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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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und winkten. Spirit of Endeavour , ein winziges Schiff auf einem riesigen Ozean. Jane fragte sich, ob das Boot wohl jemals Schottland erreichen würde. Es war eine lange Fahrt bis in den Süden, trotzdem, sie konnten es schaffen, vorausgesetzt, das Unwetter holte sie nicht ein.
     
    Im Fernsehen gab es nichts Neues.
    CNN hatte den Sendebetrieb eingestellt.
    Sky News bestand aus einem Testbild mit Text: »Aufgrund technischer Probleme ist die Übertragung vorübergehend unterbrochen. Wir bitten, die Störung zu entschuldigen. Das normale Programm wird in Kürze fortgesetzt.«
    Auf BBC wiederholte ein verstörter Nachrichtensprecher die immer gleichen Ratschläge: Bewahren Sie Ruhe. Meiden Sie die Straßen. Lassen Sie Ihr Gerät eingeschaltet, weitere Informationen folgen. Jane erinnerte sich an den jungen Mann, er hatte früher den Wetterbericht moderiert, hatte vor einer Karte gestanden und sonnige Abschnitte und Regen vorhergesagt. Und nun musste er auf einmal den Weltuntergang verkünden.
    Punch schaltete den Ton ab und tippte ein paar Lieder in der Musikbox ein.

    »Ich hoffe, du fühlst dich gut«, sagte er zu Jane. »Du hast heute etwas Heldenhaftes getan. Immerhin könntest du dich in diesem Augenblick auf dem Weg nach Hause befinden.«
    »Ich bin nicht sicher, ob meine Mutter das auch so sehen würde.«
    »Die wird schon zurechtkommen.«
    Jane blickte aufs Meer hinaus. »Eine Unwetterfront zieht auf. Die See wird immer rauer.«
    »Ich habe eine Kiste mit Lebensmitteln an Bord geschleppt. Das Ding ist kaum größer als ein Ruderboot. Im Augenblick möchte ich mich wirklich nicht dort an Bord befinden, nicht zusammengepfercht mit sechs anderen. Das Ganze ist mehr als ungewiss. Die werden jede Menge Glück brauchen, um Land zu erreichen.«
    »Glaubst du, wir sind hier besser dran?«
    »Woher sollen wir das wissen? Entweder wir haben unseren Leuten einen Fahrschein nach Hause geschenkt oder sie in den Tod geschickt.«
     
    Rawlins führte Jane und Sian zu einer Aussichtskuppel auf dem Dach. Die Kuppel befand sich am Rand des Hubschrauberlandeplatzes; ringsum angeordnete Fenster erlaubten einen Rundumblick auf die Raffinerie, das Meer und die schroffen Klippen von Franz-Joseph-Land.
    »Wo ihr beide schon hierbleibt, solltet ihr euch wenigstens nützlich machen.« Er entfernte die Schutzhülle von einer Sendestation. »Das hätten wir schon vor Tagen tun sollen.« Er wies auf einen Drehstuhl. »Setzen Sie sich dorthin«, erklärte er Sian. »Und Finger weg von den Reglern.« Er schaltete eine Reihe von Verstärkern ein. »Ein Typ namens Wilson hat hier früher nach jeder Schicht den DJ gespielt, er hatte zum Zeitvertreib seine eigene
kleine Show. Eigentlich ist die Anlage nur für eine Übertragung auf der Bohrinsel ausgelegt, aber je nach den atmosphärischen Störungen haben wir eine mögliche Reichweite von zwei-, dreihundert Meilen.«
    »Was ist mit der Leitung zum Festland?«
    »Zu unbeständig. Ich will es über Kurzwelle probieren. Senden Sie ebenso weiträumig wie lokal. Der Ozean ist riesig. Wir können unmöglich die Einzigen sein, die hier draußen festsitzen.«
    »Was muss ich tun?«, fragte Sian und schob ihren Stuhl vor das Mikrofon.
    »Zum Sprechen drücken Sie auf diesen Knopf. Und wenn Sie zuhören möchten, lassen Sie ihn los.«
    »Mayday, Mayday. Hier spricht die Bohrinsel Kasker Rampart. Wie erbitten dringend Hilfe. Over.«
    Keine Antwort.
    »Mayday, Mayday. Eine Anfrage der Kasker Rampart an den gesamten arktischen Raum, ist da draußen jemand, over.«
    Bis auf das Rauschen eines toten Kanals war nicht das geringste Geräusch zu hören.

04 – Zerbrechlich
    Das Radargerät in Rawlins’ Büro gab Kollisionsalarm, eine Eisbergwarnung. Auf seinem Schreibtischmonitor war ein gewaltiges Objekt zu erkennen, das langsam näher kam.
    Sie beobachteten es von der Aussichtskuppel aus. In fünf Kilometer Entfernung trieb ein Gebirge aus Eis vorbei, ein Tafelberg, ein gewaltiger Brocken polares Schelfeis voller Grate und Schluchten, blaues, von Ablagerungen durchzogenes Eis. Eine fremdartige, höllische Welt.
    »Ich bin mal auf einem Eisberg spazieren gegangen«, sagte Rawlins. »Sie zischen und knacken, das liegt an der eingeschlossenen Luft. Hört sich an wie ein Feuerwerk.«
    »Ziemlich große Wellen da unten«, sagte Jane.
    An den eisigen Klippen brach sich die mächtige Dünung. Gischt stieg auf, es schäumte.
    »Ja«, sagte Rawlins. »Die Windgeschwindigkeit hat gewaltig zugenommen. Ein weiteres

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