Wanted
setzte die Flasche erneut an, und ihr Hals schlug einen Kastagnettentakt gegen seine Jacketkronen.
Schüsse peitschten, Hufe trommelten, Staub stieg auf, jemand schrie: »Yee-hah!«
All das in einiger, wenn auch schrumpfender Distanz und aus der Richtung kommend, wo in der Ferne Buttercup in der Nachmittagssonne vor sich hin sielte wie etwas, das selbst ein Hund nicht mehr anrühren würde.
Der Jemand wiederholte sein »Yee-hah!«.
Möglich, dass es der Gleiche war, der den in einer dicken Schlaufe endenden Strick herumschwenkte. Ein paar Minuten Wartezeit, dann sollte man dies klar erkennen können.
»Haben wir eine Wahl?«, fragte der Fremde.
»Nein.«
»Nicht wirklich.«
»Doch! Doch! Wir könnten die Waffen fallen lassen, die Hände heben und uns stellen. Wir könnten unsere schweren Kindheiten in die Waagschale werfen und auf mildernde Umstände plädieren. Alles ist besser, als nach Katanga zu reiten und da möglicherweise Zo-Zo-Zom .«
»Also.«
III
»Iwentwalkin' on boothill
Countin' tombstones of the men I killed
From the earth up jumped their bones
Their teeth blackedup, with sullen moans.«
Blood On The Saddle >Abilene<
»Stop!« Sheriff Starski hob den Arm und der ganze Trupp kam entlang der unsichtbaren Linie zum Stehen, die die Reichweite einer aus dem schattigen Eingang der finsteren Schlucht gefeuerten Gewehrkugel markierte. Es hatte sich in der Vergangenheit schon mehrfach als ungesund erwiesen, weiter vor zu reiten.
Langsam, unendlich langsam senkte sich der von den Hufen der Flüchtenden aufgewirbelte Staub in der heißen, trockenen Luft.
Nur das gelegentliche Schnauben eines Pferdes und der hartnäckige Schluckauf des Indianerscouts unterbrachen das für den Ausgang einer erfolglosen Jagd so typische Schweigen.
Schließlich war es Bürgermeister Richard Thysson, der das bittere Resümee zog. Bitter vor allem für einen.
»Also«, knurrte er und wischte sich den schwitzigen Specknacken, »Sheriff.« Er ließ eine Pause folgen, um dem Amtsinhaber Gelegenheit zu geben, wachsenden Zweifel an seiner in Kürze anstehenden Wiederwahl zu entwickeln.
Ein Pferd schnaubte. Toller Hund hickste.
»Ihre Aufgabe Nummer eins war es gewesen, den Fremden von der Stadt fern zu halten.«
»Ach du heilige Scheiße!« Mein Besuch drückte seine lange, hagere Gestalt um die Türe herum und seine Augen hinter den dicken Brillengläsern wurden groß wie die einer Eule. Er trat nahe ans Bett und betrachtete mich mit einer seltenen Mischung aus Mitleid und Enttäuschung.
»Scheiße«, wiederholte er mit Gefühl.
»Tag, Willy«, begrüßte ich ihn.
»Äh, ich hab mir extra 'n Auto geliehen, weil, ich hab gedacht, wir warten, bis er da drüben pennt .«
Ich sah ihn mit gerunzelten Brauen an und schüttelte energisch den Kopf, doch er winkte einfach ab.
». und dann pack ich dich in 'nen Rolli und schieb mit dir ab, aber .« Er ließ den Satz auslaufen und betrachtete die verkrante und verdrahtete und eingerüstete und an Schläuchen und Kabeln hängende Baustelle, die ich war. »Aber so wird das nix«, brachte er den Satz dann doch noch zu Ende, mit einem Unterton von Resignation.
»Und sonst?«, fragte ich.
»Tja«, meinte er. »Die Behörden laufen 'n bisschen Amok im Moment, wie du dir vielleicht denken kannst. Hausdurchsuchungen noch und noch. Die Konzession für Scuzzis Kneipe haben sie kassiert. Doch ich hab sie 'ner Krefelder Produktionsfirma als Drehort vermittelt, das bringt zumindest 'n paar Öcken.«
Willys früh verstorbener Vater hatte es seinerzeit praktisch aus dem Nichts heraus bis zum mehrfachen Millionär gebracht und Willy, als sein Alleinerbe, trat dann energisch den Rückweg an. Back to the roots, wenn man so will. Zurzeit schlug er sich als Location-Scout für Fotografen und Filmteams durch, wobei ihm seine exzellenten Ortskenntnisse auch der schattigsten Seiten der Ruhr-City zugute kamen. Denn Willy, muss man wissen, ist wie ein streunender Köter ständig auf der Pirsch.
»Außerdem haben die Jungs gesammelt und Scuzzi wird die Knete .« Willy wandte den Kopf zur Trennwand und kratzte ihn sich, während er um die richtige Formulierung rang. ». ..investieren«, entschied er dann.
Mit den >Jungs< meinte er die in alle Winde verstreuten Mitglieder unserer alten Rockergang >Stormfuckers<, und worin mein Kumpel Pierfrancesco Scuzzi das Geld zu investieren gedachte, konnte ich mir denken. Nennen wir es >die Zollschranken umgehende Geschäfte der kurzfristigen und in
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