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War against people

War against people

Titel: War against people Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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sofort Bescheid, weil Verwundete eintrafen
    und von den Ereignissen berichteten. Die Quäker machten sich nicht einmal die Mühe, die
    Berichte weiterzugeben, weil so etwas fortwährend passierte. Nichts Besonderes an My Lai.
    Später, nachdem die Fakten zunächst unterdrückt worden waren, wurde es bekannt, und, wie
    ich meine, aus gutem Grund: Man konnte das Massaker einigen halbverrückten, ungebildeten
    GIs in die Schuhe schieben, die nicht wußten, wer demnächst auf sie schießen würde, und so
    die Aufmerksamkeit von den Kommandanten ablenken, die, weit vom Schuß, die Greueltaten
    — wie etwa die Bombardierung der Dörfer - angeordnet hatten. Und man konnte die
    Aufmerksamkeit von den Apologeten zu Hause ablenken, die das alles beförderten und
    verteidigten. Diese Leute müssen von der Kritik verschont bleiben, aber ein paar
    durchgedrehte GIs, die etwas Schreckliches taten, das geht in Ordnung. Ich wurde nach der
    Aufdeckung des Massakers von der New York Times Review of Books gebeten, einen Artikel
    über My Lai zu schreiben, aber ich habe die Vorgänge dort kaum erwähnt. Es ging mir um
    den Kontext, und das halte ich weiterhin für richtig.
    Zu Beginn der siebziger Jahre war deutlich geworden, daß die Vereinigten Staaten den Krieg
    im Grunde gewonnen hatten. Sie hatten ihre vorrangigen Ziele erreicht, die, wie die
    Dokumente zeigen, darin bestanden, Vietnam eine erfolgreiche, unabhängige Entwicklung
    unmöglich zu machen. Das Land sollte nicht zu einem »Virus« werden, der andere Staaten
    infizieren und zu einem ähnlichen Kurs inspirieren würde. Man befürchtete, daß Japan sich
    mit einem unabhängigen Asien arrangieren und womöglich zum industriellen Zentrum einer
    der US-amerikanischen Kontrolle entzogenen neuen Ordnung in Fernost werden könnte.
    Die USA hatten den Zweiten Weltkrieg im Pazifik geführt, um genau dies zu verhindern und
    waren nicht bereit, so etwas in der Nachkriegszeit zu tolerieren. Jahre später trug McGeorge
    Bundy, Sicherheitsberater von Kennedy und Johnson, die Überlegung vor, daß die USA sich
    1966, nach den Massakern in Indonesien, aus Vietnam hätten zurückziehen sollen. Was in
    Indonesien geschah, ist mit den Ereignissen in Ruanda zu vergleichen. Die Armee sorgte
    dafür, daß innerhalb weniger Monate eine halbe bis eine Million Menschen ermordet wurden,
    wobei das Militär von den USA unterstützt und ermutigt wurde. Vor allem zerstörte sie, und
    darauf kam es an, die einzige Partei, die von den Massen unterstützt wurde. Die Opfer der
    Massaker waren zumeist Bauern, die kein Land besaßen. Die CIA verglich die Massenmorde
    mit denen von Hitler, Stalin und Mao. In den USA wurden sie von links bis rechts mit
    unverhohlener Euphorie begrüßt. Man muß das nachlesen, um es zu glauben. In der
    Geschichtsschreibung werden diese Ereignisse nicht wieder auftauchen. Sie sind zu brisant.
    Bundy jedenfalls meinte, daß Vietnam schon 1966 weitgehend zerstört war und in den
    Nachbarstaaten kein Kommunismus mehr drohte. Somit besäße der Virus keine
    Ansteckungsgefahr mehr, und der Krieg war für die Vereinigten Staaten gegenstandslos
    geworden.
    Nach dem Krieg
    Der Krieg wurde dennoch fortgesetzt. Wir haben den Vietnamesen ein grauenhaftes Erbe
    hinterlassen: an die vier Millionen Tote in Indochina, noch mehr Millionen Waisenkinder,
    Verstümmelte, Flüchtlinge, drei verwüstete Länder - nicht nur Vietnam. In Laos sterben
    noch heute Menschen an Minibomben, die von US-Kampfflugzeugen in einer der
    umfangreichsten Aktionen der Geschichte auf zivile Ziele abgeworfen wurden. Nur in
    Kambodscha ging es noch schlimmer zu.
    Unter einer Erblast des Kriegs hat Vietnam bis heute zu leiden, nämlich unter den Folgen
    des in der Geschichte beispiellosen Einsatzes chemischer Kampfmittel, womit schon die
    Regierung Kennedy begonnen hatte. Der Chemo-Krieg hat in den USA große Aufmerksamkeit
    gefunden, weil US-Soldaten dadurch geschädigt wurden. Aus diesem Grunde wissen wir so
    viel über die Auswirkungen von Agent Orange und Dioxin. Natürlich hatten und haben die
    Vietnamesen sehr viel stärker darunter zu leiden, aber das findet hierzulande so gut wie
    keine Beachtung. Ein paar Artikel über dieses Thema habe ich auftreiben können, wie zum
    Beispiel einen umfangreichen Beitrag des Wall Street Journal vom Februar 1997. Dort hieß
    es, daß in Südvietnam schätzungsweise eine halbe Million Kinder mit dioxinbedingten
    Mißbildungen geboren wurden - eine Folge der Millionen Tonnen

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