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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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die Tür da oben im zweiten Stock?«
    »Ja.«
    »Das ist mein altes Zimmer.«
    Sie kletterten durch eine Trümmerwüste. Die Treppe ächzte unter ihrem Gewicht.
    Die Eingangstür zu Nails altem Zimmer war rußgeschwärzt und mit Blasen überzogen. Er trat sie ein.
    Das Zimmer war schwarz von Ruß. Mit dem Fuß kickte er den skelettartigen Rahmen eines Stuhls zur Seite und riss die Matratze von seiner Koje.

    »Nimm doch Platz.«
    Nikki setzte sich auf das metallene Bettgestell.
    Nail schloss die Tür, um die Körperwärme zu konservieren, und legte die Taschenlampe auf das Waschbecken.
    Dann klappte er einen Hexaminofen auseinander und entzündete mit einem Feuerzeug den Brennstoffklotz.
    Er stand auf, hebelte das Abdeckgitter von einer Belüftungsöffnung, langte hinein und förderte eine angesengte Geldkassette ans Licht.
    Er setzte sich neben Nikki auf das Bett, nahm einen Schlüssel von seinem Hals und schloss die Kassette auf. Geld, zu einer festen Rolle gewickelte Scheine, von Gummibändern zusammengehalten. Nail stopfte das Geld in die Innentasche seiner Jacke.
    »Schätze, damit kannst du dir den Hintern abwischen«, meinte Nikki. »Beim Pokern gewonnen?«
    »Die Früchte meiner unternehmerischen Tätigkeit.« Nail kippte den Inhalt der Kassette in seinen Schoß: ein Löffel, Packungen mit Einwegspritzen, ein Tütchen mit braunem Pulver.
    »Ich wusste gar nicht, dass du ein Hobby hast.«
    »Der Turnus dauert sechs Monate. Ab und zu muss man ja auch mal ausspannen.«
    »Und anschließend gehst du mit dem Dreifachen deines Gehaltsschecks nach Hause.«
    »Das ist bloß Kleingeld. Wenn sie Gras haben wollen, gehen die Jungs zu Ghost. Und zu mir kommen sie, wenn sie mal ein bisschen was Stärkeres brauchen.«
    Nail kratzte sich den Reif von der Schulter und schmolz ihn zusammen mit einer Prise des Pulvers im Löffel. Er riss eine Einwegspritze aus ihrer Verpackung und zog die blubbernde Flüssigkeit auf.

    »Hast du Lust, mal eine Weile abzuschalten?«, fragte Nail.
    »Klar, es gibt jede Menge Dinge, die ich gern aus meinem Bewusstsein streichen möchte.«
    Sie zog die Jacke aus und krempelte den Ärmel ihres Fleecepullovers hoch. Mit dem Daumen rubbelte Nail über die Innenseite ihres Ellbogens, bis eine Vene hervortrat. Vorsichtig stach er die Nadel unter ihre Haut und drückte den Kolben nach unten. Eine Woge kuscheligen Wohlgefühls überkam sie; lächelnd sank sie nach hinten gegen die Wand.
    Nail zog seine Jacke aus und krempelte den Ärmel seines Sweatshirts hoch, band sich dann den Bizeps mit einem Schnürsenkel ab, machte eine Faust und setzte sich selbst einen Schuss.
    Er zog Nikki zu sich heran und legte seine Jacke um ihre Schultern. Strich ihr übers Haar.
    So hockten sie in dem ausgebrannten Zimmer und starrten in den Ofen, hypnotisiert von der flüchtigen bläulichen Flamme.
     
    Ghost kroch den Kabelschacht entlang und winkelte seinen Körper ab, um sich um eine Anschlussstelle herumzuwinden, da verfing sich sein Gürtel an einem Bolzen. Ein plötzlicher, klaustrophobischer Anfall, als er sich loszureißen versuchte. Er stemmte sich gegen die Wände des Kabelschachts und hörte sich selbst schluchzen.
    Er stellte seine hektischen Bewegungen ein, schloss die Augen und versuchte, sich zusammenzureißen.
    »Sprich mit mir, Jane. Ich will deine Stimme hören.«
    »Gerade hab ich nachgedacht. Rawlins wollte seinen Persönlichkeitsverlust verhindern, das hat er mir selbst gesagt. Er wollte nicht, dass die Krankheit die Oberhand
gewann. Vermutlich sagt das jeder, dass er sich lieber in einem Anfall von Heldenmut mit seinem Auto einen Abhang hinunterstürzen würde, als in einem Krankenhausbett dahinzusiechen.«
    »Also, was meinst du, was ist das für eine Krankheit?«
    »Ich hab mal ein Buch über das Manhattan-Projekt gelesen. Als sie die erste Atombombe in der Wüste testeten, fragten sich die Wissenschaftler, ob sich durch die Explosion möglicherweise die Atmosphäre entzünden könnte. Sie, die großen, Angst einflößenden Unbekannten, haben mit irgendeiner Hochtechnologie herumgespielt – Nanoroboter, biologische Kampfstoffe –, irgendwas so Grenzwertiges und Instabiles, dass sie das Labor ins All verlegt haben, um es im Vakuum zu isolieren. Aber dann ist plötzlich irgendwas katastrophal schiefgegangen, und einige Trümmerteile sind auf die Erde herabgestürzt, wie zum Beispiel unser Freund hier in der Raumkapsel.«
    »Sicher, schon möglich.« Ghost wand sich in dem engen Raum hin und her

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