Wandlung
Körper eines Astronauten, angeschnallt vor blinkenden Armaturen.
»Was meinen Sie, ist das der Transponder?« Rawlins wies auf eine Reihe von Schaltern.
Als Ghost das Funkgerät darauf richtete, hörte man das schrille Pfeifen einer Rückkopplung.
»Ich habe nicht die Absicht, hier irgendwie herumzukaspern«, sagte Ghost. »Wir werden eine Thermit-Granate hineinwerfen und das ganze Ding ausräuchern.«
Rawlins hievte sich in die beengte Kabine und hielt sich an einem metallenen Sitzgestell fest, um sich abzustützen.
Der Kosmonaut trug einen unförmigen Druckanzug aus grauem Baumwollgewebe. Handschuhe, Stiefel und Helm waren mittels massiver Verschlussringe am Anzug befestigt. Auf Brust und Ärmel russische Rangabzeichen. Der Anzug war über einen Schlauch mit einer an der Wand befestigten Sauerstoffversorgung verbunden.
»Warten Sie. Ich will ihn mir erst ansehen.«
»Wozu?«
»Sind Sie nicht neugierig? CCCP, das alte sowjetische Abzeichen für den Einsatz im All. Ich tippe mal auf
Militär. Wie lange mag der Bursche dort oben herumgeschwebt sein? Jahrzehnte? Sie waren noch nicht einmal geboren, als dieser Kerl ins All geschossen wurde. Ich möchte gern wissen, wer er war. Wie er gestorben ist.«
Rawlins nestelte an dem Fünfpunktgurt, zog seine Handschuhe aus, konnte aber die Schnalle nicht lösen.
»Geben Sie mir mal Ihr Messer.«
»Lassen Sie ihn doch«, sagte Ghost. »Das gefällt mir nicht, ich hab ein ungutes Gefühl.« Er zog eine rote zylindrische Granate aus seiner Jackentasche. »Nennen wir es eine Feuerbestattung.«
»Warten Sie. Irgendjemand, irgendwo wird wissen wollen, was diesem Burschen zugestoßen ist.«
Rawlins versuchte, den Helm abzuschrauben, bekam den Verschlussring nicht los und gab auf. Er drückte auf die Öffnungslaschen an den Seiten des Visiers. Die goldene Blende glitt zurück.
Das Gesicht eines jungen Mannes, verspiegelte Haut, so als wäre er aus Chrom skulptiert worden.
Die Lider zuckten. Pechschwarze Augäpfel. Ein leises Fauchen, Lippen und Zähne aus Metall.
Rawlins stieß einen Schrei aus.
11 – Kontamination
Punch stand mit einem Klemmbrett im Vorratsraum der Küche und machte eine Bestandsaufnahme.
Jane inspizierte die Regale. »Kidneybohnen sechs Dosen, Rhabarber drei Dosen, gehackte Tomaten zwei Kartons zu je zwölf.«
Sie machten sich Gedanken über den schwindenden Vorrat an Konservendosen und Schachteln.
»Nur gut, dass wir diesen Raum unter Verschluss halten«, sagte Punch. »Wenn die Jungs einen Einblick in die winzigen noch vorhandenen Lebensmittelbestände bekämen, würden sie ganz sicher in Panik geraten.«
»Vielleicht sollten wir die Portionen verkleinern«, sagte Jane. »Und zur Sättigung Reis und Pasta verwenden.«
»Es muss doch irgendjemanden an Bord geben, der weiß, wie man fischt. Erinnere mich beim Abendessen daran, wenn alle in der Kantine versammelt sind. Ich werd mich mal umhören.«
Sie hörten Schritte, das Quietschen von Sportschuhen auf Fliesen, dann stand Sian im Türdurchgang, keuchte und stützte sich am Rahmen ab.
»Es gibt Neuigkeiten von Ghost. Rawlins ist etwas zugestoßen. Er hat sich verletzt oder so. Sie sind schon auf dem Weg hierher zurück.«
Sie stiegen am Schwimmauflager der Bohrinsel nach unten und standen auf dem Eis. Mit einem Feldstecher suchte Jane den Horizont ab. Das Schlauchboot, anfangs noch ein schwarzer Punkt, näherte sich rasch.
»Mensch«, sagte Punch, »der drückt aber mächtig aufs Tempo.«
Ghost brachte das Boot mit einem abrupten Schwenk zum Halten. Gischt spritzte auf. Er schaltete den Motor aus. Rawlins lag auf dem Boden des Schlauchboots, sein rechter Arm war mit einer Wärmedämmungsfolie umwickelt. Sie zogen ihn aus dem Boot und legten ihn auf das Eis.
»Fasst ihn nicht an«, sagte Ghost. »Berührt auf keinen Fall seine Haut.«
Sie trugen Rawlins über das Eis zum Deck des Lifts. Der Aufzug war am südlichen Schwimmauflager der Raffinerie angebracht.
»Wo steckt Dr. Rye?«, fragte Punch.
»Sie wartet oben.«
»Gut. Punch, du bleibst besser zurück und sicherst das Schlauchboot.«
Ghost drückte auf den Aufwärtsknopf. Mit einem Ruck erwachte der Aufzug zum Leben.
Jane beugte sich über Rawlins, dessen Gesicht unter einer Skimaske und Schutzbrille verborgen war. »Ist er bei Bewusstsein?«, fragte sie.
»Ab und zu bewegt er sich. Aber er spricht kein Wort.«
»Was stimmt nicht mit ihm?«
»Es ist einfacher, du siehst es selbst.«
Rye nahm sie an einer Luftschleuse in
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