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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Wald hinter St Hilda’s Cassie Forbes geküsst hatte: Zwei junge Menschen, die sich gefunden hatten, sehr süß, sehr besonders. Vielleicht erlebten sie gemeinsam das erste herrliche Aufblitzen der Liebe. Ich machte die Augen ganz fest zu und biss die Zähne zusammen. In meinem Kopf drehte sich alles, und als über uns eine Tür heftig zugeknallt wurde, erschrak ich so heftig, dass meine Hand nach vorne schoss und mein Wasserglas auf den Boden katapultierte, wo es zerbarst. Zugegeben, die dann folgende geschäftige Unruhe und das Geräusch schneller Schritte waren schon hektisch und aufregend, aber dann schaffte ich es auch noch die Wasserflasche umzureißen. Sie drehte sich auf dem Tisch im Kreis und verspritzte das Wasser überallhin.
    »Und was jetzt?«, fragte Laura und beugte sich vor, um die Flasche wieder hinzustellen. Wir krochen auf dem Boden herum, sammelten die Glasscherben ein und warteten auf die Schritte, die unausweichlich näher kamen. Schließlich flog die Tür auf und Maggie und Ralph de Granville platzten in die Küche. »Ich kann mit diesem Mann nicht arbeiten!« Maggie war knallrot im Gesicht und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Sie schaute Ralph wütend an, der ähnlich aufgewühlt wirkte.
    »Und ich kann nicht mit dieser Frau arbeiten!«, brummte er wütend. Er reckte die Schultern zurück und stolzierte quer durch den Raum zum Spülbecken, wo er sich in Positur warf. Er drehte sich auf den Zehenspitzen zu uns herum, verschränkte die Arme und warf den Kopf in den Nacken. »Sie ist einfach ungebildet.«

    »Ungebildet!«, giftete Maggie zurück.
    Das war möglicherweise die schlimmste Beleidigung, die man meiner hoch intelligenten, höchst kultivierten Freundin an den Kopf werfen konnte. »Ich werde euch sagen, wer hier ungebildet ist. Einer, der einen ungerahmten Dreckspritzer an die Wand hängt und es als Kunst bezeichnet – oder der einen albernen Steinklumpen mitten in den Raum stellt und behauptet, es sei ein Tisch. Ganz grundsätzlich einer, der die Leute übers Ohr haut. Sie dazu verleitet, ihr gutes Geld in protzigen Mist zu investieren. Der irgendwelchen gefälschten Kram anpreist und seine Kunden dazu bringt, es wie des Kaisers neue Kleider zu betrachten – das nenne ich ungebildet. Außerdem ist es verachtenswert!«
    »Oohh …« Ralph schien vom sorgsam frisierten Scheitel bis zu den Zehenspitzen zu erschauern, seine hagere Gestalt bebte. »Nur, weil ich nicht irgendwelche abgelutschten, kitschigen Ideale einer klischeebeladenen, abgedroschenen Parodie einer längst vergangenen, guten alten Zeit kopiere? Oh ja, hier noch eine Sitzgruppe mit einem Paar Louis-Quinze-Sesseln und noch ein Fetzchen kunstvoll drapierter antiker Samt über einem klapprigen Eisentisch. Ohne jede Innovation, ohne Ausstrahlung und vor allem – ohne Ideen!«
    Maggies Gesicht war verzerrt vor Wut. »Ich weise Sie darauf hin, dass der innovative Touch, den ich meinen klassischen Möbelstücken gebe, genau das ist, wodurch sie neu definiert und in die heutige Zeit transportiert werden. Zum Beispiel diese Bergère mit dem geflämmten Holzrahmen oder … oder der Sessel im Arbeitszimmer, bei dem die Lehnen mattschwarz gestrichen wurden – alles Dinge, die Sie gar nicht sehen, weil Sie blind sind für alles, was vor mehr als fünf Minuten entstanden ist.
Nur weil es zeitgenössisch ist, bedeutet das ja noch lange nicht, dass es gut ist, verstehen Sie?«
    »Und nicht alles, was alt ist, ist gleichzeitig attraktiv«, keifte er zurück. Er sog die Wangen ein und musterte sie von oben bis unten. »Dafür sind Sie selbst das beste Beispiel, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
    Maggie verschlug es nur selten den Atem, diesmal jedoch schien es ihr die Luft bis ganz zu den eleganten Lackstiefeln ausgesaugt zu haben. Aber nicht für lange.
    »Wie können Sie es wagen? Viel antiker als Sie geht ja kaum noch, wenn Sie Ihren ältlichen Bauch einziehen und Ihre ausgelutschte Tunten-Nummer abziehen. Mit Ihren gefärbten Haaren und …«
    »Ich färbe mir nicht die Haare. Das ist alles Natur!«
    »Aber ich sehe doch die Ansätze!«
    »Während Sie jeden Ansatz vermissen lassen, und zwar von guter Kinderstube«, knurrte er. »Wenn Sie bitte zur Kenntnis nehmen würden, dass meine Familie von genau den französischen Salons abstammt, die Sie zu imitieren suchen: von den Granvilles aus Allègre mit einem wunderschönen Schloss an der Loire, das Sie in Ihren wildesten Träumen nicht nachempfinden können!«
    »Meine

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