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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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beruhigte ich sie.
    »Er ist einfach nur nervig.«
    »Ja, aber du weißt ja selbst, wie es ist, wenn man ein Haus von anderen Leuten gestaltet. Wenn man dort wohnt, muss man sich sein Essen sozusagen verdienen, indem man freundlich Konversation betreibt. Das wissen wir doch beide.«
    »Er betreibt keine Konversation, er gibt an.«
    »Okay, er gibt an«, sagte ich matt. »Komm schon, Maggie, vergiss doch Ralph mal für einen Augenblick. Zeig mir das Haus. Zeig mir, was du gemacht hast, während ich fort war. Ich habe absichtlich noch nicht geschaut, weil ich wollte, dass du es mir zeigst.«
    »Echt?« Sie strahlte. »Ich dachte, du hättest schon geschaut und nichts gesagt, weil es dir nicht gefällt.«
    »Sei nicht albern. Ich bin bisher nur rumgelaufen und habe mir die Augen zugehalten. Komm schon, ich will jetzt eine Führung haben.«
     
    Wir fingen oben an und arbeiteten uns von hinten bis zur großen Eingangshalle vor, durch alle Zimmer, an denen sie gearbeitet hatte, und auch durch alle, die Ralph gehörten. Und es war tatsächlich so, dass ich das, was Mr de Granville in den formelleren Bereichen des Hauses – dem Salon, der Eingangshalle, dem Elternschlafzimmer und so weiter – bewirkt hatte, sogar ziemlich gut fand. Genau wie das, was Maggie in den familiäreren Räumen geschaffen hatte – im Spielzimmer, im Wohnzimmer, in den Zimmern der Kinder – das war ebenso hervorragend. Maggie sah das natürlich ganz anders.
    »Schau dir das an!«, ätzte sie, als wir den Salon betraten.
Sie zeigte ungläubig zu dem dicken Felsbrocken neben dem Kamin hinüber, der sie so störte. »Hässlich! Schlicht und einfach grauenvoll hässlich.«
    Mir gefiel es eigentlich. Es war nicht viel mehr als ein großer Granitbrocken, doch er war lang und elegant und eine willkommene Abwechslung von den allgegenwärtigen Hockern oder Sofatischen, und er bot einen guten Kontrast zu dem marmornen Kamin. Ralph hatte ihn auf einen schlichten, cremefarbenen Teppich gestellt zwischen hellen Sofas, die von ein paar locker verstreuten riesigen, granitfarbenen Kissen akzentuiert wurden. Ich staunte über die glatte Oberfläche. Streckte die Hand aus, um …
    »Nicht anfassen!«, blaffte sie mich an. Ich zuckte mit der Hand zurück, als hätte ich mich verbrannt. »Das ist genau das, was er will!«, zischte sie. »Er will, dass alle es befummeln und dann entzückt ausrufen, wie wunderbar glatt sich das anfühlt. Dieser nutzlose, alte Felsbrocken! «
    Aber er war gar nicht nutzlos, denn er war glatt genug, dass man ein Tablett mit Kaffee darauf abstellen konnte, wie Laura es nach dem Essen gerne tat. Man konnte daneben oder sogar darauf Platz nehmen. Und, zugegeben, vielleicht war er ein bisschen zu protzig und auffällig, was Maggie gar nicht leiden konnte, da sie der Meinung war, gute Stücke sollten sich in ihre Umgebung einfügen und nicht diskutiert werden, aber der Rest des Raumes fügte sich ziemlich gut darum herum. Die Fenster hatte Ralph mit schlichten Leinenvorhängen dekoriert, die aber überraschenderweise oben üppig mit Quasten verziert waren, was dem Ganzen einen traditionellen, luxuriösen Touch gab. In der Ecke beim Fenster stand eine imposante moderne Skulptur, die sich bei näherer Betrachtung
als ein Abbild des Philosophen Descartes herausstellte. Und so war Ralphs Stil zwar zeitgenössisch, doch mit einem durchaus antiken Touch, einer kleinen Verneigung vor der Vergangenheit. Wohingegen unser Stil … sinnierte ich, während ich langsam noch einmal in das Wohnzimmer zurückging, wo Maggie wunderschöne, alte französische Sessel aufgestellt hatte, die aber mit rotem Leder bezogen waren – praktisch wegen der Kinder … unser Stil alt war, mit einer Verneigung vor der Zukunft, einem zeitgenössischen Touch. Und so trafen sich zwei gar nicht so unterschiedliche Stile in der Mitte.
    »Sieh dir das an!«, kreischte Maggie und zerrte mich zum Speisezimmer, wo sie die Tür weit aufriss.
    Mir blieb der Mund vor Staunen offen stehen. Fast hätte ich die von Hughs Vorfahren geerbten Möbel gar nicht wiedererkannt. Die Anrichte war von verstaubtem altem Kristall und Silber befreit worden und darüber hing ein riesiges, modernes Gemälde – vermutlich der »Dreckspritzer«. Aber es war ein roter, leuchtender Spritzer, der hervorragend wirkte und die Rottöne in dem Mahagonimöbel darunter zur Geltung brachte und es dadurch zum Leben erweckte. Der Tisch war mit gigantischen Platztellern aus Blei gedeckt, die weit vor diesem

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