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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Seil an Bro Hos Sattel und führten Shovel weg von den wuchernden Büschen. Unter Knacken und Reißen und Rupfen hob sich das Seil, das jenseits der Büsche in einer Baumkrone befestigt war, bis sich ein dreieckiger Tunnel durch die Dornen öffnete, gerade groß genug, um ein Pferd hindurchzuführen, vorausgesetzt, es zog den Kopf ein.
    »Altes Versteck von mir«, erklärte der Barmann nicht ohne Stolz. »Hier hatte ich früher meine erste Destille.«
    »Boah«, staunte Bro Ho und sah sich um. »Bloß, wie kriegen wir Shovel hinterher?«
    Pancho zeigte ihm die große Astgabel und wie man sie schräg unter den Knoten im Seil stellen musste. Anschließend konnte man das Pferd losbinden, durch die Dornbüsche leiten und brauchte auf der anderen Seite nur noch einmal heftig am Seil zu wackeln und der Ast fiel um und alles sah aus wie vorher.
    »Toll, einfach toll«, fand Bro Ho, während sie zu Fuß dem Bach folgten, die Pferde am Zaumzeug hinterherziehend. »Da kommt keiner drauf. Wachsen die Brombeeren hier ringsum?«
    Und er pflückte gleich mal eine Hand voll und kaute zufrieden.
    »Komplett.«
    Shits pfiff durch die Zähne und warf bewundernde Blicke auf die übermannshohen, undurchdringlichen Dornendickichte. »Dann bin ich jetzt schon gespannt, wie wir hier wieder rauskommen«, meinte er fröhlich.
    Die Tür öffnete schwungvoll und Dr. Tatlarek führte Kommissar Hufschmidt herein, wies mit großer Geste auf mich.
    »Bitteschön«, tönte er. »Patient Kryszinski, so vernehmungsund zurechnungsfähig, wie er nur jemals werden wird.«
    »Die Schmerzen«, krächzte ich, »die Schmerzen machen mich irre. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen mit diesen Schmerzen.«
    »Ah, ah, ah«, machte der Doktor. »In Gegenwart Ihrer Anwältin war das aber noch ganz anders, oder?«
    Hufschmidt blickte irgendwie betreten drein.
    »Wenn ich ehrlich bin«, wandte er sich an den Arzt, druckste herum, »wollte ich eigentlich erst mal mit dem Chef sprechen. Und da wäre es ganz gut«, und er wies mit dem Kinn auf mich, »wenn er da nicht mithören würde.«
    Na, das machte mich aber hellhörig. Schlechte Nachrichten für die Polizei, das konnte nur gute Nachrichten für mich bedeuten. Ich beschloss, mich unter keinen Umständen aus dem Raum schieben zu lassen. Ich wollte alles, aber auch alles mitkriegen.
    »Oh, oh, oh«, machte der Doktor. »Das ist doch kein Problem!« Und mit einem energischen Dreh seiner Hand öffnete er mir den Tropf bis hintenhin. »In fünf Minuten ist er in Morpheus' Armen«, versprach er und verließ uns.
    Ich lachte mir ins Fäustchen, wusste der Mediziner doch nichts über meine unglaubliche Erfahrung im Umgang mit Stimulanzien aller Art und meine Fähigkeit, auch hohe Dosierungen ganz nach meinem Gusto zu steuern. Ich schloss die Augen und begann theatralisch zu schnarchen, war gleichzeitig aber ganz Ohr.
    »Also, Hufschmidt, spucken Sie's aus«, forderte Menden.
    »Nun«, druckste der Kommissar gedehnt herum, und ich konnte durch den Spalt meiner Lider sehen, wie er noch mal um die Trennwand herum linste, ob ich auch wirklich schlief. »Nachdem wir sämtliche Beteiligten oder zumindest sämtliche Beteiligten, deren wir habhaft werden konnten, verhört haben«, salbaderte er, und ich dachte: >Komm zur Sache<, »sieht es so aus, als ob wir ihm da drüben wegen der Gefangenenrevolte und der Rädelsführerschaft und der Bildung einer .«
    Und der klare Saft aus dem Tropf kam oben bei mir an und zog mir unten, bildlich gesprochen, den Teppich unter den Füßen weg.

V
    »There was bloodon the saddle
    And blood all around
    And a great big puddle
    Of blood on the ground.«
     
    Tex Ritter >Blood On The Saddle <
     
    Mandoney humpelte die im Bau befindlichen Barrikaden auf und ab. »Ich will, dass Ihr jedes noch so kleine Schlupfloch vernagelt«, mahnte er wieder und wieder. »Hier darf niemand mehr rein oder raus können!«
    »Letztes Mal wollten wir sie rein locken«, murrte einer der Männer, »da sind sie draußen geblieben. Diesmal sollen sie draußen bleiben, da sind wir aber alle mal sehr gespannt, in was für einem Fiasko das nun wieder endet.«
    Die stark dezimierte Bürgerwehr war schwieriger zu motivieren denn je. Während der Fremde irgendwo da draußen herumritt und zweifellos eifrig seinen Teil dazu beitrug, das zu erwartende Chaos zu vergrößern. Mandoney fluchte mit viel Gefühl, und seine Stimmung wurde nicht besser, als ein von vier Pferden gezogener Planwagen neben ihm stoppte.
    »Männer.«

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