Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
Vom Netzwerk:
Pfosten, von dem eine schräge Strebe in den Himmel zeigte. Von der Strebe wiederum baumelte ein Strick mit einer Schlaufe am unteren Ende.
    »Der Alte war durch das dauernde Geschaukel etwas wackelig geworden und nicht mehr wirklich geeignet für größere Anlässe.«
    »Und wer liefert den nächsten Anlass?« »Aisha Adango.«
    »Eine Frau? Jesus, was hat sie angestellt?« »Sie hat einen Deputy erschossen.«
    »Tss. Sie haben aber nicht viel Glück mit Ihren Hilfskräften, was?«, meinte ich, dann erst fiel der Dime bei mir. »Aisha -wer?«
    »Adango.« Ich konnte ihn nicht sehen, aber Sheriff Starski klang nicht glücklich, als er den Namen wiederholte.
    »Die Schwester von -«
    »Alban Adango, ganz recht.«
    Fast hätte ich gelacht. Alban Adango, auch genannt El Lobo, der vierarmige Bandit, Schrecken der Grenzregion - und die guten Leute von Buttercup wollten seine Schwester hängen? Ha, da war ich im Gefängnis wahrscheinlich besser aufgehoben als irgendwo draußen. Dachte ich. Bis mir aufging, wo sie sie wohl bis zur Vollstreckung untergebracht hatten. Das verlangsamte irgendwie mein Schritttempo.
    »Scheiße, er lebt«, stellte Shits mit entschiedener Unentschiedenheit zwischen Ernüchterung und Erleichterung fest.
    »Los, wir müssen ihn verbinden«, rief Pancho und riss hastig ein Tischtuch in Streifen. »Wenn das Blut noch länger so aus ihm herausläuft, ist er schneller leer als 'ne Pulle Fusel in den Pfoten eines Indianers.«
    »Apropos Indianer«, meinte Toller Hund, und Shits, Pancho und Bro Ho zuckten erschrocken zusammen und blickten hoch zur baumlangen und brettschmalen Gestalt des Indianers mit den großen, immer leicht erstaunt blickenden Augen eines nachtaktiven Waldvogels inmitten seiner wie aus, tja, Holz geschnitzten Gesichtszüge. Keiner hatte ihn hereinkommen gehört. »Ich wüsst da einen, der könnte 'ne Pulle Fusel brauchen.«
    Toller Hund beugte sich mühsam zur liegenden Gestalt herab und hielt sich den Kopf dabei. Fühlte sich an, sein Kopf, als ob ihm jemand mit einer Schaufel draufgehauen hätte. »Und ich kenne auch einen Medizinmann, der könnte euren Freund hier heilen.« Die Lautlosigkeit seiner Bewegungen war einer der Gründe, warum der Sheriff und seine Leute Toller Hund immer wieder als Scout verpflichteten. »Kleines Glas hat eine spezielle Methode: Für 'ne Flasche Tequila saugt er das Problem ganz einfach raus aus dem Körper.«
    Wobei man hinzufügen muss, dass sich die Lautlosigkeit des Indianers auf seine nüchternen Zeiten beschränkte. »Und spuckt es aus.« Was wiederum Flüchtigen auf der Fahndungsliste des Sheriffs oft genug einen mehrstündigen Vorsprung mitgab.
    »So.« Toller Hund saugte an seinem Handrücken und spuckte demonstrativ und schickte noch eine abschließende, das Problem verabschiedende Geste hinterher.
    Bro Ho war dabei, Mandoneys Arm hochzuhalten, und Shits wickelte eilig den Verband darum, während Pancho versuchte, den Bewusstlosen mit etwas aus einer seiner etikettlosen Flaschen zu revitalisieren. Alle drei unterbrachen ihre Tätigkeit, um kurz zu Toller Hund hochzublicken. Shits sprach ihre Gedanken aus.
    »Ich meine, ich seh es schon«, knurrte er, »wie Sisley Mandoney wach wird und irgend so eine nach Tequila stinkende Rothaut nuckelt an ihm herum.« Und für einen Moment bebte der Bretterboden des Saloons unter ihrem gemeinsamen Gelächter. Selbst Toller Hund konnte nicht anders, als mit einzustimmen.
    Dann, mit einem Schlag, kehrte die angespannte Ruhe zurück. Mandoney hatte die Augen geöffnet.
    »Was?« Ich traute meinen Ohren nicht. »Sagen Sie das noch mal, Sheriff.«
    Sheriff Starski brachte seinen roten Zinken mitsamt dem darunter abhängenden, mächtigen, weißen Schnauzer ganz nah an die Gitterstäbe.
    »Wenn Mandoney den Arsch zukneift, wirst du baumeln, Fremder.«
    Gerade erst hatte uns die frohe Kunde von Mandoneys Überleben aus dem Saloon erreicht und mich mein Verlangen nach sofortiger Freilassung formulieren lassen.
    »Aber er lebt! Und ich habe die ganze Zeit gesagt, dass ich nur auf seinen Hut geschossen habe.«
    »Die Beine«, korrigierte mich der Sheriff. »Der Spruch heißt: >Aber ich hab doch nur auf seine Beine gezielt<.«
    »Und überhaupt hat er zuerst gefeuert!«
    »Dat sarense all.«
    »Hier, sehen Sie sich meinen Hut an!«
    »'n Hut ist'n Hut!«
    »Ich meine ja die Löcher darin!«
    »'n Loch ist'n Loch und noch lange kein Beweis!«
    »Da waren Zeugen!«
    »Die Zeugen in dieser Stadt sagen das aus, was ich

Weitere Kostenlose Bücher