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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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er den Rucksack geborgen hatte, kippte Ghost den Inhalt, Sprengstoff und Zündkapseln, auf dem Boden der Luftschleuse aus, untersuchte dann die Schulterriemen. Sie waren mit einem scharfen Messer durchtrennt worden.
    Dann untersuchte er rasch das Gewehr, das Jane hatte fallen lassen. Der Kolben war angekokelt, das Metall versengt. Die Waffe war nicht mehr zu gebrauchen.
    Er warf einen Blick in den Verschluss, keine Patronen. Er schnupperte an der Waffe und bemerkte den pfeffrigen Geruch von Kordit. Die Waffe war erst kürzlich abgefeuert worden.
    Janes Lider flatterten, als bereite es ihr Mühe, wach zu bleiben.
    »Jane? Kannst du mich hören? Wo zum Teufel ist Punch?«
     
    Ghost brachte Jane auf ihr Zimmer, half ihr beim Ausziehen und stellte sich so lange mit ihr zusammen unter die Dusche, bis sie sich wieder einigermaßen erholt hatte. Sie genoss den Sturzbach heißen Wassers über sich.

    Dann verließ sie die Dusche, trocknete sich ab und zog sich an.
    »Damit wären wir also nur noch drei«, sagte Ghost.
    »Ich konnte überhaupt nichts tun«, sagte Jane. »Nicht das Geringste.«
    »Und Nail?«
    »Er hat den Bunker in ein gottverdammtes Schlachthaus verwandelt.«
    »Ich hoffe nur, dass er an Bord zu kommen versucht. Ich meine es ernst. Ich werde mir Zeit mit ihm lassen und dafür sorgen, dass es sich über mehrere Tage hinzieht.«
     
    Jane holte sich einen Kaffee und ging damit in die Aussichtskuppel.
    Sian verfolgte gerade das Schauspiel des Schneesturms, der um die Tanks und Gerüstkonstruktionen der Raffinerie peitschte; sie hatte Tränen in den Augen.
    Jane legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    »Es wäre besser, wir würden einfach sterben«, sagte Sian. »Alles wäre besser als das. Ein Moment der Angst, ein Moment voller Schmerzen und dann gar nichts mehr. Das hier ist schlimmer, das ist langsame Folter.«
    »Sicher.«
    »Meine Familie, meine Freunde, alle, die ich kannte, sind tot. Aber ich hatte ja noch Punch. Alles war in Ordnung, solange ich noch Punch hatte.«
    »Klar.«
    »Jetzt habe ich gar nichts mehr, absolut nichts. Alles ist mir Stück für Stück genommen worden.« Sie wies in den Schneesturm. »Dieser Ort ist die Hölle, so karg und unfruchtbar – es ist, als hätte das Universum seine Maske abgenommen und zeigt uns jetzt sein wahres Gesicht.«

    »Sollen wir eine Flasche Wein aufmachen?«, fragte Jane und bereute augenblicklich ihren kläglichen Vorschlag. Als Priesterin war sie gescheitert – und jetzt auch noch als Freundin. Der Gedanke, dass sie angesichts dieser abgrundtiefen Verzweiflung so etwas wie Trost anbieten könnte, irgendwelche angemessen formulierten Worte, die alles besser machen würden, war absurd.
    Sie setzte sich.
    Noch vor wenigen Nächten hatten sie und Ghost im Bett gelegen und Pläne für die Zukunft der Menschheit geschmiedet.
    »Angenommen, wir haben Kinder«, hatte Ghost gesagt, »wirst du ihnen dann von Jesus erzählen?«
    »Nein«, hatte Jane geantwortet. »Ich bin froh, die letzte Christin zu sein. Und sollte ihnen jemals eine Bibel in die Finger fallen, werde ich ihnen erzählen, dass das alles Märchen sind, Unfug.«
    Jane legte Sian den Arm um die Schultern; so saßen sie im Dunkeln, während rings um sie her der arktische Sturm tobte.
     
    Jane stattete Rawlins’ Büro einen Besuch ab und blätterte in den Personalakten. Gary Punch: Sie riss das Foto vom Deckblatt seiner Akte, nahm es mit in die behelfsmäßige Kapelle, die sie in einem der Schlafsäle eingerichtet hatte, und pinnte es mit Klebeband an die Gedenkwand.
    Sie setzte sich und betrachtete die Fotosammlung.
    Mannschaftsmitglieder, die mit dem Nachschubschiff Spirit of Endeavour aufgebrochen waren:
    Rosie Smith
    Pete Baxter
    Ricky Coulby
    Edgar Bardock

    Frank Rawlins, als Erster der ansteckenden Krankheit zum Opfer gefallen.
    Dr. Rye, vermisst, vermutlich Selbstmord.
    Ivan und Yakov, beide an Bord der Hyperion in Stücke gerissen.
    Mal, ermordet.
    Gus, ermordet und verspeist.
    Auf einem Stuhl lag Nails Foto. Jane mochte ihn nicht zu den anderen an die Gedenkwand pinnen, er hatte es nicht verdient. Für ihn würde niemand beten.
     
    Sian saß übellaunig auf einem Barhocker in der Kantinenküche, während Ghost das arg lädierte Gewehr einfettete. Er setzte die Waffe wieder zusammen und zog den Verschluss nach hinten durch. Der Mechanismus klemmte. Er schmiss die Waffe auf den Küchentresen.
    »Die ist im Eimer. Außerdem hat Punch die gesamte Munition mitgenommen.«
    Er entnahm einer

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