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Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Mongolensturm für Europa nicht vorbei. Er setzte eigentlich jetzt erst ein. 1235 wurde in der von Dschingis gegründeten Hauptstadt Karakorum der Westfeldzug der Goldenen Horde beschlossen. Deren Anführer war der Dschingis-Enkel Batu Khan (1205–1255). »Goldene Horde« ist der Name von Batus mongolischem Teilreich in der südrussischen Steppe mit Schwerpunkt an der Wolga und bedeutet im Mongolischen so viel wie »Palast des Herrschers«, wobei mit »Palast« kein Gebäude, sondern ein prunkvolles Palastzelt gemeint ist.
    1237 wurde Moskau erobert. Die Goldene Horde stand 1241/1242 vor Breslau und Krakau. Die Mongolen schlugen ein polnisches Ritterheer bei Liegnitz. Sie standen vor Wien und erreichten die Adria, kehrten aber wegen des Todes ihres Großkhans, Batus Onkel Ödogei, um. Die meisten Krieger Batu Khans waren indessen keine Mongolen mehr, sondern rekrutierten sich aus den benachbarten, ebenfalls nomadischen Turkvölkern. So gerieten die russischen Teilfürstentümer nun fast 250 Jahre lang von 1240 bis 1480 unter die tributpflichtige Oberherrschaft der »Tataren« der Goldenen Horde.
    Ursprünglich der Name eines mongolischen Stammes, war Ta-ta bei den Chinesen ein Pauschalbegriff für »die Mongolen«. Die Russen empfanden die mongolische Oberhoheit als bittere Fremdherrschaft, als »Tatarenjoch«. Diese verlangten das Übliche: Steuern, Tribute, Truppen, Zersplitterung in kleinere Herrschaften. Parierten die russischen Fürsten nicht, wurden sie von kriegerischen Horden gezüchtigt. Durch die Fixierung auf die Mongolen verlor Russland den Anschluss an die europäische Entwicklung im Spätmittelalter. Die von den Bürgern getragene Entfaltung der städtischen Gesellschaften und des Bildungswesens fand hier nicht statt.
    BAGDADS ENDE     Seit 1251 regierte der Dschingis-Enkel Möngke als vierter Großkhan. Er beauftragte seinen Bruder Hülegü mit der Süderweiterung des Mongolenreichs, die dieser mit schrecklicher Durchschlagskraft ausführte. Zuerst beendete Hülegü die Herrschaft der Seldschuken in Anatolien. Seine Absicht, die syrisch-palästinensische Levante zu erobern, vereitelten die Mameluken aus Ägypten. Sie konnten Syrien halten (und beherrschten den Nahen Osten anschließend jahrhundertelang). Hülegü wandte sich daraufhin nach Osten und nahm im Handstreich die »uneinnehmbare« persische Assassinen-Festung Alamut ein.
    Das wirtschaftlich und innenpolitisch längst geschwächte Bagdad war wehrlos, aber der Abbasiden-Kalif verweigerte hochmütig die Unterwerfung. So wurde das mittelalterliche Bagdad, neben Konstantinopel die zweitgrößte Stadt der alten Welt, 1258 durch den Mongolensturm völlig zerstört, ja entvölkert. Hülegüs Truppen erschlugen 250000 Menschen, die Bibliothek des Hauses der Weisheit wurde in den Tigris geworfen. Die Mongolen vernichteten das jahrtausendealte Bewässerungssystem im Zweistromland. Dies war der Beginn der Ver-Wüstung Mesopotamiens. Auch unter den Osmanen war Bagdad ab 1534 nie mehr als eine Provinzhauptstadt. Ein gewisser Aufschwung kam erst wieder im 19. Jahrhundert .
    Unter der Oberhoheit des Großkhans errichtete Hülegü in den von ihm eroberten Gebieten das Reich der Ilchane (1256–1335). Obwohl das Ilchan-Reichpolitisch schnell instabil wurde, blühten im persischen Kernland Wirtschaft, Fernhandel, Kunsthandwerk (Architektur, Buchmalerei) und Kultur.
    1250
    MAMELUKEN     Ursprünglich waren Mameluken gekaufte Sklaven. Schon seit der Zeit der Abbasiden wurden sie in Bagdad als Elitesoldaten eingesetzt. Auch Saladins Leibgarde bestand aus Mameluken. Saladins Familie, die kurdischen Ajjubiden, beherrschte seit der Zeit des Zweiten Kreuzzugs Ägypten und den Nahen Osten. Nach dem Tod des letzten Ajjubiden-Sultans heiratete der Mameluken-General Aybak dessen Witwe und übernahm die Macht in Ägypten. Nach der Eroberung Bagdads durch Hülegü 1258 zog der nunmehr machtlose Abbasiden-Kalif nach Kairo um – ein beträchtlicher Prestigegewinn für die Mameluken in der islamischen Welt.
    Was danach geschah : Von den Ajjubiden Saladins übernahmen die Mameluken also die Herrschaft in Ägypten und die Vorherrschaft in Palästina und Syrien. Sie verbündeten sich sogar mit den Kreuzfahrern, um Syrien gegen die Mongolen zu behaupten. 1517 mussten sich die Mameluken der osmanischen Oberherrschaft beugen, de facto aber regierten sie in ihrem angestammten Gebiet weiter. Um 1680 schüttelten die Mameluken die Osmanen wieder ab und regierten Ägypten und

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