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Wanja und die wilden Hunde

Wanja und die wilden Hunde

Titel: Wanja und die wilden Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Maja Nowak
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den blanken Bühnenböden der letzten Monate. Natascha gibt mir zwei frische Piroggen mit auf den Weg und bekreuzigt sich für mein Wohlergehen. Ich beginne anzukommen.
    Kurz vor meinem Haus laufe ich trotz meines Gepäcks so schnell ich kann. Die Vorfreude auf die Hunde ist groß. Ich klopfe an meine Küchentür, um Galja nicht zu erschrecken, öffne sie und blicke erwartungsvoll in den Raum.

    Eine Babuschka am Fenster in Lipowka
    Er ist leer.
    Ich gehe in den Hof.
    Felix, Wasja, Milyi, Baba und Bambino haben sich malerisch um Galja herum in der Sonne gruppiert. Niemand hat mein Kommen bemerkt. Tolle Wachhunde, denke ich.
    Felix hebt zuerst den Kopf. Er springt wie von der Tarantel gestochen hoch und bellt vor Schreck oder in einer Art Übersprungshandlung. Die anderen fahren hoch. Alle blicken mich entgeistert an, ehe sie zu begreifen scheinen, dass ich es bin, die in der Tür steht. (Ich konnte auch Galja den Tag meiner Ankunft nicht ankündigen, weil das Telefon in Lipowka kaputt ist.)
    Ein ohrenbetäubendes Gebell und Gewinsel hebt an. Die Hunde laufen auf mich zu, springen an mir hoch, ich gehe zu Boden und bedauere, nur zwei Hände zu haben für all die Felle. Galja kommt mir freudestrahlend entgegen. Mein Blick sucht Wanja, Anton, Husar, Alma und Laska.
    »Wo ist Wanja, wo sind die anderen? Jagen?«, frage ich hoffnungsvoll.
    Galja umarmt mich und bittet mich, Platz zu nehmen. Mir ist flau im Magen.
    »Anton und Husar sind beim Nachbarn. Sie kommen jeden Tag zu Besuch, halten sich aber auch drüben auf.« Dabei weist sie in die Richtung von Bauer Wasjas Hof. »Alma ist zu Hause.« Sie zeigt zum Busch, in den ein wenig Bewegung gekommen ist. Tatsächlich ist es der Schwanz von Alma, der sich sehr vorsichtig im Wedeln übt.
    »Wanja und Laska kommen immer wieder einmal vorbei. Die meiste Zeit jedoch scheinen sie im Wald zu sein. Sie streunen dort. Die Bauern sehen sie ab und zu. Ich kann nichts dafür. Sie haben sich so entschieden. Da konnte ich gar nichts machen. Drei Tage nachdem du fort warst, sind sie weggelaufen.«
    »Wie haben denn die anderen darauf reagiert?«, frage ich und deute entsetzt auf die Hunde um mich herum.
    »Ich glaube, Wasja hat sie geführt, seit Wanja weg ist. Das ging sehr gut.« Galja sieht meinen fassungslosen Blick und sagt tröstend: »Wanja kommt bestimmt wieder.«
    »Wie denn? Ich habe ihm ja keine Postkarte geschrieben mit der Nachricht, dass ich zurückkehre«, antworte ich gereizt vor Enttäuschung. Mir laufen Tränen über das Gesicht, und ich bücke mich hinunter zu Bambino und Baba, die fast in mich hineinkriechen. Die kleine Baba leckt mir die Hände, Bambino das Gesicht.

    Husar und Anton, die Unzertrennlichen
    Wir gehen hinüber zum Nachbarn und schon von Weitem sehe ich Anton und Husar auf dem Weg liegen. Anton springt auf und stellt sich in Wachposition. Ich kann ihm ansehen, dass er mich auf die zweihundert Meter Distanz nicht gleich erkennt oder sich unsicher ist. Schließlich hat er nicht mit mir gerechnet.
    »Anton, Husar«, rufe ich. Ein Ruck geht durch die beiden, und sie kommen schwanzwedelnd auf mich zu. Husar freut sich ausgelassen, und Anton gräbt seinen Kopf schnaufend in meine Achselhöhle.
    Bis auf die alte Baba, die sehr wackelig auf den Beinen geworden ist, laufen wir alle zusammen zum Fluss und suchen Wanja und Laska. Erfolglos.
    Sicher wird er nun im Wald bleiben, jetzt, wo er sich wieder für dieses Leben entschieden hat, denke ich resigniert. Wäre ich nur hiergeblieben – auch das geht mir durch den Kopf.
    Ich schleiche mit einem riesigen schmerzenden Loch im Bauch nach Hause.
    Bei meiner Rückkehr deutet Galja in den Hof und sagt: »Die Postkarte ist offenbar doch angekommen.«
    Mein Verstand steht still, aus Angst, sie falsch verstanden zu haben. Im selben Moment vernehme ich ein leises Fiepen. Einen ganz vertrauten Ton. Ich renne in den Hof, und Wanja und Laska kommen mir entgegen.
    Ich muss die Freude nicht beschreiben. Sie ist groß. Und feucht. Es sind nicht nur meine Tränen, sondern auch viele nasse Hunde-»Küsse«.
    Wanja und Laska wirken weder mitgenommen noch verstört. Zum ersten Mal kommt mir der Gedanke, dass Wanja und Laska im Wald vielleicht sehr glücklich gewesen sind.

Festessen
    Wie immer, wenn ich von Orten komme, an denen man Lebensmittel kaufen kann, gibt es anschließend ein paar kleine Festessen.
    Das mitgebrachte russische Konfekt, das ich bis heute liebe, ist für die Babuschkas, Galja und mich. Es hat die Größe

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