Wanderungen II. Das Oderland.
andere interessiert, das ist ein gewölbter Raum: jetzt Amtsstube, früher die Schloßkapelle der Uchtenhagens. Die Altarwand, noch vollkommen gut erhalten, ist ein umfangreiches, aus verschiedenen Teilen zusammengesetztes Stuckrelief, das, nach Art solcher Stuckbilder, nicht einen frei stehenden Schrein bildet, sondern in das Mauerwerk selber, wie eine Wandverzierung, eingelassen ist. Es besteht aus einem Christus am Kreuze, zu dem zwei Heilige aufblicken; dies Hauptstück des Bildes ruht aber auf einer Art Fries, in dessen Feldern wir die symbolischen Figuren des Hahns, des Greifen, des Pelikans und des Wiedehopfs erblicken. – In der Kirche zu Neuenhagen befindet sich übrigens noch ein gut erhaltener Grabstein aus der Uchtenhagener Zeit. Seine Inschrift lautet: »Das Blut Jesu Christi reiniget uns von allen unseren Sünden. Johannes 3. Anno Domini 1592 den 13. Dezember. Hier ruhet... die viel tugendreiche Hippolyta von Uchtenhagen, in Gott selig entschlafen.« Hippolyta, dem Bilde nach etwa vierzig Jahr, war eine ledig gebliebene Schwester von Hans von Uchtenhagen. ._.
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Buckow
Das dritte, das dritte, noch wissen wir's nicht,
Doch bleibt es das Best an der ganzen Geschicht,
Courage, Courage!
Chamisso
Buckow hat einen guten Klang hierlands, ähnlich wie Freienwalde, und bei bloßer Nennung des Namens steigen freundliche Landschaftsbilder auf: Berg und See, Tannenabhänge und Laubholzschluchten, Quellen, die über Kiesel plätschern, und Birken, die, vom Winde halb entwurzelt, ihre langen Zweige bis in den Waldbach niedertauchen.
Ja, Buckow ist schön, aber doch mit Einschränkung. Es hängt alles davon ab, ob wir Buckow die Gegend oder Buckow die Stadt meinen – allen Respekt vor jener, aber Vorsorge gegen diese . Seine Häuser kleben wie Nester an Abhängen und Hügelkanten, und sein Straßenpflaster, um das Schlimmste vorwegzunehmen, ist lebensgefährlich. Es weckt mit seiner hals- und wagenbrechenden Passage die Vorstellung, als wohnten nur Schmiede und Chirurgen in der Stadt, die schließlich auch leben wollen. Von Löchern ist längst keine Rede mehr; wo dergleichen waren, sind sie zu einer rinnenartigen Vertiefung geworden, und als Friedrich Wilhelm IV. vor einer Reihe von Jahren Buckow passierte, sah sich die Kommune veranlaßt, die Hauptstraße der Stadt fußhoch mit Sand bestreuen zu lassen. Dieser Beschluß wurde aber nicht gleich gefaßt. Viele hatten vielmehr vorgeschlagen, das Pflaster zu lassen, wie es sei, um den König desto eher zu einer milden Beisteuer zu bewegen, in dankbarer Erinnerung »an Rettung aus Lebensgefahr«. Aber der Vorschlag mußte freilich scheitern, weil eben niemand diese Rettung als gesichert voraussagen durfte. So wurde denn Sand gestreut und das alte Pflaster der Stadt erhalten. Für schwache Achsen ist Buckow dasselbe, was Wien für schwache Lungen ist – keiner kommt heil heraus.
Buckow war einmal wohlhabend, aber das ist lange her. Im vierzehnten Jahrhundert, auch später noch, blühte hier der Hopfenbau und gab dreiunddreißig Hopfengärtnern reichliche Nahrung. Sie gewannen jährlich weit über 1000 Wispel, und der Buckower Hopfen war es, der dem Bernauer Bier zu seinem Ruhme half. Noch gibt es Hopfengärten in Buckow, aber ihre Bedeutung für die Stadt ist hin, und die überall siegreiche Kartoffel erobert auch hier das Terrain. Kümmerlich schlägt sich die Stadt mit Spaten und Hacke durch; Kommunalvermögen ist nicht da; die vier Jahrmärkte werden nicht besucht, und die alte Hügelkirche, mit reichem Altar und mächtigen Glocken, würde schwerlich in solcher Stattlichkeit auf die Stadt herabsehen, wenn sie vom jetzigen Buckow gebaut werden sollte.
Die Buckower sind ordentliche, fleißige Leute, die sich's sauer werden lassen; aber sei es, daß ihre wendisch-deutsche Blutmischung nicht ganz die richtige ist oder daß sie's nicht verwinden können, vor lieber langer Zeit einmal reich gewesen zu sein, gleichviel, sie haben eine Vorliebe fürs Prozessieren und gelegentlich auch wohl für die Selbsthülfe. Es existieren darüber viel heitre und viel traurige Geschichten. Eine Geschichte dieser Art, die lustig und traurig zugleich, spielte vor kurzem erst, als die Buckower mit ihrem »Grafen« – dem Grafen Flemming, Besitzer der Herrschaft Buckow – in Streit gerieten. Dieser Streit nahm ein paar Tage lang den Charakter an, als habe sich ein Vorgang aus dem fünfzehnten Jahrhundert in unsre Zeit hinein verirrt; die Bürger zogen zu Felde, schlugen
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