Wanted
ich, »die nächste Stadt ist Buttercup. Und es ist die einzige Stadt. Dahin können wir aus nahe liegenden Gründen nicht. Noch nicht. Wir werden also das Risiko, äh, auf uns nehmen müssen.«
Aisha beugte sich vor, um unseren Schlafplatz zu inspizieren, und ich brauchte plötzlich eine ablenkende Beschäftigung für meine Hände. Kurz entschlossen warf ich ein weiteres Deckenbündel in die windgeschützte Mulde zwischen den großen, moosüberwachsenen Felsen, in größtmöglicher Distanz zur Feuerstelle, von wo, unterlegt mit Geschrammel und in Abständen zerrissen vom Aufplärren dieses blechernen Folterwerkzeugs »... and the times, they are a-changing . .. « eiernd herübernäselte. Ich war, äh, müde. Irgendwie.
»Das war Burns' Idee gewesen, nicht meine«, verteidigte sich Ropeman ohne wirkliches Interesse. Die Ebene flirrte, Fliegen umsummten sie träge, langsam und mit hängenden Köpfen folgten die beiden Pferde dem vorgegebenen Weg entlang der Gleise.
»Das ist mir scheißegal«, schäumte der Sheriff.
»Ihr wart alle vier dabei und deshalb wirst du mir aus diesem Schlamassel helfen, und basta!«
Das fehlte noch, dass seine Wiederwahl zum Ortssheriff an der Abwesenheit von Ortschaft wie Wählerschaft scheiterte.
»Was soll'n wir denn machen, jetzt?«, fragte Ropeman und spuckte in den Sand. »Abgefackelt ist abgefackelt. Warum besorgst du den Mexen nicht einfach 'nen WiederaufbauKredit? Thyssons Safe kracht doch in den Nähten vor Kohle.«
»Das ist nicht >Thyssons Safe<«, korrigierte der Sheriff. »Der gehört der Buttercup Savings and Loans, also den Bürgern der Stadt.«
Für einen Moment hielt einer den Blick des anderen in einem kurzen, zähen Kampf darum, wer zuerst herausplatzt. Dann blickten sie abrupt woanders hin und schnieften.
»Außerdem habe ich eine noch viel bessere Idee«, kündigte der Sheriff an. »Was wir machen, ist, wir gehen hin und liefern den Mexen einen Sündenbock! Und zwar frei Haus! Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.«
»Wen denn? Doch nicht etwa den Fremden?«
Ropemans Tonfall signalisierte Skepsis zu jeder Art von Plan, der ihn und die anderen Jones um das Kopfgeld bringen könnte.
»Nein, nein, nein«, murmelte Starski verträumt und beugte sich im Sattel zu Ropeman hinüber, als ob er besorgt wäre, jemand könnte mithören.
»Wir fangen einen Schwarzfuß«, raunte er. »Fesseln, knebeln ihn, behängen ihn hiermit«, der Sheriff deutete auf ein paar mit Lappen verstopfte Flaschen, die er Burns abgenommen hatte und die nun von seinem Sattelknauf baumelten, »und setzen ihn in der Mexen-Siedlung aus. Oder in dem, was ihr davon übrig gelassen habt.«
Starski strahlte, doch Ropeman schüttelte nur den Köpf.
»Vergiss es, Sheriff«, maulte er. »Diese Schwarzen Hunde reiten nie allein, die sind immer nur in ganzen Meuten unterwegs, und so einer möchte ich nicht .«
Ropeman Jones ließ den Satz verebben und folgte dem starren Blick unter gerunzelten Brauen hervor, mit dem der Sheriff die Gestalt eines einsamen Reiters in der Distanz vor ihnen fixierte.
»Und was ist das da?«, fragte Starski triumphierend.
Schwarzes Pferd, schwarzer Reiter, und zwar vom Kopf bis zu den, tja, Füßen, wenn auch eingehüllt in so was wie ein reichlich seltsames Federkleid. Aber für solche modischen Extravaganzen sind sie ja bekannt, die Schwarzfüße.
Ropeman griff zu seinem Lasso.
»Du von links, Sheriff«, raunte er und trieb sein Pferd an, »und ich von hinten!«
Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht von links, nicht von rechts, nicht von vorn und nicht von hinten. Das hatte ich ja schon öfter mal zu hören gekriegt. Nicht vor der Ehe, auch.
Der Unterschied war, diese hier meinte es ernst.
Sie hatte eine Art, nein zu sagen, die einem Wamms vor den Kopf knallte wie eine zuschlagende Tür.
Ich versuchte es mit Vernunft: »Hey, Aisha, du weißt, dass ich dich liebe. Damit ist es doch nun wirklich nur noch eine Formalität und deshalb scheißegal, ob wir nun heute oder morgen -«, ich ließ den Schecken wiehern und sprach es dann aus, »heiraten.«
Oder, so gesehen, übermorgen. Oder wann auch immer.
»Nein!« Wamms!
»Und, Baby, ich habe keine Ahnung, was Pancho neuerdings in seinen Kaffee rührt, aber es, äh, ist die Härte. Möchtest du mal fühlen?«
»Nein!« Wamms!
»Und wenn ich dich hier .«
»Nein!« Wamms!
»Oder hier .«
»Nein!« Wamms!
»Und was ist, wenn ich mich über dich knie und .« »Nein!« Wamms!
»Oder du könntest mit .«
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