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Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Titel: Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sándor Márai
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will. Es ist auch gleich, ob er einem auf der Straße entgegenkommt. Wenn er telephoniert, spricht man, wie es sich gehört. Wenn er einen sehen will und das Treffen unumgänglich ist, bitte, warum nicht. Und das alles ist von innen her ganz locker und ehrlich, weißt du. Kein Krampf mehr, kein Schmerz, kein Außer-sich-Sein. Was ist geschehen? Man versteht es nicht. Rache will man auch nicht mehr, nein, und da wird einem klar, daß das die echte Rache ist, die einzige, die vollkommene, nämlich die, daß man nichts mehr von ihm will, ihm weder Gutes noch Schlechtes wünscht, denn er kann einen nicht mehr verletzen. Früher schrieben die Männer in einem solchen Moment ihren Geliebten Briefe, die so begannen: »Verehrte Dame«. Da war alles drin. »Du kannst mir nicht mehr weh tun«, das war drin und machte die hellhörigen Frauen weinen. Oder nicht einmal das. Kluge Männer schicken in einem solchen Moment das große Geschenk, den Rosenstrauß, die Lebensrente. Warum auch nicht? Jetzt tut es ja nicht mehr weh.
    So ist das. Ich weiß es. Ich bin eines Morgens erwacht und habe begonnen zu leben, kleine Schritte zu machen.
    Mein Mann hingegen, der Arme, ist nicht erwacht. Ich weiß gar nicht, ob er je wieder gesund wird. Manchmal bete ich für ihn.
    So vergingen zwei Jahre. Was taten wir? Wir lebten, mein Mann verabschiedete sich von der Welt, von seinem Kreis, von den Menschen, wortlos wie der Betrüger, der heimlich seinen Absprung ins Ausland vorbereitet, inzwischen aber gewissenhaft seiner Arbeit nachgeht. Das Ausland war sie, die andere, die Richtige. Wir warteten. Und lebten gar nicht schlecht, verstanden uns in diesen zwei Jahren ganz gut, wirklich … Bei Tisch oder während des Lesens blickte ich manchmal verstohlen zu ihm hin, so wie man das Gesicht eines Kranken anschaut, und während man innerlich erschauert, weil ihm die Krankheit ihren Stempel schon aufgedrückt hat, sagt man munter lächelnd: »Du siehst heute viel besser aus.« Wir warteten auf Judit Áldozó, die spurlos verschwunden war, die Bestie … Denn die wußte schon, daß sie nichts Schlimmeres tun konnte … Du glaubst das nicht? Vielleicht ist sie gar keine Bestie? Schließlich hat sie auch ihren Preis gezahlt, auch sie hat gekämpft, auch sie ist eine Frau und hat Gefühle, nicht? … Tröste mich, denn jetzt möchte ich gern glauben, daß es so ist. Sie hat zwölf Jahre gewartet und ist dann nach England gegangen. Und sie hat Englisch gelernt und sich Tischmanieren angeeignet und das Meer gesehen. Und dann ist sie eines Tages heimgekommen, und sie besaß siebzig Pfund, wie ich erfahren habe, und einen Schottenrock und Toilettenwasser von Atkinson. Da haben wir uns eben scheiden lassen.
    Mir brach das Herz, ein Jahr lang hatte ich das Gefühl, sterben zu müssen. Dann bin ich erwacht und habe etwas begriffen … Ja, ebenjenes Wichtigste, das man nur selbst erfahren kann.
    Soll ich es sagen?
    Wird es dir nicht weh tun?
    Kannst du es aushalten?
    Na ja, ich habe es ausgehalten. Aber ich sage es niemandem gern, ich mag niemandem den Glauben nehmen, jene wundervolle Illusion, aus der so viel Leid, aber auch so viel Großartiges entspringt: Heldentaten, Kunstwerke, eine riesige Konzentration der Kräfte. Du bist jetzt in einem solchen Seelenzustand, ich weiß. Und willst doch, daß ich es sage?
    Na gut, wenn du darauf bestehst. Aber sei mir dann nicht böse. Schau, Liebes, mich hat Gott damit gestraft und beschenkt, daß ich es erfahren und ausgehalten habe. Was ich erfahren habe? … Das, Liebes: daß es die Richtige und den Richtigen nicht gibt.
    Eines Tages bin ich erwacht, habe mich im Bett aufgesetzt und gelächelt. Es tat nichts mehr weh, und ich begriff auf einmal, daß es die Richtigen nicht gibt. Weder auf Erden noch im Himmel. Es gibt ihn nicht, jenen einzigen. Es gibt nur Menschen, und in jedem Menschen ist eine Prise vom Richtigen, aber in keinem gibt es das, was wir vom anderen erwarten und erhoffen. Es gibt keinen vollkommenen Menschen, und jener einzige, Wunderbare, Beglückende existiert nicht. Nur Menschen, in denen es soviel Schutt wie Licht gibt … Lázár wußte das, als er mich schweigend zur Tür begleitete und lächelte, weil ich gesagt hatte, ich wollte die Richtige suchen. Er wußte, daß es die nicht gibt. Aber er sagte nichts, und dann ging er nach Rom und schrieb Bücher. Am Ende tun das die Schriftsteller immer.
    Mein armer Mann war kein Schriftsteller, sondern ein Bürger und Künstler ohne Objekt. Deshalb mußte er

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