährt die Prinzessin fort, »dies währte nicht lange. Am 11. August hatten wir Konzert in Monbijou. Auch Katte, der nie fehlte, war zugegen. Als ich in ein Nebenzimmer ging, folgte er mir dorthin und beschwor mich um meines Bruders willen, ihm einen Augenblick Gehör zu schenken. Und so hatten wir denn wieder ein längeres Gespräch.
    ›Ich bin in Verzweiflung‹, sagte er, ›über Eurer Königlichen Hoheit

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