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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Richard Thysson stand auf dem Kutschbock und ließ die Peitsche knallen. »Macht mal eben den Weg frei!«
    Hinter dem Bürgermeister türmten sich Kisten und Kästen, Stühle und Schränke, Tische und Matratzen und was nicht noch. Neben ihm thronte seine Gattin, die in Schals und Decken gehüllt ihr Bestes gab, wie eine Vertriebene zu wirken. Die ringüberwucherten Finger ihrer beiden Hände hielten dabei den Haltegriff einer Schmuckschatulle in Überseekofferformat fest umkrallt.
    »Ich weiß, ich kann mich auf euch verlassen«, rief der Bürgermeister im Brustton der Überzeugung. »Schlagt diese räudigen Banditen in die Flucht, und morgen Mittag sehen wir uns dann alle auf der Versteigerung, wo ich nach dem Zuschlag zu einem feierlichen kleinen Umtrunk laden werde.«
    Mandoney trat nahe an den Wagen heran, lüftete interessiert die Plane.
    »Sie bleiben nicht hier in der Stadt, Bürgermeister?«, fragte er mit einer äußerst skeptisch hochgezogenen Braue.
    »Nein. Ich lege die Verantwortung für den Ort und seine Bürger vertrauensvoll in Ihre und Sheriff Starskis Hände. Ich selbst werde es auf mich nehmen, mich, meine Familie und meinen zukünftigen Besitz in Eigeninitiative vor etwaigen Übergriffen zu schützen. Dazu ziehen wir schon mal nach Beau Rivage.«
    »Ist das nicht ein bisschen voreilig, Bürgermeister?«, fragte Mandoney mit amüsiertem Interesse und fing sich einen eiskalten Blick dafür.
    »Nein«, bellte Thysson, »keineswegs!« Eine geschickt gesteuerte >Neuorientierung bei der Kreditvergabe< der Buttercup Savings and Loans hatte dafür gesorgt, dass niemand in der Stadt in der Lage sein dürfte, auch nur das Mindestangebot für die Ranch auf den Tisch zu legen.
    »Also. Wir sehen uns.« Thysson ließ die Peitsche knallen und die Pferde zogen an und das Gespann rumpelte aus der Stadt.
    »Macht wieder zu!«, befahl der Deputy, doch mit einem »Mooment noch« mischte sich ein öliger Bariton ein.
    Mandoney fuhr herum.
    »Starski«, schnauzte er, »sollte ich je dahinter kommen, dass Sie oder Thysson hinter der Brandstiftung in der Siedlung stecken, mache ich Sie beide fertig, verlassen Sie sich drauf!«
    Streng genommen war dies eine grobe Missachtung der Rangordnung, und nüchtern betrachtet - allzu nüchtern, wie Starski sich säuerlich attestieren musste - hätte er den Deputy nun in scharfen Worten zurechtweisen müssen, doch war jetzt nicht die Zeit dafür. Die verdammten Idioten schoben die Barrikade schon wieder zu.
    »Wartet!«, befahl der Sheriff, doch Mandoney stellte sich ihm in den Weg wie ein Stier dem roten Tuch.
    »Sie bleiben hier, Sheriff«, grollte er, dass man den Boden unter den Füßen beben spüren konnte.
    Eine weitere Missachtung, wenn möglich sogar noch gröber als die erste, doch Starski beschloss, großzügig darüber hinwegzusehen. Es stand zu viel auf dem Spiel hier. Väterlich legte er dem Deputy die Hand auf den Arm und zog ihn in gedämpftem Tonfall ins Vertrauen.
    »Ich habe einen Plan, Mandoney, wie ich dieses sich anbahnende, sinnlose Blutvergießen noch abwenden kann«, raunte er.
    »Sie bleiben hier«, kam es grollend zurück.
    »Ein dermaßen riskanter Plan, dass ich es nicht verantworten kann, jemand anders als mich selbst damit zu beauftragen.«
    »Sie bleiben hier.«
    »Wissen Sie eigentlich, welche Strafe auf Insubordination steht, Deputy?«
    »Sie bleib ...«
    Whack!
    Ropeman Jones gab das ausgeliehene Kantholz an die Barrikadenbauer zurück, während Mandoney der Länge nach in den Staub sank.
    »Dann los«, befahl der Sheriff und er und Ropeman schwangen sich in die Sättel, durchquerten die Barrikaden und schlugen den Weg nach Westen ein, entlang der Bahngleise.
    Vögel zwitscherten in der alten Eiche, Karnickel hoppelten am Rande der Lichtung, ein Feuer brannte, Bohnen mit Speck blubberten in einer Pfanne, die Kaffeekanne dampfte vor sich hin, Panchos Gitarre lag griffbereit neben ihm, und um ein Haar wäre ich draufgetreten, doch gerade da nahm er sie hoch und begann sie zu stimmen.
    »Alles klargegangen?«, fragte Shits, der bequem auf seinem Sattel ruhte und Rauchringe blies.
    »Hast du alles gekriegt?«
    Ich nickte.
    »Wo hast du Toller Hund gelassen?« »Der kommt nach.«
    »Soll das heißen, er ist bei den Schwarzfüßen geblieben?«, fragte Bro Ho an einem Löffel Bohnen vorbei.
    »Bei einer davon.«
    Shits setzte sich ruckartig auf und riss sich das Hemd aus der Hose auf der Suche nach der Zigarettenglut, die ihm hineingefallen war.
    »Na,

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