Wanja und die wilden Hunde
missmutig unsere Bewegungen durch sein Gebiet. Sind wir vorbei, hört man einen Brummton, der Erleichterung bedeuten könnte.
Auf dem Nachbargrundstück des Dackelfüßers steht ein Busch. Wenn man sich ihm nähert, scheint er sich leicht zu bewegen.
Kommt man noch näher heran, hört man ihn sogar atmen.
Blickt man genauer hin, sieht man den Kopf einer bunt gescheckten Hündin, die an eine Hyäne und einen Australian Shepherd erinnert. Sie hechelt stark, und ihre Augen sind vor Angst geweitet. Der Busch scheint ihr einziger Aufenthaltsort zu sein. Ich vermute, dass sie nur nachts herauskommt, wenn alle schlafen.
Sie sieht sehr schön aus in ihrer Eigenartigkeit.
Als Bambino sie das erste Mal bemerkt, stürmt er freudig in ihren Busch, und die ängstliche Hündin rennt panisch davon.
Seitdem sorge ich dafür, dass er sie nicht mehr stört, und dränge ihn zurück, wenn er sie unbedingt kennenlernen will.
Die Arbeit im Dorf richtet sich nach den Jahreszeiten.
Im Frühling wird mit dem Spaten das Feld umgegraben. (Traktoren und Pflugmaschinen liegen seit langer Zeit kaputt auf einem großen Platz neben dem Wald.) Die Ställe der Tiere werden repariert. Der Garten wird vorbereitet. Um jedes Haus zieht sich eine ungefähr achtzig Zentimeter hohe Einfassung aus Holzstämmen, wobei nur die Eingangstür ausgespart bleibt.
Gegen Ende des Herbstes schippt man tagelang Sand vom Weg in Eimer und schleppt diese zum Haus, um den Sand als Isolierung und Wärmedämmung in die Einfassung zu füllen. Im Frühjahr schippt man denselben Sand tagelang aus der Einfassung wieder in die Eimer und trägt diese zurück zum Weg, damit das Haus unten abtrocknen kann.
Meine Nachbarin Galja klagt über Schmerzen in der Hüfte. Ich gehe abends hinüber, um sie zu massieren. Dabei stelle ich einen Leistenbruch bei ihr fest.
Mein Vorschlag, sie mit Bauer Kolja durch die Frühjahrsflut in das Krankenhaus im Nachbardorf zu rudern, stößt auf großes Entsetzen.
»Wer soll denn dann meinen alten Vater betreuen?«, ruft die 80-jährige Galja. »Und wer soll die Tiere versorgen und das Feld bestellen. Nein!«, lehnt sie kategorisch ab. »Das geht nicht!«
»Wo wohnt denn der Vater?«, frage ich verdattert, weil mir dessen Existenz bisher gar nicht bekannt war.
»Na hier«, erwidert Galja und hebt den Vorhang über dem Ofen, auf dem ein uralter Mann mit offenem Mund liegt und schläft.
Ich kratze mich am Kopf. »Könnte ich nicht in dieser Zeit alles erledigen?«, biete ich meine Hilfe für die Notsituation an.
Galja wird rot, reibt sich verlegen die Hände und sagt dann: »Also das ist sehr lieb. Aber das geht nicht.«
»Doch es geht!«, bekräftige ich meinen Vorschlag und stehe auf der Leitung.
Sie hebt abwehrend die Hände. »Mädchen, du kannst das nicht«, sagt sie leise. »Du bist nicht von hier.«
Jetzt werde ich rot. »Ich kann es lernen. Sage mir einfach, was zu tun ist«, werfe ich mich in die Brust.
Sie schüttelt energisch den Kopf und verlässt die Küche.
Wir finden einen Kompromiss. Sie lässt sich vor Ort von Jura behandeln, den ich aus Demuschkina hole, und ich helfe ihr beim Umgraben des Feldes.
Bei der Feldarbeit gebe ich, was ich kann. Ich bin einunddreißig Jahre jung (neunundvierzig Jahre jünger als Galja), sehr schlank, aber dennoch kraftvoll, und eine Wuchtbrumme gegen die kleine, abgemagerte Bäuerin.
Mit viel Schwung und Elan breche ich mit dem Spaten den Boden des Feldes um. Ich will Galja zeigen, was in mir steckt und dass ich natürlich etwas kann. Ich bewege mich in einer Reihe vorwärts und fühle mich schnell und stark wie ein Schaufelbagger.
Nach einer Viertelstunde beginnen meine Arme und mein Rücken zu schmerzen, nach einer halben Stunde werde ich langsamer. Nach einer Stunde blicke ich auf und habe das Gefühl, noch immer an derselben Stelle zu stehen, so weit entfernt scheint nach wie vor das Ende des Feldes.
Ich bin so mit mir beschäftigt, dass ich erst jetzt bemerke, dass Galja bereits vier Meter vor mir in ihrer Spur schaufelt.
Ich habe keine Ahnung, wie das möglich ist. Ich bin schockiert. Wie kann eine alte, dünne Frau schneller sein als ich junges, kraftvolles Ding?
Ich stütze mich, ratlos und entkräftet, auf den Spatenstiel. Ich beobachte Galja. Was macht sie, was ich nicht mache?
Das Erste, was ich wahrnehme, ist: Sie arbeitet nicht mit einem solch hohen Krafteinsatz wie ich.
Das Zweite, was ich sehe, ist eine Geschmeidigkeit in ihren Bewegungen, die offenbar von langer
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