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Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Titel: Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sándor Márai
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bin nicht mehr eifersüchtig, denn ich habe, wenn auch um einen hohen Preis, diese Eitelkeit niedergekämpft. Tolstoi hat noch geglaubt, man könne die Dinge lösen, und er dachte den Frauen ein tierähnliches Schicksal zu: Sie sollten gebären und sich in Jute kleiden. Eine unmenschliche, krankhafte Idee. Aber unmenschlich und krankhaft ist es auch, aus der Frau einen Ziergegenstand zu machen, ein erotisches Meisterwerk. Wie soll ich eine Person achten, wie soll ich ihr meine Gefühle und Gedanken anvertrauen, wenn sie von morgens bis abends nichts anderes tut, als sich aufzudonnern und herauszuputzen und einzuschmieren. Angeblich will sie mir gefallen mit ihren Federn und Pelzen und Parfums. Aber auch das ist nicht richtig. Sie will allen gefallen, sie will, daß nach ihrem Erscheinen bei den Männern, in den Nerven aller Männer, Sehnsüchte zurückbleiben. So leben wir. Im Kino, im Theater, auf der Straße, im Kaffeehaus, im Restaurant, an den Stränden, auf den Bergen, überall diese ungesunde Aufreizung. Du meinst, die Natur sei darauf angewiesen? Das ist Quatsch, mein Alter. Darauf sind bloß Wirtschaftssysteme und Gesellschaftsordnungen angewiesen, in denen die Frau als Ware betrachtet wird.
    Ja, du hast schon recht, ich kenne auch nichts Besseres als dieses Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. Alle anderen Experimente, die man an seiner Stelle durchführen wollte, sind mißlungen. Aber es stimmt trotzdem, in diesem System will sich die Frau fortwährend verkaufen, manchmal bewußt, meistens unbewußt. Ich will nicht behaupten, jede Frau betrachte sich als Ware, aber ich wage nicht anzunehmen, daß die Ausnahmen die große Regel widerlegen. Ich werfe es den Frauen auch nicht vor, sie können nichts dafür. Aber dieses Sichanbieten, dieses eingebildete, rauh-kokette Sichspreizen ist schon todtraurig, besonders wenn die Frau spürt, daß sie einen schweren Stand hat, daß es schönere, billigere, aufregendere Frauen gibt. Und so hat der Wettlauf beängstigende Dimensionen angenommen, denn in sämtlichen Städten Europas leben mehr Frauen als Männer, und sie haben in den freien Berufen keinen Platz, was können sie also mit ihrem traurigen weiblichen Leben anfangen? Sie bieten sich an. Zuweilen maßvoll, mit gesenkten Lidern, zitternde Blümchen Rührmichnichtan, die eigentlich davor zittern, daß wir sie tatsächlich nicht anrühren werden. Und dann die Selbstbewußten, die harten Schritts in den täglichen Kampf ziehen, wie die römischen Legionen, und wissen, daß sie immer um ein Reich und gegen Barbaren kämpfen. Nein, mein Freund, wir haben nicht das Recht, streng über die Frauen zu urteilen. Wir dürfen sie bloß bemitleiden, und vielleicht bemitleiden wir nicht sie, sondern uns selbst, die Männer, die im großen Basar der Zivilisation diesen lauernden, peinlichen Widerspruch nicht auflösen können. Immer diese bewußte Aufreizung. Wo man geht und steht. Und hinter allem das Geld, vielleicht nicht immer, doch in neunundneunzig von hundert Fällen menschlichen Elends. Das ist es, wovon der Heilige und Weise nicht gesprochen hat, als er in der Kreutzersonate seine zornige Anklage vortrug.
    Er sprach von der Eifersucht. Schimpfte auf die Frauen, die Mode, die Musik, die Verlockungen des Gesellschaftslebens. Nur davon hat er nicht gesprochen: daß kein Wirtschaftssystem, keine Gesellschaftsordnung den Seelenfrieden zu garantieren vermögen, daß nur wir allein ihn uns garantieren können. Wie? Indem wir die Begierden und die Eitelkeit niederkämpfen. Ist das möglich? Es ist fast unmöglich. Vielleicht später, viel später im Leben. Auch dann sind die Begierden noch da, aber der zornig-gierige Besitzanspruch ist aus ihnen gewichen, Erregung und Überdruß, die jede Sehnsucht und jede Befriedigung mit Hoffnungslosigkeit durchstrahlen, haben sich verflüchtigt. Man wird müde, weißt du. Ich bin manchmal fast froh, daß das Alter vor der Tür steht. Sehne mich schon nach den Regentagen, da ich mich an den Ofen setze, mit einer Flasche Rotwein und einem Buch, darin von alten Sehnsüchten und Enttäuschungen erzählt wird.
    Doch damals war ich noch jung. Reiste vier Jahre lang. Wachte mit zerzaustem Haar in den Armen von Frauen auf, in fremden Zimmern, fremden Städten. Ich lernte, so gut ich es konnte, mein Handwerk. Bewunderte die schönen Dinge der Welt. Dachte nicht wirklich an Judit Áldozó. Jedenfalls nicht oft und nicht bewußt. Nur so, wie man in der Fremde an die Straßen, die Häuser, die

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