War against people
von Chemikalien, die auf
Südvietnam herabregneten, als die USA versuchten, Feldfrüchte und Laubwerk zu zerstören.
Ferner heißt es in dem Bericht, japanische und vietnamesische Wissenschaftler hätten
herausgefunden, daß in den Dörfern des Südens viermal mehr Kinder mit Schädigungen zur
Welt kommen als im Norden, dem zumindest die Schrecken des Chemo-Kriegs erspart
blieben. Und dann gibt es noch die totgeborenen Föten, von denen einige an seltenen
Krebserkrankungen gestorben sind, und die, konserviert, in südvietnamesischen
Krankenhäusern ganze Räume füllen. Bisweilen liest man darüber in der Auslandspresse oder,
bei uns, in der medizinischen Fachliteratur. Störungen der Fortpflanzungsfähigkeit sind im
vietnamesischen Süden ebenfalls verbreiteter als im Norden. Der Bericht sprach offen von
der Verantwortung der USA für diese und andere Greuel. Hilfe habe Vietnam, so heißt es
weiter, vor allem aus Europa und Japan erhalten, während »die Vereinigten Staaten nach
dem verlorenen Krieg mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigt waren und sich um Südvietnam
nicht weiter kümmerten«. Der Ausdruck »verlorener Krieg« bedeutet, daß wir das Maximalziel
der totalen Eroberung verfehlt haben und nur den Virus daran hindern konnten, die ganze
Region zu verseuchen. Aber wir haben unter der Zerstörung Indochinas so sehr gelitten und
sind deshalb emotional dermaßen befangen, daß man Hilfe bei der Beseitigung der von uns
angerichteten Schäden nicht erwarten kann, geschweige denn einige Worte des Bedauerns.3
In den Jahren vor diesem Bericht ist, meiner Kenntnis zufolge, nur noch ein weiterer Artikel
zu diesem Thema erschienen. 1992 berichtete die Südostasien-Korrespondentin der New
York Times, Barbara Crossette, im Wissenschaftsteil über die Folgen des Chemo-Kriegs. 4
Dort hieß es, daß viele Wissenschaftler die Weigerung der USA, sich mit diesem Aspekt zu
befassen, für keine gute Idee, wo nicht gar für einen Fehler halten, weil die Bevölkerung von
»Vietnam eine umfangreiche Kontrollgruppe darstellt«. Da nur die Menschen im Süden -
viele in erheblichem Ausmaß - den Chemikalien ausgesetzt waren, aber die gleichen Gene
besitzen wie die im Norden, wäre die Erforschung der Folgen eine Art kontrolliertes Ex-
periment. Wenn wir das vietnamesische Angebot zur Zusammenarbeit akzeptierten, könnten
wir aus diesen Forschungen eine Menge über die Auswirkungen von Dioxin erfahren, was
uns zunutze käme. Es ist also eigentlich eine Schande, diese Gelegenheit nicht wahrzunehmen.
Aber auch dafür haben wir kein Ohr, weil wir emotional so befangen sind.
Bereits dieses Ausmaß an moralischer Feigheit ist rekordverdächtig, aber die vollständige
Geschichte ist noch erstaunlicher. In einer, wie ich finde, der erstaunlichsten
propagandistischen Leistungen der Geschichte haben es die Vereinigten Staaten geschafft,
die Schuld den Vietnamesen in die Schuhe zu schieben.
Es stellt sich heraus, daß wir, als wir sie angriffen und umbrachten, eigentlich die unschuldigen
Opfer waren. Dennoch sind wir so heiligmäßig, daß wir für ihre an uns begangenen
Verbrechen noch nicht einmal Wiedergutmachung verlangen. Wir möchten nur, daß sie ihre
Schuld zugeben und sich entschuldigen so George Bush in einer Rede, die auf der Titelseite
der New York Times ausführlich erörtert wurde. Und gleich daneben, in einer anderen Spalte,
wurden wieder einmal die Japaner verurteilt, die, aufgrund welcher kulturellen oder
genetischen Defekte auch immer, sich nicht zu den von ihnen begangenen Verbrechen zu
bekennen vermögen.
Dieses Spektakel wird Jahr für Jahr neu aufgeführt, ohne daß es kritische Kommentare
hervorriefe. Und es hat mittlerweile schwindelerregende Dimensionen angenommen.
Offenbar haben sich die Vietnamesen vor kurzem dazu entschlossen, ihrer Schuld ein bißchen
ins Auge zu sehen und für ihre Verbrechen Reparationen zu zahlen. Ein Artikel auf der
Titelseite der New York Times berichtet, daß Vietnam sich bereit erklärt habe, die von dem
Marionettenregime im Süden angehäuften Schulden zu begleichen. Das Regime war von uns
als Deckmantel für die Angriffe installiert worden. Die New York Times freut sich, daß wir
nun »das Ende eines düsteren Kapitels in der amerikanischen Geschichte feiern« können.
Die Verbrecher stellen sich endlich ihrer Schuld, und somit können wir ihnen großherzig
vergeben, weil sie nun für ihre Untaten zahlen und sie zugeben, obwohl wir,
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