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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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zärtlich aufs Bett.
    »Bist du sicher, dass du deine Meinung nicht doch noch mal änderst?«
    »Ganz sicher, danke.«
    »Ich habe dir Frühstück besorgt.«
    »Lüg nicht.«
    Er streckte die Hand neben das Bett und holte ein Baguette sowie eine Untertasse mit Butter und Marmelade hervor, die er allesamt ganz offensichtlich eben aus Moniques Korb unten stibitzt hatte. Wieder klopfte er auf
das Bett und hob die Augenbrauen. »Na, hast du nicht doch Lust?«
    »Kein bisschen, danke. Ich will auf dem Platz frühstücken. «
    Er setzte sich auf und blinzelte. »Ich will, ich will, ich will … du bist ganz schön anspruchsvoll.«
    »Ja, so bin ich eben. Tut mir leid.«
    Er sah mir zu, wie ich durch den Raum ging, um meine Handtasche zu holen. Dann ließ er sich aufs Bett zurückfallen, klemmte sich das Baguette senkrecht zwischen die Beine und starrte es in gespieltem Entsetzen an. »Aber was soll ich bloß hiermit machen!«, jammerte er.
    »Das ist dann vielleicht in der Mittagspause dran«, versprach ich und unterdrückte mit Mühe ein Lächeln, während ich zur Tür ging.
    »Echt?« Er strahlte.
    »Vielleicht.« Ich griff nach dem Zimmerschlüssel.
    »Aber ich muss dich fairerweise warnen, bis dahin wird es sehr hart sein.«
    »Dieses Risiko muss ich dann wohl eingehen.«
    Er seufzte, wälzte sich vom Bett und warf das Weißbrot hinter sich.
    »Herzloses Weib. Nun denn, tu, was du willst. Wo gehen wir überhaupt hin? Nach draußen offensichtlich, was ich persönlich als gewaltigen Rückschritt betrachte, wenn ich doch hier so schön mit dir kuscheln könnte, aber welches der überfüllten, lauten Lokale da unten bevorzugst du?« Wir polterten die Treppe hinunter, während er weiter vor sich hin grummelte. »Und das statt eines Morgens nur mit dir in köstlicher Einsamkeit in diesem entzückenden kleinen Gondelbett.«
    Als wir in den Sonnenschein hinaustraten, hakte ich mich bei ihm unter. »Wir lassen uns einfach treiben.«

    Schließlich landeten wir in dem kleinsten, ruhigsten Café in der Ecke gleich neben der Kirche, wo wir im fleckigen Schatten einer Platane saßen. Ivan erzählte von den Sachen, die er in Montpellier erstanden hatte – ziemlich gut, wenn man bedachte, dass es dort immer noch so viele Touristen gab, die lächerliche Preise bezahlten für Dinge, die einem normalerweise hinterhergeschmissen wurden. Und besonders gut hatte er auf dem Flohmarkt von Nizza eingekauft.
    »Aber es war anstrengend.« Er ließ sich in seinem Stuhl zurückfallen und fuhr sich mit der Hand über den blonden Hinterkopf. Er sah müde aus. »Zu viele Leute, zu viele überteuerte Hotels und jede Menge Ramsch. Aber glücklicherweise auch ein paar Schnäppchen.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Einen Aubusson-Teppich in Saint-Paul-de-Vence.«
    »Klingt gut. Muss man da noch was dran machen?«
    »Ein bisschen, aber ich kenne jemanden, der das kann. Ach ja, und einen Sekretär von Saint-Maximin, den ich selbst mit Schellack polieren und aufarbeiten will, wenn ich nach Hause komme.«
    Ivan war ein verkappter Handwerker, der insgeheim von einer eigenen Werkstatt träumte: ein lichtdurchfluteter Raum voller Sägespäne mit einer Werkbank voller Hobel und anderer Werkzeuge und vielen Restaurations-Objekten. Seine Begeisterungsfähigkeit, wenn er eine exquisit gefertigte Schublade oder eine Intarsienarbeit entdeckte, war faszinierend – und sexy. Und obwohl er genau wie alle anderen die französischen Märkte nach trendigen Shabby Chic -Schätzen abgraste, schlug sein Herz in Wahrheit für England, für die sorgfältige Schreinerarbeit seiner Heimat, wo sein großes Vorbild, Chesterfield, seine Möbel entworfen und gefertigt hatte. In einer längst
vergangenen Zeit wäre Ivan selbst ein Möbelschreiner geworden; doch in unserer Zeit, in der keiner mehr die Zeit hatte, ein Jahr auf ein Möbelstück zu warten, konnte er sie nur verticken. Ich fand es schade, dass er kein College besucht und das Handwerk richtig gelernt hatte, und zu seinem Geburtstag – nein, ich wusste nicht, der wievielte es war – hatte ich ihm einen antiken Hobel gekauft. Er war sprachlos gewesen.
    Aber eigentlich verkaufte er an seinem Stand gleich neben der Camden Passage Klunker, wie er es verächtlich nannte – er hatte nur Platz für ein einziges Möbelstück, auf dem er den Schmuck ausbreitete – und in Saint-Maximin hatte er einen Glückstreffer gelandet und einen fantastischen, alten Granatring gefunden, der seiner Überzeugung nach aus der Zeit Ludwig des

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