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Wanted

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Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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gelegt?!«
    Sheriff Starski ahnte, dass ihm das Engagement der Gebrüder Jones unter den gegebenen Umständen möglicherweise als ein folgenschwerer Fehler angekreidet werden könnte, und beschloss deshalb, sein Wissen in dieser Frage nicht zu teilen.
    »Sie haben uns beschossen«, wütete Mandoney, »sie haben Brandsätze auf den Zug geworfen! Sie laufen kollektiv Amok! Wir müssen sofort, und ich wiederhole: sofort, die gesamte Stadt verbarrikadieren!«
    Siouxsie keuchte und Flammen hüllten für ein paar Sekunden den großen Kochtopf ein. Wie die meisten anderen auch hockten wir irgendwo auf dem Kreis alter Matratzen rings um das Feuer. Kinder und Hunde - manchmal nicht wirklich zu unterscheiden - tollten und krabbelten und pissten herum, wenn sie nicht gerade dabei waren, die Neuankömmlinge anzusabbern. Aisha kickte einen schamlos hoffnungsfrohen kleinen Rüden von ihrem Unterschenkel und schmiegte sich eng an meinen Rücken, in gleichem Maße abgestoßen wie verängstigt.
    »Nicht übel«, fand der weibliche Häuptling der SchwarzfußIndianer nach einem weiteren Keuchen und reichte die Flasche weiter. »Sollte gut zur Suppe passen.«
    Schwarzfüße beiderlei Geschlechts waren dabei, grob gehackte Zwiebeln und sonstiges Gemüse zur Fleischbeilage in den Topf zu schütten.
    »Das muss man alles erst anschwitzen!«, beschwerte sich die Beilage vehement, wenn auch kaum zu verstehen über dem Gejohle, dem Getrommle, dem tiefen Knurren von wieder mal wild im Kreis herumgerittenen, schwarzen Ponys.
    »Glasig dünsten! In heißem Fett!«
    »Okay«, meinte Siouxsie und schnippte mit den Fingern, um die Flasche zurückzukriegen.
    »Zum Geschäft: Ich hoffe, wir sind uns beide im Klaren über die brisante Natur dieses Deals. Angenommen also, wir tauschen wie von deiner Seite vorgeschlagen. Unsere Bedingung kennst du: Das Zeugs muss auf dem kürzesten Weg raus aus Katanga. Doch wo willst du anschließend damit hin?«
    »Nach Buttercup«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    »Wenn man es ohne Anschwitzen einfach nur ins Wasser kippt, wird das ganze Gemüse total lappig«, schrie Smith. »Ihr Scheiß-Kannibalen habt ja überhaupt keine Ahnung vom Kochen!«
    »Nach Buttercup?«, fragte Siouxsie. »Du? Wartet da nicht ein so genannter fairer Prozess< auf dich?«
    Wenn möglich heizten Smiths Beschwerden das Trommeln und Johlen noch mehr an. Die kreisende Flasche tat dann ein Übriges. Panchos letzte Lieferung war alles in allem doch recht kräftig geraten.
    »Wir werden uns reinschleichen«, keuchte Toller Hund nach einem längeren Schluck. »Im Dunkeln. Ich bin gut im Dunkeln.«
    »Ach«, machte Siouxsie und wand ihm die Flasche sanft aus der Hand. »Und im Hellen?«
    »Und anschließend bin ich da mit jemandem verabredet«, fuhr ich fort, während man in den Eulenaugen unseres Scouts das komplette Kamasutra im Zeitraffer abspulen sehen konnte. »Sein Name ist Nebukadnezar.«
    Siouxsie fuhr wieder zu mir herum. Sie begriff, sie nickte, mit schwachem Grinsen, und ich wusste, unser Deal war perfekt.
    Etwas Spannung fiel von mir ab und ich spürte mal wieder, wie kaputt ich war. Aisha begann mir die Schultern zu massieren und ich sehnte ein wenig, oder besser eine Menge, ruhige Zweisamkeit herbei. Mit dem Kamasutra in SloMo, beleuchtet von einem Dutzend Sonnenauf- und -untergängen.
    »Und überhaupt kann ich vom Verzehr dieser Suppe nur abraten«, schrie Smith, hochrot, über das ganze Getöse hinweg. »Ich hab da nämlich gerade schon reingepisst!«
    Und mit einem Schlag wurde es ringsum totenstill.
    Die Sonne kam hoch und der kleine Trupp bog, angeführt von Pancho, im rechten Winkel vom Gleiskörper ab, dem sie bis dahin im Schritttempo gefolgt waren. Rauch stand über der Gegend, wo die Mexikaner-Siedlung liegen müsste, Schüsse und wütendes Kreischen drangen bis zu ihnen vor. Vorsichtig führte Pancho sie außer Sichtweite im großen Bogen drum herum.
    »Hört sich an, als obse ganz schön angepisst sind«, bemerkte Bro Ho.
    »Wenn das Brandstiftung war und El Lobo kriegt raus, wer dahinter steckt, wird das eine fürchterliche Rache geben«, meinte Pancho.
    »Der Fremde sollte sich also beeilen, wenn er wirklich nach Buttercup rein will«, knurrte Shits.
    »Solange noch was davon steht.«
    Sie ließen die brennende Siedlung hinter sich und trabten über die sonnengedörrte Ebene, bis sich in der Ferne eine kleine, isoliert dastehende, dichte Baumgruppe abzeichnete.
    Pancho hielt genau darauf zu.
    »Das ist sie«,

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