Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
Vom Netzwerk:
aufbewahrt wurden. Das Fassungsvermögen der Tonkrüge bestimmte im Übrigen auch den Umfang der Schriftrollen (»Bücher«).
    PHARISÄER     In den antiken Religionen stand der rituelle Kult als »Gottesdienst« viel stärker im Vordergrund des religiösen Lebens als der »Glaube«. Gerade in der monotheistischen Jahwe-Religion bildete der Jerusalemer Tempel mit der Bundeslade den Mittelpunkt: der einzige Ort, wo JHWE gegenwärtig war. Für die Juden hatte sich daher nach der Tempelzerstörung Nebukadnezars 587 v. Chr. die Frage gestellt, wie die Religion ohne Tempel, also ohne Gottesdienst, weiterexistieren konnte. Die Antwort der Pharisäer lautete: Durch Gehorsam gegenüber Jahwe und das Einhalten der biblischen Ritualvorschriften, die den jüdischen Alltag außerhalb des Tempeldienstes regelten. Diese Form von Gottesgehorsam von der Sabbatruhe bis zu den Essensvorschriften konnte jeder Einzelne leisten. Die Pharisäer waren volkstümliche Fromme und beschäftigten sich viel mit der heiligen Schrift, daher auch die Bezeichnung »Schriftgelehrte«. Das Wort »Pharisäer« (hebräisch peruschim ) bedeutet »die Abgesonderten«, weil sich diese priesterlichen Schriftgelehrten durch besonders aufmerksame Einhaltung der Ritualvorschriften absonderten.
    Nach dem Ende der Babylonischen Gefangenschaft bauten die Juden ab 515 mit persischer Genehmigung einen neuen Tempel in Jerusalem. Diese Periode in der jüdischen Geschichte bis zu dessen völliger Zerstörung durch die Römer 70 n. Chr. ist die Zeit des »Zweiten Tempels«. Der Jahwe-Kult konnte von den Hohepriestern fortgeführt werden. Aber auch die Tradition der frommen Pharisäer blieb bestehen. Aus ihren Reihen gingen später die Rabbis (»Lehrer«) hervor. Jesus von Nazareth regte sich 500 Jahre später über diejenigen Pharisäer auf, die die Religionsgebote nur rein äußerlich, mit frömmlerischem Getue befolgten, aber nichts davon verinnerlicht hatten.

WIE ATHEN EINE
DEMOKRATIE WURDE
    Sklaverei gehörte zum Alltag in der Antike. Sklavenhandel war ein normaler Erwerbszweig. Der »Markt« rekrutierte sich seit jeher aus Kriegsgefangenen, Beutesklaven (Piraterie, Plünderei) und weiträumigem Sklavenhandel.
    Ein weiterer verbreiteter Grund für das Absinken auf den Status eines Unfreien war die Schuldknechtschaft ehemals freier Bauern. Es war ein permanentes Problem der antiken Wirtschaft, dass kleinbäuerliche Betriebe wegen der fortgesetzten Erbteilung zu klein und damit unrentabel wurden – ganz abgesehen von den Folgen von Misswirtschaft oder Missernte. Weil es keinerlei entwickelte Finanzwirtschaft, also keine »Banken« und kein geordnetes Kreditwesen gab, wurde Geld nur direkt in Münzen und dann zu Wucherzinsen ausgeliehen. Das wurde fatal, wenn ein Bauer seine Schulden nicht mehr bezahlen konnte. Er war persönlich haftbar: Der Gläubiger konnte den Schuldner in die Sklaverei verkaufen. Gerade in Attika waren die Dinge so weit gediehen, dass durch diesen Schuldnerverkauf der Kleinbauern sogar der Heeresbestand an Soldaten und damit die Wehrfähigkeit des Gemeinwesens bedroht war. Dies war der soziale und politische Zündstoff der Solon-Zeit.
    594 v. Chr.
    SOLONS REFORM     Der von allen Seiten als Schlichter anerkannte Staatsweise Solon (640–560 v. Chr.) verfügte eine allgemeine Schuldentilgung und die Abschaffung der Schuldknechtschaft. Auf dieser gesünderen wirtschaftlichen Grundlage gliederte er die Bürgerschaft nach ihren Ernteerträgen (modern gesprochen: nach ihrem Einkommen) in vier Klassen. Die Staats- und Rechtsreform stärkte auch die Rechte der Einzelnen im Sinne einer staatsbürgerlichen Gleichstellung. Selbst die Theten, die einfachen Lohnarbeiter ohne eigene Ernteerträge, erhielten nun immerhin das aktive Wahlrecht. Theoretisch stand damit auch einfachen Bauern der Zugang zu politischen Ämtern offen, sofern sie denn ausreichende Einkünfte hatten. Bis dahin war dies ein Privileg der Adelsklasse gewesen.
    Damit nahm Athen eine andere Entwicklung als Sparta, wo eine kleine Oberschicht von den Erträgen der Masse der Untertanen, der Heloten, lebte, deren allfällige Aufstände stets im Keim erstickt wurden.
    Solons Gesetze wurden auf Tafeln öffentlich ausgestellt und jeder Bürger erhielt ein Klagerecht. Die Einklagbarkeit von Rechten wird somit schon früh als Teilaspekt des demokratischen Prinzips sichtbar.
    Was danach geschah : Noch zu Lebzeiten Solons riss der Adlige Peisistratos um 560 v. Chr. unter nicht ganz klar

Weitere Kostenlose Bücher