Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)
Mann Lust bekomme auf mich. Was schaust du so? Ich habe gut gewartet, mit List und Kraft.
Ja, schau dir das Photo an, schau es gut an. Ich habe es aufbewahrt, weil ich es beim Photographen für Geld gekauft hatte, als ich noch Dienstmädchen war und er mit seiner ersten Frau lebte.
Ich will dir das Kissen zurechtrücken, damit du bequem liegst. Streck dich schön aus. Du sollst dich immer ausruhen, wenn du bei mir bist, mein Goldschatz. Ich will, daß du dich wohl fühlst bei mir. Es ist anstrengend genug, was du in der Bar tust, am Schlagzeug. Hier in meinem Bett sollst du nichts anderes tun als mich lieben und dich dann ausruhen.
Ob ich das auch zu meinem Mann gesagt habe? Nein, mein Herz. Ich wollte nicht, daß er sich wohl fühle, wenn er in meinem Bett lag. Gerade das war das Problem. Irgendwie konnte ich mich nicht entschließen zu wollen, daß er sich wohl fühle mit mir. Obwohl der Arme wirklich alles dafür getan, jedes Opfer gebracht hatte. Er hatte mit seiner Familie, seiner Gesellschaft, seinen Gewohnheiten gebrochen. Er war richtiggehend ausgewandert zu mir, wie ein pleite gegangener Kavalier, der sich nach Übersee absetzt. Vielleicht habe ich gerade deshalb nie in Frieden mit ihm leben können, weil er bei mir nicht zu Hause war. Er lebte mit mir die ganze Zeit wie jemand, der nach dem interessanten, würzig-warmen Brasilien ausgewandert ist und dort eine Einheimische geheiratet hat. Und sich in der fremden Welt fragt, wie er denn eigentlich hierhergeraten sei. Und wenn er mit der Einheimischen zusammen ist, denkt er an anderes. An seine Heimat? Vielleicht. Das ging mir auf die Nerven. Deshalb wollte ich nicht, daß er es zu gemütlich habe, wenn er mit mir zusammen war, bei Tisch oder im Bett.
Was das für eine Heimat gewesen sein kann, an die er gedacht hat? Die erste Frau? Ich glaube nicht. Weißt du, die Art von Heimat, die richtige, ist auf keiner Landkarte. Und in ihr sind sehr viele Dinge. Nicht nur Schönes und Gutes, sondern auch Böses und Gemeines. Diese Lektion lernen wir jetzt auch, da wir keine Heimat mehr haben. Glaub ja nicht, daß wir wieder eine Heimat haben werden, wenn wir einmal zu Besuch oder sonstwie nach Hause fahren. Es wird ein Wiedersehen geben und Gerührtheit, und die einen werden Herzkrämpfe bekommen, die anderen groß angeben, den fremden Paß und die Travellerschecks zücken. Doch die Heimat, an die man in der Fremde gedacht hat, die wird es nicht mehr geben. Träumst du noch von Zala? Ich träume manchmal auch von der Nyírség, aber dann erwache ich immer mit Kopfschmerzen. Offensichtlich ist die Heimat nicht nur eine Gegend, eine Stadt, ein Haus und Menschen, sondern ein Gefühl. Was sagst du? Ob es ewige Gefühle gibt? Nein, mein Schatz, das glaube ich nicht. Du weißt ja, daß ich dich anbete, aber wenn ich dich eines Tages nicht mehr anbete, weil du mich betrügst oder Leine ziehst – unmöglich, gelt? –, also, wenn es doch so wäre, dann glaub nicht, mir würde schwach, wenn ich dich irgendwann mal wiedersähe. Wir würden dann freundlich plaudern, aber davon nicht mehr, weil das vorbei wäre, aus und Amen. Sei nicht traurig. Die Heimat gibt’s nur einmal im Leben, so wie die Liebe, die richtige Liebe auch. Und die Heimat vergeht, so wie auch die richtige Liebe vergeht. Das ist schon recht so, denn sonst hielte man es gar nicht aus.
Die erste Frau meines Mannes, ach ja, das war eine Feine, Vornehme. Sie war sehr schön, sehr diszipliniert. Darum beneidete ich sie am meisten, um ihre Disziplin. Das kann man, glaube ich, gar nicht lernen, man wird damit geboren. Vielleicht ist alles, was die Reichen so ehrfürchtig vollführen, gar nichts anderes als Disziplin. Jede Zelle ihres Körpers war diszipliniert. Ich haßte sie dafür, und mein Mann wußte das. Die erste Frau war gebildet und diszipliniert, und mein Mann ließ sie eines Tages genau aus diesem Grund sitzen, denn er hatte genug davon. Ich war für ihn nicht nur eine Frau, sondern eine große Prüfung, das Abenteuer, das wilde Tier und gleichzeitig die Jagdgefährtin, das Ungezügelte und Unerlaubte. Versteh’s der Geier. Ich hole einen Cognac, den dreisternigen, ja? Das viele Reden macht mich durstig.
Trink, mein Süßer. Ja, ich werde auch so trinken, ich werde die Lippen an die Stelle legen, wo deine Lippen das Glas berührt haben. Was für wunderbare, zärtliche Einfälle du hast. Ich könnte weinen, wenn du solche Ideen hast. Wie machst du das bloß? Na schön, der Einfall ist vielleicht
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