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Wanted

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Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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verkündete er, »die Dornenburg.«
    »Ja. Aber was ich mich schon die ganze Zeit frage: Was wollen wir hier?«, wollte Shits wissen.
    »Soviel ich gehört habe, ist das nichts als ein riesiges dorniges Dickicht.«
    »Wo nichmal mehr die Karnickels rein und raus finden«, steuerte Bro Ho bei.
    »Kaninchen vielleicht nicht«, meinte der Barmann, »aber wir.«
    »Wie dattenn?«
    »Das«, sagte Pancho mit der ganzen Selbstzufriedenheit des Eingeweihten, »ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse von ganz North Carolina.«
    »Ich war übrigens bei Susie«, meinte Elke Muffler, in völliger Gleichgültigkeit den Ankömmlingen gegenüber. »Sie hat mir die ganzen Akten übergeben.«
    Angeführt von der Tagschwester, gefolgt von der üblichen, wie üblich nervös wirkenden Kavalkade aus Pflegern und Assistenzärzten und schließlich überstrahlt, wenn auch nicht überragt, von der Präsenz des Oberarztes Dr. Tatlarek, so kam es am Fuße meiner Bettstatt zum Stehen, das Häuflein der Weißbekittelten.
    »Ich konnte erst einen Teil davon durchsehen, doch was ich gesehen habe, also -«
    Dr. Tatlarek unterbrach meine Anwältin mit einem Räuspern.
    »Wenn Sie uns wohl für den Zeitraum der Visite alleine lassen könnten?«, forderte der Oberarzt routiniert und flüssig und in vollem Bewusstsein seiner Autorität.
    Elke Muffler in ihrem wunderbar kontrastierenden Lila drehte ihm langsam den Kopf zu, und das erste Mal, seit sie das Zimmer betreten und sich vorgestellt hatte, überkam so was wie Wachheit ihre Züge.
    »Ich befinde mich mitten in einer vertraulichen Unterredung mit meinem Mandanten«, ließ sie Dr. Tatlarek wissen. Und rührte sich nicht von der Stelle.
    »Ich werde Sie als Juristin wohl kaum daran erinnern müssen, wer hier das Hausrecht hat«, konterte der Oberarzt mit einigem Biss.
    Meine Pflichtverteidigerin senkte kurz die Lider über ihren etwas glubschigen Augen und hob sie dann allmählich wieder.
    »Sind Sie schon mal«, fragte sie mit leisem Rascheln wie die ersten rieselnden Bröckchen kurz vor einem Eissturz, »mit einem Kunstfehlerprozess durch sämtliche Medien und Instanzen gegangen?« Damit drehte sie sich langsam zu mir. »Ich sehe hier an meinem Mandanten ...«, sie besah sich ihren Mandanten von oben bis unten oder, genauer gesagt, von links nach rechts, ». mindestens sieben verschiedene Punkte, wo sich zu erwartende Kunstfehler versteckt -« Ihr Blick war irgendwo in der Mitte zwischen links und rechts hängen geblieben wie an etwas Herausragendem, etwas, das einem unweigerlich ins Auge springt.
    »Na, sagen wir sechs Punkte«, korrigierte sie sich, die Stimme noch mal eine Spur rauer als vorher schon.
    »Ich bin nichts als ein Opfer der Umstände«, sagte ich aus dem Gefühl heraus, der Situation ein wenig die Spannung nehmen und unser Gespräch zurück auf den Punkt bringen zu müssen.
    »Dazu kommen wir gleich«, erwiderte sie.
    »Nun«, wandte sich Dr. Tatlarek an mich, »da Sie so offensichtlich kommunikationsfreudig sind, kann ich Ihnen ja wohl von sofort an uneingeschränkte Vernehmungsfähigkeit attestieren.«
    Ich flatterte mit den Lidern. »Mutter?«, fragte ich ins Leere hinein, doch der Doktor war schon an meinem Tropf angelangt.
    »Und damit Sie Ihre vollständige geistige Klarheit erlangen, wollen wir das hier doch mal gegen null reduzieren.«
    Und er klemmte den Tropfendurchlauf energisch ab. Nickte mir und meiner Anwältin zufrieden zu und verließ hocherhobenen Hauptes mit seinem Tross den Raum. »Dreh's wieder auf«, forderte ich augenblicklich. »Kann ich nicht machen«, kam die Antwort. »Okay. In meiner Nachttischschublade ist eine Filmrolle.« Sie kramte und fand und knipste auf. »Voll mit kleinen grünen Pillen«, stellte sie fest. Ich nickte. »Wie viele?« »Fünf.«
    »Glas Wasser zum Runterspülen?« »Wenn kein Wodka da ist.«
    Sie seufzte, wühlte kurz in ihrer Handtasche und brachte einen Flachmann zum Vorschein.
    Wir würden prächtig miteinander auskommen, wurde mir klar. Durch sämtliche Instanzen.
    »Auch 'ne Pille?«, fragte ich, und sie nickte und pfiff sich gleich eine ein. Spülte nach. Keuchte kurz.
    »Wo war ich stehen geblieben?«, fragte sie dann. »Ach ja. Die Akten. Also, das, was ich bisher eingesehen habe, also, das alleine ist schon . Dynamit.«
    »Ich könnte ihn wegpusten«, meinte Foreman über den Lauf seines Gewehres hinweg. »Zwei Schüsse. Überhaupt kein Problem.« Er und die anderen Jones hatten sich, nicht zuletzt genadelt von den

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