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Wanted

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Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Vertrauen in die chirurgischen Fähigkeiten des ortsansässigen Mediziners geraubt. Mandoney mochte sein Leben zuversichtlich in die Hände des guten Docs legen, mir selbst war weniger danach. Einmal vom Zweifel infiziert, suchte mein Geist fieberhaft nach Alternativen.
    Gitter. Alle vier Wände der Zelle waren solide Eisengitter. Eins ging nach vorne, ins Büro mit Schreibtisch, Stuhl, Ofen, Waffenschrank, Kalender und Schlüsselbund inklusive zwei Schlüsseln an einem Haken, Mühsam löste ich meinen Blick davon, von den Schlüsseln, und drehte mich einmal um die Achse. Zwei Gitter schmiegten sich in eine Ecke der Blockhauswände, aus denen der Bahnhof bestand, eines war, wie schon erwähnt, mit Wolldecken verhängt. Fußboden wie Decke bildeten dicke Holzbohlen.
    Ich rüttelte ein bisschen an den Gittern, wie man das so macht, stampfte auf dem Boden herum, sandte einen weiteren, sehnsüchtigen Blick hinüber zu den Schlüsseln an ihrem Haken.
    Wenn ich es schaffte, die Pritsche der Länge nach aufzusplittern, und die Splitter aneinander bände und damit dann wie mit einer Angel durch die Gitter hindurch . Eiche. Massive Eiche, fest mit dem Gitterkäfig verbolzt. Es brauchte eine lange Spaltaxt, um diese Pritsche aufzusplittern. Hatte ich nicht zur Hand so was, zurzeit. Selbst mein Messer hatte mir der Sheriff abgenommen.
    Hm. Ich legte mich ein bisschen hin, nachdenklich.
    Nebenan rührte sich aber auch gar nichts.
    Draußen hämmerten sie und hämmerten und hämmerten .
    »Können die denn nicht mal für fünf Minuten aufhören mit dem Hämmern?«, wütete die Stimme nebenan. »Ich liege hier mit einer Scheiß-Gehirnerschütterung, das fühlt sich an, als ob die mir ihre ganzen beschissenen Nägel direkt in den ScheißSchädel kloppten!«
    Außer, wenn man schläft, dachte ich genervt. So wie ich bis gerade noch. Ah, Schlaf . Sobald er wich, überkam mich ein Gefühl, als ob man mich kürzlich erst durch einen Astschredder gejagt hätte. Schlaf .
    »Nun beruhigen Sie sich«, mahnte eine dunkle, samtige Frauenstimme, »die Arbeiter wollen noch heute fertig werden, habe ich gehört.« Das war die Nachtschwester. War es wirklich schon so spät? Die Nachtschwester, die mit dem unmerklichen Schwung in den Hüften, der verhaltenen Glut in den Augen und diesen schönen Händen mit den langen, schlanken Fingern.
    »Was um alles in der Welt gibt es da überhaupt zu zimmern, direkt vor dem Krankenhaus?«
    »Ich glaube, das wird das Baustellenschild für die Renaturierung der -«
    »O bitte, erinnern Sie mich nicht an das Renaturierungsprojekt, Schwester, ja? Bitte nicht. Damit hat diese ganze Scheiße doch erst angefangen, mit dem Projekt und mit ihm da drüben.«
    Ich kannte seine Stimme und er kannte mich. Hm. Musste an den Medikamenten liegen, dass ich keinen wirklich klaren Gedanken fassen konnte und außer dem nach Schlaf eigentlich nur ein wirkliches Bedürfnis verspürte .
    »Und wie kann er da drüben bei dem Radau pennen, Schwester, können Sie mir das mal verraten?«
    Ah, Schlaf . Doch vorher vielleicht noch ein Blick auf die Schwester . Frauen in Uniformen . Wie lange wollte sie eigentlich noch bei dem da drüben abhängen? . Ob sie diesen Kittel auch nach Feierabend trug? Vielleicht, wenn man vorsichtig darum bat? Genau, fragen kostet nichts . Wo blieb sie denn nur? Verdammt, der Schlaf wollte nicht zurückkehren. Die Schmerzen dagegen schon. Hey, da lag ja eine kleine blaue Pille auf dem Nachttisch und daneben stand ein Glas Wasser. Herrlich. Bloß, ich kam nicht dran .
    »Äh, Schwester?«, krächzte ich. Ein Blick nur ...
    Ein Griff nur, ein Griff dieser schönen, langen, schlanken Finger .
    »Da! Er ist wach!«, schnappte es nebenan. »Sagen Sie ihm, dass ich ihn sprechen muss!«
    »Ja?«, fragte die tiefe, samtige Stimme, und die Nachtschwester umrundete die Stellwand, eine Bettpfanne in der Hand balancierend.
    »Schauen Sie mal«, bat ich, »mir ist die . Bettdecke . verrutscht. Wenn Sie mir mal kurz ein bisschen zur Hand gehen kön .«
    Ein heftiges, metallisches Scheppern riss mich hoch. Ein Geräusch wie ein zu Boden gegangener Blechnapf.
    »Du schnarchst«, fauchte es von nebenan.
    Alban Adangos Schwester. Kein Wunder, dass die Angst über der Stadt lag. Er würde nichts unversucht lassen, sie vor dem Strick zu bewahren. Gar nichts. Desperados, das waren er und seine Männer. Mordbrennende Reiter ohne Furcht und Gewissen. Schlimmer als Iren und Indianer zusammen. Nein, sie würden kommen, Aisha zu

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