War against people
Klarheit verdeutlicht,
als die UNESCO Vorschläge erwog, die das internationale Mediensystem demokratisieren
sollten, um der Weltbevölkerungsmehrheit einen wie immer begrenzten Zugang zu gewähren.
Regierung und Medien der USA verurteilten die UNESCO mit einer höchst beeindruckenden
Flut von Lügen, die auch durch Einsprüche seitens der UN-Organisation nicht einzudämmen
war. Ein Historiker, der die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der UNESCO
aufgearbeitet hat, bemerkt: »Die erstaunliche Ironie der [UNESCO-JBemühungen gipfelte
darin, daß die USA, nachdem sie bewiesen hatten, daß der freie Meinungsmarkt nicht
existierte, die UNESCO beschuldigten, diesen Markt zerstören zu wollen.« Ein
Universitätsverlag hat diese ganzen Lügen dokumentiert, was jedoch unbeachtet blieb. Dieser
Vorgang zeigt, welche Anerkennung die Grundsätze der Freiheit und Demokratie erfahren. 33
Gegenwärtig ist die Kontrolle des Internets ein heiß umstrittener Diskussionsgegenstand.
Internet und Web sind zunächst fast dreißig Jahre lang staatlich gefördert und dann gegen den
Willen von zwei Dritteln der Bevölkerung kommerzialisiert worden. Die Geschäftswelt
betrachtet das Internet als »grundlegende Plattform für die Vermarktung von
Computertechnologien, Kommunikation und Kommerz«, als »den größten, tiefsten,
schnellsten und sichersten Marktplatz der Welt«, auf dem nicht nur Waren, sondern auch
Ideen und Einstellungen »verkauft« werden. Gigantische Profite stehen ebenso in Aussicht
wie neue Möglichkeiten, die Einstellungen und Übezeugungen der Nutzer zu beeinflussen,
wenn das Internet der Kontrolle der Konzerne und kommerzieller Sponsoren unterworfen
und damit der Öffentlichkeit, die laut Gesetz Besitzer der Ätherwellen und des Cyberspace
ist, entzogen werden und einer Handvoll juristischer Personen mit außergewöhnlicher
globaler Macht übereignet werden kann. Ein wichtiges Ziel ist, wie ein Wirtschaftsjournalist
bemerkt, »das zunächst eklektische Web in eine 24 Stunden am Tag funktionierende
Vermarktungsmaschine zu verwandeln«. 34
Um das öffentliche Internet Marketing- und anderen sicheren Aktivitäten zu unterwerfen,
werden neue Technologien und Softwares entwickelt. Es geht darum, den »zunächst
eklektischen« Charakter des Internets zu verändern, der die Möglichkeit bot, eine öffentliche
Gegenwelt aufzubauen, und dabei beträchtliche Erfolge erzielen konnte. Aus Indonesien
berichtet ein australischer Fachmann, das Internet habe sich dort »als Gottesgeschenk
erwiesen«, weil es die Kommunikation und den »kulturellen und politischen Aktivismus«
beförderte. Die Ergebnisse waren für die einheimischen Eliten ebenso unangenehm wie für
die ausländischen Nutznießer und Unterstützer des ungewöhnlich brutalen und korrupten
Regimes. Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel ist der Erfolg, den linksorientierte
Organisationen bei ihrer Kampagne gegen den von Staat und Konzernen unternommenen
Versuch, das MAI in aller Heimlichkeit durchzusetzen, erzielen konnten. Das führte zu einer
gewissen Panik und sogar der Furcht, daß es »schwerer werden würde, Abkommen hinter
verschlossenen Türen zu schließen, die das Parlament dann nur noch abzusegnen hat«, wie
Handelsdiplomaten erkannten. Derartige Unglücksfälle müssen in Zukunft nach dem Willen
wirtschaftlicher Führungskräfte tunlichst vermieden werden. 35
Man darf erwarten, daß die Macht des Privateigentums mitsamt ihren »Werkzeugen und
Tyrannen« darauf hinwirkt, daß andere »sich immerfort bemühen, auch wenn sie wissen, daß
es vergeblich ist«. Aber das Urteil des Konfuzius ist sicherlich zu düster. Trotz aller Schrecken
des 20. Jahrhunderts hat es in vielen Bereichen des menschlichen Lebens und Bewußtseins
im Anschluß an frühere Fortschrittsmomente Verbesserungen gegeben, die lähmend langsam
verliefen, oftmals widerrufen wurden, aber dennoch Wirklichkeit waren. Gerade in den
privilegierteren Gesellschaften, die ein hohes Maß an Freiheit gewonnen haben, gibt es viele
Wahlmöglichkeiten bis hin zum grundlegenden institutionellen Wandel, falls dieser sich als
notwendig erweisen sollte. Wir müssen die allgegenwärtigen Leiden und Ungerechtigkeiten
ebensowenig hinnehmen wie die Aussicht auf gewaltige Katastrophen, die eintreten werden,
wenn die Menschheit auf dem Weg, den sie eingeschlagen hat, verbleibt.
Anmerkungen
1 Reuters, »UN Agencies Tell of Damage in Iraq«, NYT, 7. Jan.
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