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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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ich meine Nase steckte. »Lauf«, schrie ich ihm ins Ohr, »lauf, du Mühle!« Doch nichts kam.
    Ich habe nie verstanden, warum der Staat diese Sorte Gäule bevorzugt. Da ist nichts hinter. Wenn man anreitet, schlagen sie krachend die Zähne zusammen und heben den Hintern in die Luft wie Schwuchteln, die einer gezwackt hat. Hört man nur für einen Moment auf, ihnen die Sporen zu geben, sacken sie sofort apathisch in sich zusammen, und in Kurven schlackern sie wie besoffen mit den Hufen. Der bleibende Eindruck ist, eine aufblasbare Kuh zu reiten.
    Als ich das nächste Mal aufsah, lagen dreißig Pferdelängen zwischen mir und dem verfluchten Milchgesicht. Ich hing nicht umsonst so an meinem Falco. Schön, schnell, handlich und ausdauernd, das macht ein gutes Pferd für mich aus. Mandoneys Gaul dagegen war nicht gebaut für Geschwindigkeit. Schäumte schon. Schwitzte. Keuchte. Zitterte. Furzte blaue Wolken. Noch ein paar Meilen Galopp und ich wäre wieder zu Fuß unterwegs. Resigniert hörte ich auf, den Zügel zu wringen, verzögerte bis in einen leichten Trab hinunter. Versuchte, die Staubfahne meines Schecken und gleichzeitig seine Hufspuren im Auge zu behalten, was echt schwer ist mit einer Augenanordnung, wie wir sie haben.
    Ich krieg dich, dachte ich, an Dickies Adresse gerichtet, ich krieg dich und dann kannst du beten, wenn ich dir die Zeit lasse, du miese kleine Ratte, ich krieg dich, dich und deine ganze verdammte Sippe, bis vielleicht auf .
    Hatte ich mich getäuscht, oder war da ein Zittern durch Evas ranken Körper gefahren, als ich sie an mich riss, Revolver gezückt, und >Hab keine Angst< in ihr Ohr flüsterte, bevor ich ihren Vater, seine Frau, seinen Vorarbeiter und auch seinen verdammten Sheriff vor ihren Augen demütigte. Hatte ich mich getäuscht oder hatte sie, leicht zitternd, hinter sich gegriffen, tastend, auf der Suche nach ... Halt ...?
    Ich ließ den Gaul auslaufen. Selbst Trab war im Moment zu viel des Gehoppels.
    Bro Ho und Pancho zogen auf gleiche Höhe mit Shits. Sie nahmen etwas Geschwindigkeit raus und das Gehoppel ihrer Pferde nahm einen sonoren, gleichmäßig klopfenden Klang an.
    Pancho zog eine flache Flasche aus seinem linken Stiefel und entkorkte sie mit den Zähnen, ohne die Rechte vom Zügel zu nehmen. Er gönnte sich einen Schluck, keuchte kurz und reichte die Flasche an Shits weiter.
    Shits saugte sich seinen Anteil raus, keuchte und gab die Flasche an Bro Ho weiter, der sie leerte und hinter sich warf. Bevor er keuchte.
    Etwas wie ein anstehendes Gespräch lag in der flimmernden Luft.
    »Seid ihr eigentlich wirklich sicher«, schnitt Shits das Thema an und die drei Pferde verfielen wie von alleine in Schritt, »dass das wirklich der richtige >Fremde< ist? Ich meine, der aus dem Orakel? Ich will ja keine Haarspaltereien betreiben, aber es fängt damit an, dass er eigentlich gar kein Fremder ist, oder?«
    »Aber er heißt so«, brummelte Bro Ho. >»Der Fremde<. Das gleicht's wieder aus.«
    »Dann«, fuhr Shits fort, »hat er ja nicht mal mehr seinen Schecken, >Schneller als der Wind<.«
    »Du hast nicht zugehört«, schnappte Pancho.
    »Kleines Glas hat nur vorausgesagt, dass er damit in den Kreis aus Eisen geritten kommen wird, und das hat er ja wohl getan. Und basta«, schickte er noch hinterher, in abschließendem Tonfall. Es war, verdammt noch mal, zu spät für diese Diskussion.
    Doch Shits war noch nicht fertig.
    »Und was ist mit den ganzen Squaws, die er beglücken soll? Die Frau vom Bürgermeister hätte sich ja am liebsten gleich auf dem Sheriffschreibtisch von ihm nehmen lassen und das Törtchen von Töchterchen schien mir auch nicht abgeneigt . Und jetzt ist er, wie's aussieht, noch nicht mal im Kitten Club zum Stich gekommen.«
    »Bisher haben wir auch noch nicht besonders viel getan, um ihn zu unterstützen«, meinte Pancho mit leisem Vorwurf.
    Das zog ein kurzes Schweigen nach sich.
    »Also, was soll'n wir denn machen? Ihn hart reiben für ihn? Wenn er selbst im Kitten Club unsere Unterstützung braucht.«, fing Bro Ho an, doch Shits schnitt ihm das Wort ab.
    »Immerhin habe ich ihm den Revolver zukommen lassen«, verteidigte er sich.
    »Und ich hab Mandoney choro-, chorofo-, cholororofo-, betäubt«, erinnerte sich Bro Ho. Er und Shits sahen Pancho nicht an, aber die Art, in der sie das nicht taten, hatte etwas unausgesprochen Starrendes an sich.
    »Wir werden noch alle jede Menge Gelegenheit kriegen, uns zu beweisen«, prophezeite Pancho düster. »Denn von

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