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War against people

War against people

Titel: War against people Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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Was der Pilger aus
    Spanien beschrieb, war zweifellos richtig, aber zugleich auch ungewöhnlich. Typischer sind
    die Feldzüge der Kreuzritter und der Mongolen.
    Die möglicherweise schlimmsten Grausamkeiten — zumindest der schriftlich überlieferten
    Fälle — finden sich im Alten Testament. Ich glaube, daß es in der gesamten Literatur nichts
    gibt, was den Völkermord mit so viel Eifer, Entschiedenheit und Enthusiasmus preist, wie
    die Befehle, die der kriegerische Gott seinem auserwählten Volk erteilt. Ein Beispiel ist der
    Krieg des Königs Saul gegen die Amalekiter. Saul hatte den göttlichen Befehl dazu aus dem
    Munde des Propheten Samuel erfahren, des gerechtesten aller Richter. Saul, so hieß es, solle
    Amalek angreifen und »Mann und Frau, Kind und Säugling, Rind und Schaf, Kamel und Esel«
    töten. Der Grund dafür war, daß einige Jahrhunderte zuvor die Amalekiter sich den Juden
    beim Auszug aus Ägypten in den Weg gestellt hatten. Saul verschonte bei seinem Feldzug
    Agag, den König der Amalekiter, und ließ auch einiges Vieh am Leben. Als Samuel dies
    entdeckte, entflammte er im Zorn und »hieb Agag in Stücke vor dem Herrn in Gilgal«. 1
    Die fränkischen Krieger nahmen sich, wie wir aus den Chroniken der damaligen Zeit wissen,
    diese Lektionen zu Herzen. Gleiches taten die überaus frommen Engländer, die Nordamerika
    eroberten. Sie verstanden sich als Erben der Israeliten und machten, als sie ihr Heiliges Land
    gefunden hatten, kurzen Prozeß »mit jener unglücklichen Rasse der eingeborenen Amerikaner,
    die wir so grausam und gnadenlos ausrotten«. So beschrieb es John Quincy Adams im
    vorgerückten Alter, als seine eigenen, keineswegs unbedeutenden Beiträge zu diesem Feldzug
    längst Vergangenheit waren und die Ausrottungsaktionen sich nach Westen verlagert hatten.
    Erst vor einiger Zeit ist die Erbsünde unserer Geschichte ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.
    Das ist eine der vielen positiven Folgen des Aufbruchs der sechziger Jahre, der einen
    bedeutenden und, wie ich hoffe, langwährenden Einfluß auf das moralische und kulturelle
    Niveau dieser Gesellschaft gehabt hat.
    Europäische Eroberungen
    Die europäische Geschichte samt den weltweiten Eroberungszügen ist von besonderer
    Grausamkeit. Diese Eroberungen waren, wie führende Militärhistoriker betonen, aus
    europäischer Sicht zumeist eher kleine Kriege im Vergleich zu denen, die die europäischen
    Staaten miteinander ausfochten. Nehmen wir als Beispiel die amerikanische Revolution.
    Für die Briten war sie eine Art Nebenschauplatz. Zur selben Zeit führten sie in Indien den
    Marathi-Krieg, der ein vergleichbares Ausmaß hatte. Die amerikanische Revolution war selbst
    ein peripherer Bestandteil der globalen Kriege, die zwischen den europäischen Großmächten
    ausgetragen wurden. Ihr Erfolg beruhte zum großen Teil darauf, daß gerade zu dieser Zeit
    Großbritannien nicht nur in Indien Krieg führte, sondern auch gegen Frankreich, Spanien und
    andere europäische Mächte, und daher den Ereignissen hierzulande nicht allzuviel
    Aufmerksamkeit widmen konnte. Hier, in Amerika, kämpften in erster Linie Frankreich und
    England schon seit längerem um die Vorherrschaft, und die eingewanderte Bevölkerung
    unterstützte, je nach Zugehörigkeitsgefühl, die eine oder die andere Seite: Die »Loyalisten«
    oder Königstreuen hielten zu den Briten, die »Patrioten« wurden von den Franzosen unterstützt,
    und die Kämpfe selbst wurden, mit lokaler Beteiligung, von den Franzosen und Briten
    ausgefochten. Das ist, so meine ich, eine genauere Beschreibung des Revolutionskriegs.
    In Bengalen wiederum kam es 1757 zur Entscheidungsschlacht, bei der die Truppen von
    Robert Clive dem Gegner im Verhältnis von eins zu zehn unterlegen waren. Aber er siegte
    und verschaffte damit der Ostindischen Handelsgesellschaft die Möglichkeit, Bengalen zu
    übernehmen. Das war der Ausgangspunkt für die Eroberung von ganz Indien. Bengalen war
    die reichste Region, so reich, daß die britischen Kaufleute - Abenteurer und Eroberer —
    zutiefst erstaunt waren. Indien war im 18. Jahrhundert das bedeutendste Handels- und
    Produktionszentrum der Welt. Es produzierte, um nur ein Beispiel zu nennen, mehr Eisen als
    alle europäischen Länder zusammengenommen.
    Es ist schon merkwürdig, daß diese über Jahrhunderte hinweg so reichen und produktiven
    Gebiete, wie etwa Bangladesch und Kalkutta, zu Symbolen der Furcht und Hoffnungslosigkeit
    geworden sind. Das ist ein

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