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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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So jung wie Seffy und Cassie? Sei nicht albern, Hattie. Aber ich merkte, wie ich mich gedanklich in heikle Gefilde begab, auf unsicheren Boden. Vielleicht war Imogen doch älter, als sie aussah. Schon Anfang fünfzig? Und vielleicht war Luxusleben die Antwort auf die Frage, wie es einem gelingen konnte, sein jugendliches Aussehen zu wahren. Kommt man so durch die Wechseljahre?
    »Wie bitte?« Sie blickte überrascht auf, und mir wurde klar, dass ich die Frage laut ausgesprochen hatte. »Kommt man so durch die Wechseljahre?« Sie errötete und starrte mich verständnislos an.
    Ich räusperte mich. »Durch … den Wechsel der Haare. Ich meine, wenn die ihr Winterfell kriegen. Das muss doch viel Dreck machen bei zwei Hunden, oder?« Ich sprach nicht weiter und bemühte mich, ein wenig verwirrt zu wirken, was mir nicht schwerfiel.
    »Oh. Ja, das schon«, gab sie unsicher zu. »Aber einer gehört eigentlich unserer Haushälterin«, fügte sie rasch hinzu.
    »Ach so!« Ich nahm diese Information zur Kenntnis, als wäre sie der Schlüssel zu den großen Fragen des Lebens.
Der Heilige Gral selbst. Nickte nachdrücklich. »Verstehe. «
    Nach einer Weile ging sie, was nicht überraschend war, etwas von einem Freund auf der nächsten Position murmelnd, ein Stück weiter. Ihre Hunde nahm sie mit. Ich war vollkommen durcheinander, hockte mich wie betäubt auf einen Baumstamm und sah zu, wie Hal ein paar Schritte vor mir aufmerksam den Himmel beobachtete, das Gewehr im Anschlag. Ein Fasan flog über uns, tief und langsam, ein leichtes Ziel. Er hob die Flinte und ließ sie wieder sinken. Der Vogel flog weiter. Dann kam noch einer, diesmal höher und schneller — er schoss und der Vogel stürzte zu Boden. Der Klang von Schüssen ertönte die Reihe entlang und erfüllte die Luft. Hunde hechelten aufgeregt umher und apportierten. Es war ein wunderschöner Tag, hell und klar: ein bisschen schwierig für die Jäger, wie man mir erklärte — weil das Licht blendete – aber herrlich für uns Zuschauer. Genieße es, genieße es, sagte ich mir immer wieder. Denk nicht so viel nach. Verdirb es dir nicht.
    Die Jäger standen etwa fünfundzwanzig Meter auseinander, so dass ich Angus Harrison zu meiner Linken und etwas weiter das Tal entlang Kit sehen konnte, hinter dem zu meiner Überraschung keine Maggie auf ihrem Jagdhocker lehnte. Da würde sie aber enttäuscht sein. Sie war wohl vorschnell mit meinem Hocker in die falsche Richtung davongeeilt. Ich verspürte Erleichterung, wies mich aber sogleich zurecht. Ich durfte mich nicht so hineinhängen, musste lockerer sein. Es war nur … Laura und ich waren uns nie so ganz sicher gewesen, was Kits sexuelle Ausrichtung betraf. Wir waren ziemlich sicher, dass er nicht schwul war, aber wir waren auch nicht völlig davon überzeugt, dass Heterosexualität seine
Sache war. Und wie nannte man das Zwischending? War er asexuell? Es hatte die eine oder andere Freundin gegeben, aber das war Lichtjahre her, und sie waren allesamt graumäusig und schüchtern gewesen, ganz anders als Maggie. Ich wollte nicht, dass er verletzt wurde, was, wie ich mir klarmachte, der wahre Grund für meine Gefühle war. Maggie war so viel weltlicher. Außerdem hatte sie Ellbogen. Ich war mir nicht sicher, ob Kit da wirklich eine Chance haben würde.
    Hinter Kit stand Luca. Er sah groß und gut aus in seinem elegant geschnittenen italienischen Jagdanzug aus einem weicheren, leichteren Tweed, ganz anders als das englische Tuch. Ich staunte, wie gut er mit dem Gewehr umgehen konnte, sein verkrüppelter Arm fiel gar nicht auf. Jetzt zielte er auf einen hoch fliegenden Vogel und schoss ihn ohne viel Aufhebens ab. Noch ein Federbündel stürzte ganz in der Nähe mit einem dumpfen Aufprall zu Boden. Es wird alles gegessen, sagte ich mir, als es noch einmal zuckte, bevor es bewegungslos liegen blieb. Es wird alles gegessen, und die Tiere hatten ein fantastisches Leben hier draußen in der Wildnis. Man brauchte ja nur an Käfighühner zu denken, die unter entsetzlichen Bedingungen zusammengepfercht wurden, ihre Käfige waren dunkel und viel zu eng, sodass sie aufeinander einhackten. Die kauften wir ohne mit der Wimper zu zucken im Supermarkt. Diese Vögel hier hatten ein weit schöneres Leben genossen und hatten außerdem noch die Chance, davonzukommen, dachte ich, als Luca gerade einmal nicht getroffen hatte. Der Vogel flog hoch in die Lüfte davon.
    Daisy war hinter Luca. Sie hatte von Hugh die Anweisung erhalten, dass sie für

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