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War against people

War against people

Titel: War against people Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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unterschiedlichen Theorien über Kennedys
    Ermordung zu tun hat, aber die Dokumente sprechen eine eindeutige Sprache.
    Im Februar 1965 eskalierten die USA den Krieg gegen Südvietnam erneut und begannen
    nebenher, auf sehr viel niedrigerem Niveau, den Norden zu bombardieren. Das wurde in den
    Vereinigten Staaten breit diskutiert: Sollen wir Nordvietnam angreifen? Demgegenüber fiel
    die Bombardierung des Südens nicht ins Gewicht. Das gleiche gilt für die internen strategischen
    Planungen, über die es mittlerweile Dokumente in reichlicher Zahl gibt, nicht nur die Penta-
    gon-Papiere, sondern tonnenweise Geheimdokumente, die in den letzten Jahren für die
    Öffentlichkeit freigegeben wurden. Es zeigt sich — wiederum eine der wenigen wirklich
    interessanten Enthüllungen der Pentagon-Papiere —, daß es keine Planungen für die Eskalierung
    des Bombenkriegs im Süden gab, während der Krieg gegen den Norden sorgfältig vorbereitet
    wurde und man sich über den Zeitpunkt und den Umfang der Bombenabwürfe nachhaltig
    Gedanken machte. Die dreimal so starke Bombardierung des Südens wurde kaum erwähnt.
    Hier und da gab es einige eher zufällige Entscheidungen. McNamaras vor einiger Zeit
    erschienene Memoiren bieten ein ähnliches Bild: Den Krieg gegen den Norden diskutiert er
    ausführlich, der Süden wird nicht einmal erwähnt. Er teilt uns mit, was er am 21. Januar 1965,
    einem sehr wichtigen Tag, getan hat: Es gab eine große Debatte um die Bombardierung von
    Nordvietnam. Was er an diesem Tag sonst noch tat, sagt er nicht, wir wissen es aber aus
    anderen Dokumenten: Er ordnete zum ersten Mal den Einsatz von Jet-Bombern an, um den
    Luftkrieg gegen Südvietnam noch weiter zu eskalieren. Aber dazu findet sich bei ihm kein
    Wort.
    Der Grund dafür, daß der Krieg gegen Südvietnam im öffentlichen Bewußtsein und in den
    geheimen Planungen keine Rolle gespielt hat, liegt für mich auf der Hand, und man sollte
    ihm Aufmerksamkeit schenken, wenn man gewillt ist, in den Spiegel zu blicken. Die
    Bombardierung von Nordvietnam war für die USA in mehrfacher Hinsicht eine teure
    Angelegenheit. Zum einen in internationaler Hinsicht, denn Nordvietnam wurde als
    eigenständiger Staat betrachtet, der in vielen Ländern Botschaften unterhielt. Außerdem gab
    es die Gefahr eines Vergeltungsschlags. Die USA bombardierten eine chinesische
    Eisenbahnlinie, die von Südwest- nach Südostchina führte und dabei durch
    nordvietnamesisches Gebiet verlief. Die USA bombardierten sowjetische Schiffe und
    Botschaftsgebäude. China und die Sowjetunion könnten zurückschlagen. Das war gefährlich
    und mußte bei der Bombardierung Nordvietnams in Rechnung gestellt werden. Andererseits
    war der in viel größerem Maßstab gegen Südvietnam geführte Krieg risikolos. Die
    Südvietnamesen konnten sich nicht dagegen wehren. Folglich gab es zu der Zeit keine
    Probleme und auch keine Proteste. Praktisch nichts. Die Proteste richteten sich fast
    ausschließlich gegen die Bombardierung des Nordens. Der andere Krieg ist aus der Geschichte
    fast vollständig verschwunden und findet weder in McNamaras Memoiren noch in anderen
    Darstellungen Erwähnung. Und es gab, wie gesagt, dafür noch nicht einmal konkrete Planungen.
    Nur eine beiläufige Entscheidung: Es kostet uns nichts, warum sollten wir also nicht ein paar
    Leute umbringen? Es ist ein interessanter Vorfall, der uns eine Menge über die Denkweise
    verrät, die sich von den frühesten Zeiten bis heute erhalten hat. Und hier handelt es sich
    nicht um die weit zurückliegende Vergangenheit, nicht um Amalekiter oder Kreuzzüge oder
    Dschingis Khan.
    Der Krieg wurde also ausgeweitet; Laos und Kambodscha waren die nächsten Ziele. Auch
    hier stand die Zivilbevölkerung im Zentrum der Angriffe. Der Brennpunkt blieb jedoch immer
    Südvietnam. Dazu gehörte die großflächige Bombardierung des dichtbesiedelten Mekong-
    Deltas wie auch Luftangriffe auf Gebiete südlich von Saigon, die vor allem Dörfer und Städte
    im Visier hatten. »Auf diese Stadt«, so wurde entschieden, »lassen wir ein paar B-52-Bomber
    los.« Umfangreiche Terroroperationen namens »Speedy Express« und »Bold Mariner« sollten
    in erster Linie die Bevölkerung treffen, in der der Widerstand seinen Rückhalt besaß.
    Man könnte sagen, daß das Massaker von My Lai bloß eine Fußnote zu einer dieser
    Operationen und im Gesamtzusammenhang geradezu bedeutungslos war. Die Quäker hatten
    in der Nähe eine Klinik eingerichtet und wußten

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