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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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mir.«
    »Starski!«, brüllte der vierschrötige, semmelblonde Bürgermeister aus der Tür. »Wieso baumelt der Fremde nicht schon längst?!«
    Das Zentrum meines Interesses stand derweil herum und vermied es, in meine Richtung zu blicken.
    »Nein, was ich wissen will, ist, wer -«
    »Foreman Jones, Chef der Gebrüder Jones und Thyssons rechte Hand. Sein Mann für alles, was selbst dem Sheriff zu grob ist.«
    Die Tür ging auf und der Sheriff kam hereingehechelt.
    »Wir sind schon praktisch dabei, Bürgermeister«, versicherte er. »Wir warten nur noch eben Doc Tatters' fatalen Eingriff ab.«
    »Nein«, murmelte ich, »wer -«
    »Mit diesen dreien willst du keinen Ärger haben, glaub's mir.« »Nein, wer -«
    »Richard ist auch der Vater von Dickie«, raunte Shits. »Nein, wer -«
    »Der, mit dem du gestern -« »Nein, wer -«
    »Und der dir auch dein Pferd -«
    »Ja, Himmelarsch!«, brüllte ich, dass die Gitterstäbe in meiner Hand vibrierten. »Was ich wissen will, ist: Wer zum Henker noch mal ist der blonde Engel neben dem fetten Sackgesicht?!«
    Wow, was für ein Publikum. Alle Anwesenden, der Sheriff, das fette Sackgesicht, seine Gattin, der Galgenvogel, und auch der blonde Engel selbst, der Doc, Pancho, Shits, selbst Bro Ho und Mandoney, hinter den Wolldecken, alle starrten mich an.
    Shits räusperte sich in das perplexe Schweigen hinein.
    »Eva«, versuchte er sich in der Kunst des geraunten Bauchredens. »Eva Thysson. Die Tochter. Arbeitet bei der väterlichen Sparkasse.«
    Und dann traf es mich.
    »Sag das noch mal!«
    »Arbeitet bei der -«
    »Nein, das davor!«
    Mietstallbesitzer Samuel hatte sich keine Informationen entlocken lassen. Hatte sich in sein Scheißhaus eingeschlossen und blöd gestellt, geradezu bockig, selbst nach Androhung von Gewalt. Hatte gemeint, es wäre nur zu meinem Besten. Ominös.
    »Die Tochter -«
    »Das mit meinem Pferd, verflucht noch mal!«
    Shits lehnte sich nervös so dicht es ging ans Gitter und sprach zwischen strichdünnen Lippen und fest zusammengebissenen Zähnen hindurch in einem gepressten, kaum wahrnehmbaren Flüstern.
    »Das ist jetzt, glaube ich, nicht der geeignete Zeitpunkt, um -«
    »O doch«, unterbrach ich ihn und zog ihm geschmeidig den Revolver aus dem Holster.
    »Waffen weg? Aber warum sollten wir?«, fragte der Sheriff den Fremden.
    Pancho nahm einen Schluck, keuchte und schüttelte sachte den Kopf. Die Stimmung im Sheriffbüro war gespannt wie der Bogen eines im Hinterhalt lauernden Schwarzfußindianers.
    »Wenn du unbedingt Shits in den Kopf schießen willst, dann nur zu!« Und er und Bürgermeister Thysson tauschten einen Blick und brachen in nervöses Gelächter aus. Nacheinander steckten sie auch den Foreman an und nacheinander zogen alle drei ihre Revolver, lachend.
    Wenn das wieder der falsche Fremde ist, dann kann Kleines Glas aber was erleben, dachte Pancho und verfluchte innerlich alle Indianer-Orakel.
    Ein Schuss peitschte, und der Bürgermeister stand plötzlich barhäuptig da und unvermittelt blass, sehr blass.
    Der Fremde hatte seine Taktik geändert.
    »Waffen weg«, forderte er erneut, nur diesmal mit dem Zusatz: »Oder ich puste den Dicken um.«
    »Oh, bitte, tun Sie mir nichts!«, flehte die Bürgermeistergattin, hob die Hände in die Höhe und atmete schwer und wogend. »Ich bin nur eine wehrlose Frau!«
    »Wird's bald?«, schnarrte der Fremde.
    Richard Thysson ließ seinen Revolver zu Boden fallen, und knurrend, drohend, zögernd folgten erst der Sheriff und schließlich auch Foreman Jones seinem Beispiel.
    Pancho nahm einen Schluck aus seiner Pulle. Niemand sonst wagte es, sich zu rühren.
    »Du.« Der Fremde zeigte auf Eva, die ihre blauen Augen weit, weit aufgerissen hielt. »Komm her«, befahl er. »Und bring die Schlüssel mit.« Eva sah ängstlich zu ihrem Vater, der finster nickte. Im nächsten Augenblick hatte sie dem Fremden die Zellenschlüssel ausgehändigt, der sich selbst befreit, sie gepackt und mit festem Griff an sich gerissen.
    »O nein! Nehmen Sie mich«, forderte Genevieve mit geblähtem Pathos, »ich . ich wüsste mich nicht zu widersetzen!«
    Der Fremde ignorierte sie. »Rein mit euch«, forderte er, und Thysson und Starski und Foreman Jones und schließlich auch Thyssons Gattin gingen zögernd, finster, Schritt für unwilligen Schritt in die Richtung, die der Fremde ihnen vorgab, bis die Zellentür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. Mit einem vom Scheppern der Gitterstäbe gefolgten Knall.
    Sollte Kleines Glas

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