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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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Könnte ich von diesem Stuhl aufstehen, ich würde über Bord springen.«
    Rye entnahm ihrer Tasche eine Granate und legte sie auf den Tisch. »Die hier habe ich gefunden. Bislang hatte ich noch nicht den Mut, sie zu benutzen.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich sie nehme?«
    »Nur zu.«
    Rye schob die Granate über den Tisch. Der Geber betrachtete sie wie ein Zecher den Boden seines Schnapsglases.
    »Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet.«
    »Ich danke Ihnen für Ihre Gesellschaft während der letzten paar Tage«, sagte Rye. »Sie war mir ein Trost.«
    »Viel Glück, Liz.«

     
    Rye erwachte, sie saß auf einem Bett. Wessen Bett mochte es sein? Sie befand sich in einer Kabine der dritten Klasse, eng, vom vorigen Bewohner zugemüllt, der Fußboden übersät mit Kleidungsstücken und Münzen.
    Die Bettlaken voller Blut. Wessen Blut war das? Ihr eigenes? Das Blut war schwarz und alt.
    Sie erhob sich. Aus dem Spiegel starrte ihr ein Ungeheuer entgegen, ein Gesicht, aus dem Metall hervorquoll, die Augen hinter einer Borstenmaske verborgen. Sie zertrümmerte den Spiegel mit einer entstellten, keulenartigen Pranke.
     
    Rye wachte auf. Ringsum silberne Wände, sie stand in einem der begehbaren Kühlräume, den Mund voll verwesendem Fleisch. Vor ihr, an einem Haken, baumelte ein riesiges Rippenstück, auf dem sich ein grüner pelziger Bezug gebildet hatte. In dem Rippenstück waren die Abdrücke eines Gebisses zu erkennen. Rye spie die halb zerkaute Masse aus Fett und Knochensplittern auf den Fußboden. Das war kein Ersatz für frische Sehnen, dafür, seine Zähne in warmes, lebendes Fleisch zu schlagen.
    Sie wandte sich bereits zum Gehen, als sie jäh zurückgerissen wurde. Ihre linke Hand war an der Wand festgefroren. Wie lange hatte sie in diesem katatonischen Zustand hier gestanden? Ihre Kleider waren steif gefroren. Als sie ihre Hand vom Metall losriss, löste sich die Haut ab, aber sie verspürte keinen Schmerz. An der Wand blieb ein Handabdruck aus Haut zurück.
     
    Rye wachte auf und ertappte sich dabei, wie sie mit infizierten Passagieren rangelte, es stank nach Verwesung. Ein Dutzend Ungeheuer in Hawaiihemden und Papiergirlanden hämmerte in dem Versuch, an das Fleisch heranzukommen,
gegen das Metall der Tür. Ein Abend mit Limbo und Pina Coladas war in einen Albtraum ausgeartet.
    Finger kratzten über das Metall der Luke, hinterließen abgebrochene Fingernägel und blutige Streifen.
    Die Luke, auf der anderen Seite mit einer Barrikade verkeilt, begann nachzugeben. Rye hörte, wie die Möbelstücke in Bewegung gerieten.
    Leiber warfen sich gegen die Tür, bis die Stühle und Tische langsam nachgaben.
    Rye trat den Passagieren in die Beine, brachte sie zum Stolpern, wollte sie in ihrem Vorwärtsdrang bremsen. Sie wünschte sich, ihr Funkgerät dabeizuhaben, dann hätte sie die Besatzung der Rampart vor dem bevorstehenden Überfall warnen können. Sie waren kurz davor, überrannt und in die Ecke getrieben, in ihren Betten abgeschlachtet zu werden.
    Die Tür gab nach und schwang auf. Der Berg aus Möbelstücken dahinter fiel in sich zusammen. Rye trat einen Schritt zurück und wartete darauf, dass die Granate explodierte und die Menge in ihrer gleißend weißen Flamme vernichtete.
    Nichts.
    Auf der anderen Seite der Tür warteten Jane und Ghost, die Gewehre im Anschlag wie ein Erschießungskommando. Zweifaches Mündungsfeuer blitzte auf, gefolgt von einem plötzlichen Aufheulen. Überall Gehirnmasse.
    Jane stand in einem Dunstschleier aus Pulverdampf, lud neue Patronen nach und riss den Verschluss zurück. Sie erzielte reine Wirkungstreffer, mitten ins Gesicht wie ein kaltblütiger Killer.
    »He«, brüllte Rye. »He, Jane.«

    Jane sah sie, erkannte sie aber nicht wieder. Sie hob ihr Gewehr an. Rye tauchte seitlich weg, um dem Feuerstoß zu entgehen.
    Jane und Ghost verschlossen die Tür wieder. Inmitten der schwelenden, kopflosen Körper lauschte Rye, während die beiden die Barrikade wieder errichteten.
     
    Die letzten Momente Ryes bei vollem Bewusstsein ereigneten sich tief im Herzen des Schiffs. Sie stolperte gerade eine Treppe hinunter, war jedoch nicht allein, sondern führte eine Gruppe von Passagieren in Kostümen an.
    Links von ihr ging ein Mann im Abendanzug mit Schweinemaske. Borsten wucherten durch die Schweineschnauze, sodass er sie niemals wieder würde abnehmen können. Er würde den Rest seines kurzen Lebens durch die Löcher einer Gummimaske blinzeln.
    Zu ihrer Rechten war ein Mann in einem

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