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Wanted

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Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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sie sich in Hauptkommissar Menden einen zähen Gegner ausgesucht hatte.
    »Der >arme Kristof< und der >kleine Pierfrancesco    »Aber«, warf Scuzzis Mamma ein und überhörte erneut mein dringliches >Pst<, doch Menden war noch nicht fertig und fiel ihr seinerseits ins Wort.
    »Und ich bin in und vor dem von Ihrem Söhnchen betriebenen Rockerlokal gleich zweimal angeschossen worden und sämtliche Indizien -«
    »Papperlapapp, Indizien. Sie wissen doch so gut wie ich, dass die guten Jungs keiner Fliege -«
    »Ha! Was weiß ich?! Soll ich Ihnen mal erzählen, wie viele Akten ich im Laufe der Jahre alleine über den >guten Jungen< Kristof Kryszinski angelegt habe?«
    Ajeh, dachte ich und seufzte müde, das wird dauern.
    »Das tut mir ja so Leid«, meinte Panchos Mama und wischte mir mit einem spuckefeuchten Taschentuch einen wahrscheinlich nur für sie wahrnehmbaren Fleck von der Wange.
    Für die Mütter deiner lebenslangen Freunde wirst du, genau wie ihre Söhne, lebenslang eine kleine Rotznase bleiben, auch wenn du ihnen mit einem Siebentagebart entgegentrittst, sie um drei Köpfe überragst und sie in ihrer Funktion als Puffmutter aufsuchst. »Doch das wird jetzt leider etwas dauern.«
    Ich schluckte hart.
    »Du wirst dich ein bisschen gedulden müssen«, teilte sie mir mit und zwischen meinen Ohren begann ein Wasserkessel zu pfeifen. »Um diese frühe Stunde hab ich nur ein Mädchen da, Rosalita, und die ist gerade mit Dickie, dem jungen Thysson, nach hinten -«
    »Hey, guckt mal«, rief Bro Ho, »dahinten parkt ja Falco, das Pferd vom Fremden!«
    Er und Shits und Pancho näherten sich Mama Escuzitos Kitten Club in vorsichtigem Abstand von der Rückseite her und die Hufe ihrer vier Pferde ließen den Staub in großen Wolken aufsteigen.
    »Da hätten wir Mandoneys Zossen ja gar nicht -«, fuhr Bro Ho fort, als sie das Schloss einer Zimmertür unter Krachen bersten, eine Mädchenstimme aufkreischen und Schüsse in regem Wechsel fallen hörten, was, in der Summe der akustischen Eindrücke, ihnen allen noch mal kurz in Erinnerung rief, dass die Besitzverhältnisse, was den Schecken anging, im Moment noch nicht bis zum Letzten geklärt waren.
    Glas splitterte, ein Fenster fiel aus dem Rahmen und Dickie Thysson kam heraus auf den vorgelagerten Balkon gesprungen, feuerte aus zwei Revolvern gleichzeitig zurück ins Zimmer, in dem man das Mädchen immer noch angstvoll kreischen hören konnte, dann schwang er sich über die Brüstung, landete wie eine Katze, hechtete augenblicklich in Falcos Sattel und gab dem Schecken erbarmungslos die Sporen.
    Wir jagten die Hauptstraße hinunter und nahmen sämtliche Ampeln bei Rot, in gestrecktem Galopp.
    Dickie schrie dabei und feuerte wiederholt in die Luft, wohl um die Aufmerksamkeit des Sheriffs zu erregen, oder die seines Vaters, doch waren die beiden bestimmt noch damit beschäftigt, einem bedauernwerten, schwitzenden Schlosser auf die nervösen Finger zu starren.
    Erst das Pferd und dann der Reiter, ist eine meiner kleinen Regeln, doch hier griff sie nicht. Ich mochte den Schecken, ich hing an ihm, und die Art, wie dieser Scheißer meinem treuen Pferd die Sporen in die Flanken hieb, besiegelte ein für alle Mal sein Schicksal. Doch ich würde es einfach nicht über mich bringen, ihm Falco unterm Hintern wegzuschießen, also musste ich mir etwas anderes einfallen lassen.
    Am Ortsausgang verlor ich den Bürgermeisterspross kurz aus dem Blick, als er vor den Bahngleisen einen wild schleudernden Haken schlug. Richtung Westen, wie es aussah. Keine zwanzig Pferdelängen hinter ihm bog ich ein und machte mich an die Verfolgung, hinaus in die offene Landschaft. Keine zwanzig Pferdelängen und doch zu weit, um halbwegs vernünftig zielen zu können, zumindest im Galopp, also nahm ich einfach nur den Kopf herunter und ermutigte Beemer, ein Pferd aus dem Bestand des Sheriffs, zu mehr Tempo. Mandoneys Pferd, um genau zu sein. Ein Schimmel mit grünem Zaumzeug. Er brauchte es im Moment nicht, wenn er überhaupt noch mal eins brauchen sollte.
    Als ich wieder aufsah, lagen fünfundzwanzig Längen zwischen uns, also ermutigte ich Beemer ein bisschen stärker. Nichts kam. Ich warf einen Blick über die Schulter zurück. Nichts kam. Nichts und niemand, um genau zu sein. Flat, Shovel und Knuckle waren, wie es aussah, sogar noch lahmere Zossen als der, in dessen Mähne

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