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War against people

War against people

Titel: War against people Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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torpedieren. Der Bericht
    enthält einen interessanten Satz: Er lautete, daß im Falle »lokaler kommunistischer Subver-
    sion oder Rebellion, die keinen bewaffneten Angriff darstellt« — eine wichtige Formulierung
    -, die Vereinigten Staaten mit einer Reihe von Maßnahmen reagieren werden, die, wenn
    notwendig, bis zu einem Angriff auf China reichen.
    Die Pläne sind so interessant wie die Sprache, in der sie beschrieben werden. Die Wortwahl
    soll keinen Zweifel daran lassen, daß die USA die Absicht hatten, das Hauptprinzip des
    internationalen Rechts, die UN-Charta, zu verletzen, die die Anwendung von Gewalt nur als
    Reaktion auf einen bewaffneten Angriff und bis zu einer Entscheidung des Sicherheitsrats zu-
    läßt. Aber es hieß: im Falle »lokaler kommunistischer Subversion [was das ist, entscheiden
    wir] oder Rebellion, die keinen bewaffneten Angriff darstellt«, werden wir militärische
    Maßnahmen ergreifen, einschließlich der Wiederbewaffnung Japans, Angriffen auf China,
    der Durchführung subversiver Aktivitäten von Thailand aus usw. Diese vorsätzliche Verletzung
    der Prinzipien des internationalen Rechts wurde dann Jahr für Jahr mit den gleichen Worten
    fortgesetzt. Das war eine der wenigen wirklich interessanten Enthüllungen der »Pentagon
    Papers«. Vieles andere war hinlänglich bekannt, aber dies war neu. Dennoch muß es in die
    meisten wissenschaftlichen Darstellungen noch Eingang finden. Offensichtlich scheint es
    auch nach 25 Jahren noch ein heißes Eisen zu sein. Es ist von großer Bedeutung, denn hier
    liegt die Ursache für die Ausweitung des Kriegs nach dem von den USA vorsätzlich
    herbeigeführten Scheitern der Genfer Verhandlungen.
    Die Ausweitung des Kriegs durch die USA
    Die USA torpedierten die Genfer Verhandlungen - sie errichteten im Süden Vietnams einen
    Terrorstaat lateinamerikanischen Zuschnitts und brachten bis 1960 etwa 70 000 Einheimische
    um. Aber die Unterdrückung rief Widerstand hervor. Das von den USA inthronisierte Re-
    gime war so schwach, daß es schon nach den ersten Reaktionen auf seine repressiven
    Maßnahmen zusammenbrach. John F. Kennedy stand nun vor der Wahl, sich entweder
    zurückzuziehen oder den Krieg zu eskalieren. Er entschied sich für die Eskalation. 1961 und
    1962 griffen die USA Südvietnam direkt an und bombardierten das Land. Bis 1962 hatten mit
    US-Kampfpiloten bemannte Bomber der amerikanischen Luftwaffe etwa ein Drittel der
    gesamten Einsätze geflogen. Zwar waren die Flugzeuge mit südvietnamesischen Kennzeichen
    markiert, aber der wirkliche Sachverhalt war alles andere als ein Geheimnis. 1961 und 1962
    ordnete die Regierung Kennedy (in Verletzung des Genfer Abkommens) den Einsatz
    chemischer Mittel zur Vernichtung landwirtschaftlicher Produkte an. 1963 war das
    Marionettenregime in Südvietnam erneut am Ende und versuchte sogar, auf dem
    Verhandlungswege eine friedliche Regelung zu erreichen. Kennedys Botschafter, Henry Cabot
    Lodge, klagte hinter verschlossenen Türen darüber, daß die südvietnamesische Regierung
    »keinen ausreichend starken Polizeistaat auf die Beine gestellt habe ... weil sie, anders als
    Hitler-Deutschland, nicht effizient genug vorgeht« und es ihr nicht gelinge, »den starken und
    gut organisierten Gegner im Untergrund, dessen Triebkraft ein tiefer und ständig erneuerter
    Haß ist«, zu unterdrücken, ein Haß auf das Marionettenregime und die fremden Invasoren,
    die es errichtet hatten. Im übrigen enthüllt diese Terminologie wie auch die übrigen
    Aufzeichnungen, daß sich, ungeachtet einiger Vorwände, die US-Regierung bewußt war, mit
    Südvietnam im Krieg zu sein. Wie immer man die Legitimität des nordvietnamesischen En-
    gagements beurteilen mag, bleibt doch die Tatsache unbezweifelbar, daß ein solches Engage-
    ment noch nicht einmal vermutet wurde, als die Vereinigten Staaten Jahre später den Krieg
    auf Nordvietnam ausgedehnt hatten.
    Weil das Regime in Südvietnam versagt hatte - seine Unterdrückungsmaßnahmen waren
    ineffektiv und es suchte eine diplomatische Regelung -, wurde es durch einen von der
    Regierung Kennedy unterstützten Militärputsch beseitigt. Diese Politik verfolgte Kennedy -
    einer der wirklichen Falken in seiner Regierung - bis zum Ende: Bevor an eine diplomatische
    Regelung oder den Rückzug der US-Truppen gedacht werden konnte, mußte in Südvietnam
    ein militärischer Sieg errungen werden. In den USA herrscht über diese Zusammenhänge
    noch immer keine Klarheit, was auch mit

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