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Wanja und die wilden Hunde

Wanja und die wilden Hunde

Titel: Wanja und die wilden Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Maja Nowak
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einen Skalp in Form eines Haarbüschels herbei, um ihn in die Runde zu werfen. Die anderen Hunde jedoch dösen längst wieder oder widmen sich anderen Interessen, und niemand verfolgt das Gebaren der Halbstarken.
    Wenn Felix keine Aufmerksamkeit bekommt, diese jedoch dringend möchte, bevorzugt er ein hohes nervtötendes Bellen. Bambino beginnt dann, ihn mit einem Jaulen zu begleiten, und fühlt sich beim Ausstoßen dieses Tones offenbar so wohl, dass er diesen »gurgelt«, solange es geht: »Huwauauaua, huwauwauwau, huwauauaua!« Wenn daraufhin keiner der anderen Hunde reagiert, versuchen sie die Aufmerksamkeit durch ein wildes Rennspiel zu erlangen – immer schön dicht an den anderen vorbei oder knapp über sie hinweg.

    Felix als Unruhestifter
    Entweder lassen sich Anton oder Milyi davon anstecken und spielen mit, oder einer der Hunde schaut streng in die Richtung der Junghunde. Auch ein strenger Blick scheint manchmal besser als gar keine Aufmerksamkeit, denn die beiden drehen dann mitunter noch mehr auf. Ich bewundere immer wieder die Nerven und die Geduld des restlichen Rudels, das völlig entspannt bleibt, während die beiden Halbstarken Unruhe verbreiten. Einige Hunde verlagern ihren Platz dann zwar unters Haus, tun dies aber völlig selbstverständlich und wie ein echter Russe: schicksalsergeben.

Gemeinsame Spiele
    Das für die Hunde schönste gemeinsame Spiel heißt: Müll ausbuddeln. Die Müllentsorgung in Lipowka erfolgt in eine Jama (Grube), die man selbst aushebt und – wenn sie voll ist – zuschüttet, um eine neue Müllstelle anzulegen. So weiß man nie, wo der Vormieter des Hauses seine Gruben hatte.
    Auch war vor der Perestroika der Müll ein anderer als jetzt, da es zu dieser Zeit noch eine Versorgung mit Produkten aus dem Lipowkaer Laden gab. Durch diese Waren fielen Plastikverpackungen sowie Konservendosen zur Entsorgung an.
    Heute verpackt man selbst hergestellte Dinge zum Transport in Banki (Einweckgläser, die bis zu fünf Liter fassen), in Körbe, Taschen und Tücher. Es fällt also nur Müll an, wenn man Kleidung, Möbel oder Farbdosen (die man für das Streichen der Fensterrahmen benötigt) entsorgt.
    Einmal hielt eine deutsche Freundin der Sängerin Lena Kamburowa einen Vortrag über die Folgen der Müllentsorgung in Lipowka und ihre Schädigung des Bodens. Lena, die sicher einer der ersten Menschen war, die sich damals (Anfang der Neunzigerjahre) in Russland über gesunde Ernährung und Ökologie Gedanken machte, schleppte daraufhin bei einem Spaziergang einen Müllsack mit sich.
    Irgendwann fragte ich irritiert, was sie denn mit dem Müll vorhabe.
    »Ich trage ihn aus dem Dorf hinaus!«, lautete die schlichte Antwort.
    Anton kommt eines Morgens in den Hof gelaufen, und ein roter Stoffzipfel hängt aus seinem Maul, den er offensichtlich irgendwo ausgebuddelt hat. Er hat den Kopf sehr steil aufgerichtet. Wenn er Arme hätte, würde er den Fetzen sicherlich wie eine Fahne hochhalten. »Seht mal, was ich hier für eine tolle Sache habe«, scheint er sagen zu wollen.
    Er muss nicht lange Parade laufen. Bambino hat ihn und seinen Schatz sofort entdeckt. Er läuft ein paar Schritte neben Anton und versucht, eine Ecke des Zipfels zu fassen. Sein Vorhaben scheitert daran, dass Anton genau in diesem Moment den Kopf wegdreht, nur um dann sogleich wieder lockend in Bambinos Richtung zu schauen.
    Bambino wechselt die Taktik und versucht, Anton zu einem Rennspiel zu animieren. Anton jedoch ist viel zu erfahren, um auf diesen Trick hereinzufallen. Er gibt weiter gut auf seinen Stoffzipfel acht und trägt ihn wie ein kostbares Ausstellungsstück im Hof herum.
    Tatsächlich erregt er damit bei allen Hunden außer der alten Baba und der scheuen Alma Interesse. Wanja verfolgt Anton im Liegen sehr aufmerksam mit den Augen. Laska hat sich hingestellt und starrt auf das Ding in Antons Maul, als warte sie darauf, dass es irgendwann einfach zu Boden fällt. Milyi läuft vorsichtig hinter Anton her und schnüffelt mit erhobener Nase, ob das Objekt seine Identität vielleicht auf diese Weise preisgibt.
    Felix, der gerade nicht im Hof war, kommt hereingelaufen und erstarrt sofort zum Fragezeichen. Er hat ein gutes Gespür für laufende Aktionen. Er verschafft sich kurz einen Überblick, indem er der Blickrichtung der anderen Hunde folgt, und stürzt dann wie von der Tarantel gestochen auf Anton zu – er hat den Stofffetzen in seinem Maul erblickt. Mit schrillem Bellen jagt er um Antons Maul herum und

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